Flüchtlinge ziehen um: Sporthalle wird wieder freigegeben
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- Die Halle der Friedrich-Fröbel-Schule bleibt dagegen weiterhin gesperrt
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bc. Stade. Auch wenn derzeit so gut wie keine neuen Flüchtlinge dem Landkreis Stade zugewiesen werden, hat Landrat Michael Roesberg am Montag in einer Pressekonferenz im Anschluss an den nicht-öffentlich tagenden Kreisausschuss die Botschaft verkündet, dass die Versorgung und Integration der Asylbewerber noch lange nicht beendet ist. „Wir sind froh, dass alle Beteiligten so gut mitziehen, aber wir brauchen einen langen Atem“, so Roesberg. Bei Weitem seien noch nicht alle Asylverfahren der aktuell im Landkreis lebenden 3.300 Flüchtlinge abgeschlossen.
Die frohe Kunde: Die Sporthalle der Berufsschule an der Glückstädter in Stade will der Landkreis ab Anfang Februar 2017 wieder für den Schul- und Vereinssport freigeben. Derzeit leben dort unbegleitete minderjährige Asylbewerber - abgekürzt UMA. Seit Oktober 2015 ist die Halle gesperrt.
Zu den Zahlen: Zu den Hochzeiten der Flüchtlingswelle hatte der Landkreis mit 4.500 Schutzsuchenden gerechnet. Von den tatsächlich derzeit hier lebenden 3.300 haben seit Kurzem alle einen Asylantrag stellen können. Um sie muss sich der Kreis nach den Vorgaben des Asylbewerberleistungsgesetz kümmern. Das heißt: Er zahlt ihnen Geld für Unterkunft und Lebensunterhalt. Roesberg rechnet damit, dass die im Haushalt 2016 eingeplanten 29 Mio. Euro dafür ausreichen werden - unabhängig davon, dass noch mit einer Kostenerstattung von Bund und Land zu rechnen ist.
Von den 3.300 Flüchtlingen sind nach gegenwärtigem Stand 900 Personen ausreisepflichtig, sprich ihr Asylantrag wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt. Davon verfügen aber 730 Asylbewerber über einen Duldungsstatus. Sie können aus verschiedenen Gründen nicht umgehend abgeschoben werden, sei es aus humanitären Gründen oder weil man aufgrund fehlender Informationen schlicht nicht weiß, wohin man die Menschen schicken soll. Die übrigen 170 ausreisepflichtigen Flüchtlinge müssen definitiv das Land verlassen. Roesberg: „Die Zahl der Ausreisepflichtigen wird steigen.“ Seit Januar 2016 bis heute haben sich zudem 200 Flüchtlinge, überwiegend aus den Balkanländern, freiwillig entschlossen, in ihre Heimat zurückzukehren.
Bei denjenigen Flüchtlingen mit positiver Bleibeperspektive benötige es großer Anstrengung, um sie für den regionalen Arbeitsmarkt zu qualifizieren, so Roesberg. „Die Ansicht, dass Asylbewerber mit Hilfe von Sprachmittlern Deutsch lernen können, ist gescheitert.“ Der Landrat fordert: „Wir brauchen in Deutschland einen zweiten, staatlich finanzierten Arbeitsmarkt, um die Menschen in Beschäftigung zu bekommen.“ So wie es ihn in den 1980er und 1990er in Deutschland gegeben hat. Stichwort Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM). Die beste Chance auf Integration hätten gegenwärtig die Kinder von Flüchtlingen, die in den Schulen all das lernen, was den Erwachsenen oftmals schwerfalle.
Mit seiner Ankündigung, die BBS-Halle wieder freizugeben, geht Roesberg ein kleines Risiko ein. Die Zuteilungsquote für den Landkreis liegt bei 130 UMA. Derzeit leben aber nur 80 in Stade - davon 70 verteilt auf die BBS-Halle und die Halle der Friedrich-Fröbel-Schule, die auch weiterhin gesperrt bleibt. Der Rest ist in Pflegefamilien untergekommen.
Roesberg geht davon aus, dass möglichst bald neue Einrichtungen für die UMA im Landkreis geschaffen werden. Nach WOCHENBLATT-Informationen sucht der private Betreiber der UMA-Einrichtungen in Stade nach potenziellen Standorten für Wohngruppen in Stade und Buxtehude. Als Jugendhilfeträger muss der Landkreis den Bau der Wohngruppen finanzieren.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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