Tiny Houses sind in Baugebieten kaum genehmigungsfähig
Klein ist ökologisch gut, wird aber ausgebremst

Wohnen minimalistisch - für viele Menschen erstrebenswert, doch Baugesetzte bremsen das oft aus | Foto: adobe_ppa5
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  • Wohnen minimalistisch - für viele Menschen erstrebenswert, doch Baugesetzte bremsen das oft aus
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(tk). Der Spruch "small ist beautiful" (klein ist schön) stimmt nicht, wenn es um das deutsche Baurecht geht. Minihäuser, sogenannte Tiny Houses, sind in normalen Wohngebieten kaum genehmigungsfähig. In Bebauungsplänen (B-Plänen), in denen im Detail geregelt ist, was erlaubt ist, kommen diese Minihäuschen meist nicht vor. Was wie Wahnsinn mit Methode wirkt: Sie sind zu klein, um in einem normalen Baugebiet erlaubt zu sein.

Wohnen ist zu teuer geworden und der Flächenverbrauch soll aus ökologischen Gründen sinken - eigentlich wären Tiny Houses eine gute Alternative. In Stade und Buxtehude und jüngst auch in Harsefeld kamen daher Anträge aus der Politik, solche Gebiete zu entwickeln. In Winsen wurde vor ungefähr zwei Jahren darüber diskutiert. Es ging um die Nachnutzung vom Eckermann Park. Dort entsteht jetzt ein Schwimmbad.
Was das Kuriose an den Minihaus-Plänen ist: Sie werden als Wohnform gepriesen, aber kaum gebaut. Problemlos sind sie nur - egal, ob auf Rädern oder festmontiert - auf Campingplätzen zu errichten. Dort ist aber kein Dauerwohnen erlaubt.

Nachgefragt beim Landkreis Harburg: Welche Regeln greifen, wenn ein Tiny House gebaut werden soll? "Sie unterliegen grundsätzlich der Baugenehmigungspflicht", erklärt Kreissprecher Andres Wulfes. Das heißt, dass die jeweiligen B-Pläne in den Kommunen entscheidend sind. Sie setzen die Vorgaben. Minihäuschen kamen in der Phase der Aufstellung dieser Pläne aber noch gar nicht vor. Und so stoppt häufig schon die vorgeschriebene Mindestgröße für ein Baufenster die Pläne potenzieller Bauherren.

Neben vielen anderen Vorgaben, wie Anschluss ans öffentliche Versorgungs- und Straßennetz, regelt der Gesetzgeber auch, wie groß ein Raum mindestens zu sein hat, wenn er als Wohnraum genutzt wird: nämlich sechs Quadratmeter bei 2,40 Meter Raumhöhe. Wer es minimalistischer mag, wird ausgebremst.

Tiny Houses werden als neue und ökologische Form des Wohnens gepriesen, doch der Bau ist oft ein Problem | Foto: Adobe Stock/lowphoto
  • Tiny Houses werden als neue und ökologische Form des Wohnens gepriesen, doch der Bau ist oft ein Problem
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"Das ist eine Wissenschaft für sich", stöhnt Michael Heller, Chef des Kölner Tiny-House-Herstellers "Tiny House Manufaktur". Oft, sagt er, werde der Antrag auf Baugenehmigung ausgebremst, weil die Dämmung einfacher sei als bei einem neuen Einfamilienhaus. "Dabei ist der ökologische Fußabdruck eines Tiny Houses nur ein Bruchteil so groß wie bei einem Einfamilienhaus." Was er auch schon erlebt hat: Ein Tiny House wurde in Rheinland-Pfalz nicht erlaubt, weil es zu klein war. Es hätte die maximale Größe benachbarter Häuser im Falle eines Abrisses und Neubaus verringert. Verkehrte Welt: Die Bundesregierung erlässt Gesetzte zum Klimaschutz, aber Mini-Ökohäuser werden durchs Baurecht ausgebremst.

Tiny Houses als Wohnform sind derzeit nur dann ohne Probleme zu realisieren, wenn es ein Minihaus-Wohngebiet wird. Das wird zum Beispiel in Gräpel in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten geplant. Die Samtgemeinde hat beim Landkreis Stade die sogenannten Träger öffentlicher Belange frühzeitig beteiligt. 17 Kleinhäuser zwischen 17 und 43 Quadratmetern sollen auf einer rund 0,4 Hektar großen Fläche entstehen. Sowohl für kurze als auch langfristige Vermietung.

Wenn dieses Vorhaben realisiert wird, könnte es ein Leuchtturmprojekt in den Landkreisen Stade und Harburg sein.

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Wohnen minimalistisch - für viele Menschen erstrebenswert, doch Baugesetzte bremsen das oft aus | Foto: adobe_ppa5
Tiny Houses werden als neue und ökologische Form des Wohnens gepriesen, doch der Bau ist oft ein Problem | Foto: Adobe Stock/lowphoto
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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