Zukunftskonzept nennt Fakten und Zahlen
Stadtbibliothek Buxtehude braucht viel mehr Platz
Das Papier umfasst 108 Seiten und heißt "Stadtbibliothek Buxtehude 2030 - ein Konzept zur Weiterentwicklung der Stadtbibliothek". Die Lektüre lohnt sich, denn als zentrales Ergebnis kommt heraus, dass eine Buxtehuder Bibliothek der Zukunft, die sich an verändernde Bedarfe und die Digitalisierung anpasst, am bisherigen Standort in der Altstadt an der Fischerstraße keinen Platz finden wird. So schön das denkmalgeschützte Gebäude ist - es platzt schon jetzt aus allen Nähten. Eine Option auf veränderte Nutzungen gibt es dort nur sehr eingeschränkt.
Die Grundlagenstudie wurde von dem externen Fachmann Christoph Deeg und Peter Jobmann aus dem Team der Stadtbibliothek geschrieben. Ihre Ausgangsposition: "Die klassische Bibliothek mit ihrem Fokus auf den Verleih von Büchern und anderen Medien und mit einer Ausrichtung vor allem auf bildungsaffine Zielgruppen hat schon lange ausgedient. Heutige öffentliche Bibliotheken bieten eine Vielzahl an Angeboten und Services, weit über den Medienverleih hinaus. Zudem versuchen sie kontinuierlich neue Zielgruppen anzusprechen und sich den diesbezüglichen Bedarfen und Bedürfnissen anzupassen", schreiben die beiden Konzeptautoren.
Um die sehr ausführliche Analyse verkürzt auf den Punkt zu bringen: Die Stadtbibliothek der Zukunft benötigt vier unterschiedliche Räume mit verschiedenen Angeboten und Nutzungsformen. Ein Raum für Anregungen, der durch Medien, Kunst und Kultur Ideeninput liefert. En Lernraum, der für Einzelne oder Gruppen intensives Arbeiten ermöglicht. Ein Treffpunkt, etwa ein Bibliotheks-Café, als Ort der Begegnung. Und schließlich ein sogenannter performativer Raum. Darunter wird ein Ort verstanden, der vom Reparaturtreff bis hin zur Handarbeitsgruppe fast alles beheimaten kann. Weil auch Kinder und Eltern ihren Platz in einer Bücherei benötigen und nicht auf einmal alle Bücher platzsparenden digitalen Inhalten weichen, ist klar: In der Fischerstraße wäre ein solches Projekt nie und nimmer umsetzbar.
Die beiden Experten nennen dieses "Vier-Räume-Modell" "trag- und zukunftsfähig". Und sie schlussfolgern: "Die Frage nach Raum gewinnt maßgeblich an Bedeutung."
922 Quadratmeter sind ein Muss
Diese zentrale Fragestellung haben sie mit konkreten Zahlen hinterlegt: Bezogen auf Buxtehudes Einwohnerzahl würde eine Stadtbibliothek, die das "Vier-Räume-Modell" hundertprozentig umsetzen will, eine Einrichtung mit 1.800 Quadratmetern benötigen. Das wäre der theoretische und planerische Idealfall.
Nimmt man das Zukunftskonzept und setzt es in Relation zu den durchschnittlichen Bibliotheksgrößen in vergleichbaren Kommunen, so ergibt sich dabei noch immer ein Raumbedarf von 922 Quadratmetern. Die "vier Räume" wären in leicht reduzierter Form dennoch möglich. Diese Größe läge schon 200 Prozent über den aktuellen Kapazitäten.
Das dritte Größenszenario wäre der bisherige Standort. Ein Konzept, das sich an unterschiedlichen Nutzungen und Zielgruppen orientiert, wäre nicht umsetzbar. Es fehlt schlichtweg der Platz und der Denkmalschutz setzt enge Grenzen für bauliche Veränderungen.
Das heißt am Ende: Zukunft nur mit einer neuen Stadtbibliothek, die aber - auch das machen die Autoren deutlich - weiterhin zentral in der Stadt liegen muss. Ein Neubau im Gewerbegebiet wäre keine Option. Auf die Politik und die Stadtverwaltung kommen spannende Diskussionen zu. (tk).
KOMMENTAR: WARUM NICHT DIE MALERSCHULE?
Eine zukunftssichere Buxtehuder Stadtbibliothek braucht sehr viel mehr Platz und soll innenstadtnah bleiben. Weil Buxtehude wohl kaum die Flächen von C&A oder H&M vom Rathausquartierbesitzer kaufen wird, muss eine andere Lösung her. Die findet sich in der Malerschule. Ein Gebäude, das ebenfalls der Stadt gehört. Für die gibt es zwar ein neues Nutzungskonzept, das liegt aber erstens in der Schublade und ist zweitens nun wirklich nicht der ganz große Wurf.
Die Idee, die Stadtbibliothek in die Malerschule umzusiedeln, ist schon Jahre alt und jetzt brandaktuell. Ich vermute fast, einige in Politik und Verwaltung haben genau das gedanklich schon durchgespielt. Denn: Zwischen dem Bibliothekskonzept und den Ideen zur Malerschule gibt es Berührungspunkte: Ort der Begegnung mit einem Café, Kreativwerkstätten - steht in beiden Papieren.
Wenn die Stadtbibliothek in die Malerschule umzieht, könnte das alte Bibliotheksgebäude für Nutzungen freiwerden, die im Malerschul-Ideenkatalog stehen: etwa Co-Working-Spaces. Unterm Strich eine Win-win-Situation.
Tom Kreib
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