Volle Städte, leere Dörfer: Konzepte sind gefragt
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- So darf die Zukunft unserer Dörfer nicht aussehen
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tk. Landkreis. Das Gasthaus ist verwaist, der Lebensmittelmarkt geschlossen und der einzige Arzt befindet im Ruhestand: Das ist inzwischen die traurige Wirklichkeit in vielen Dörfern. Die Einwohner werden immer älter, die Wege zu den Versorgungszentren weiter und die Mobilität nimmt ab. Als Konsequenz zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Davon profitieren Buchholz, Buxtehude, Winsen und Stade mit wachsenden Einwohnerzahlen - dafür steigen die Mieten beständig.
Um der Verödung der Dörfer zu begegnen, gibt es in der Metropolregion Hamburg jetzt ein Leitprojekt zur Innenstadtentwicklung von Städten und Gemeinden unter der Überschrift "Volle Städte, leere Dörfer". Auch die Stadt Buchholz ist dabei. "Vom Dorfkern zum Stadtkern" heißt das Projekt, das mit detaillierten Analysen sinnvolle und flächensparende Entwicklungspotenziale aufzeigen soll.
Wie lässt sich der Niedergang der Dörfer verhindern? Das WOCHENBLATT hat mit Manuel Slupina vom "Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung" gesprochen. Das Berlin Institut ist eine unabhängige Forschungsinstitution (Think Tank), die sich unter anderem mit Fragen zur Bevölkerungsentwicklung befasst.
"Nicht die Einwohnerzahl darf die Messlatte sein", sagt Slupina. Kernfrage müsse vielmehr die Sicherstellung der Grundversorgung auf dem Lande werden. Es gebe deutschlandweit viele Projekt, die beispielhaft zeigen, wie das Dorfsterben aufzuhalten sei.
• In Schleswig-Holstein gibt es mit Landes- und EU-Mitteln geförderte "Martktreffs". Das sind Mini-Supermärkte auf dem Dorf, die gleichermaßen Laden und Klöntreff sind. "Orte, um soziale Kontakte zu fördern", sagt Slupina.
• In Schladen im Harzvorland wurde ein Supermarkt zu einem Gesundheitszentrum umgebaut. Mehrere Fachärzte bieten dort ein bis zwei Mal pro Woche ihre Sprechstunde an.
• Mehr Mobilität bieten Bürgerbusse. Mittlerweile rollen die auch in den Landkreisen Stade und Harburg. Vorreiter war hier Nordrhein-Westfalen. Mit Förderprogrammen hat die Landesregierung mehr als 100 Bürgerbusse auf die Straße geschickt.
• Auch private Mobilität lässt sich gemeinschaftlich nutzen: Die Höri, eine Bodensee-Halbinsel, bietet ein privates Mitfahrsystem an, das sogar per App genutzt werden kann.
"Es gibt jede Menge guter Ideen", sagt Manuel Sluipna. Viele der Projekte fußen auf bürgerschaftlichem Engagement. Die Frage ist, wie solche Vorhaben unterstützt werden können. Ohne Geld wird das Sterben der Dörfer nicht aufzuhalten sein. Das muss die kommunalen Haushalte nicht zwingend höher belasten. "Wir können Mittel umschichten", sagt Slupina. "Oft helfen schon kleinere Beträge und der Abbau bürokratischer Hindernisse."
Redakteur:Tom Kreib aus Buxtehude |
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