Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Jork
Wer heimisches Obst will, muss den Anbau sicherstellen
tk. Estebrügge. In allen Punkten stimmten sie nicht überein: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Jens Stechmann, Altländer Obstbauer und Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau. Klöckner fordert etwa, dass beim Thema Nachhaltigkeit, Umwelt- und Insektenschutz jeder kritisch über sich selbst nachdenken solle. "Vor Kritik sollte sich niemand abschotten", sagte sie bei ihrem Besuch in der Esteburg, dem Kompetenzzentrum für Obstbau in Jork. Stechmann dagegen betonte, dass jeder, der seit Generationen Obst anbaue, ohne Nachhaltigkeit gar nicht wirtschaften könne. "Wir sind die Nachhaltigkeitsexperten schlechthin", betonte er.
Was die Ministerin zu Beginn ihrer Rede ansprach, stieß dagegen auf ungeteilten Beifall: "Ich wehre mich vehement gegen den Vorwurf, im Obstbau würden die Saisonarbeitskräfte unter prekären Bedingungen arbeiten." Mit Blick auf in ihren Augen ungerechtfertigte Kritik an der Landwirtschaft generell rief sie auf: "Werden Sie Ihr eigener Influencer!"
Beim Thema Pflanzenschutz, laut Stechmann "zentral für den Obstbau", gibt es keine unüberbrückbaren Differenzen zwischen Ministerium und Obstbauern. Stechmann kritisiert, dass Mittel, die andernorts in der EU zulässig seien, in Deutschland nicht eingesetzt werden dürfen. "Das Obst wird aber trotzdem bei uns verkauft." Julia Klöckners grundsätzliche Positionsbestimmung: "Bei all den notwendigen Änderungen in der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Dafür werden wir in unserem Ministerium weiter kämpfen." Und, der Bundestagswahlkampf rückt näher, "das Umweltministerium steht auf der Bremse", so Klöckner - das wird von der SPD-Ministerin Svenja Schulze geführt. Bremser sei das Umweltbundesamt, das dem Ministerium unterstehe, etwa bei Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel.
Klöckner betonte zudem, dass ihr Ministerium bei Innovationen im Obstbau helfe: "Aktuell fördern wir über unser Ministerium 15 Forschungsprojekte rund um den Obstbau mit einem Volumen von mehr als zwölf Millionen Euro." "Forschung und Beratung sind wichtiger als Verbote", sagte Jens Stechmann mit Blick auf Innovationen. Grundsätzlich, darin sind sich die Ministerin und der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Obstbau einig: Wer heimisches Obst wolle, wer auf Regionalität und kurze Transportwege setze, der müsse auch dafür sorgen, dass die Produktionsbedingungen stimmen.
Als Vertreter für die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU), die im Plenum in Hannover gebraucht wurde, nahm der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke an dem Treffen teil. Seine Bitte Richtung Berlin: Die Bundespolitik möge sich dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen in anderen Staaten für den Export von Obst aus dem Alten Land besser werden. Der Markt dafür sei da, doch Beschränkungen in anderen Ländern bremsen aus. Der Weg vom Alten Land in die weite Welt liege dabei vor der Haustür: "Die Containerschiffe fahren an der Elbe an uns vorbei", stellt Helmut Dammann-Tamke fest.
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