Landkreis: Gute Bedingungen für Mücke und Co.
Feuchtwarmes Wetter ist ideal

Plagegeister vor allem in der Dämmerung und nachts: Mücken | Foto: Adobe Stock/ Johnstocker
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"In diesem Jahr ist es besonders schlimm mit den Mücken" - das hört man gerade häufiger. Nach dem Hochwasser im Juni in Baden-Württemberg und Bayern und bei dem derzeit feuchtwarmem Wetter mit vielen Gewittern kämpfen einige Regionen Süddeutschlands mit einer massiven Mückenplage, hatte die "Tagesschau" Anfang Juli berichtet. Gastronomen fürchten dort schon Umsatzeinbußen, am Bodensee sorgt man sich um ausbleibende Touristen. Auch auf Rügen und Usedom beschweren sich Touristen über eine Mückenplage, berichtet der Nordkurier.

Sind auch bei uns im Norden die kleinen Plagegeister auf dem Vormarsch, oder ist das hier "nur gefühlt" so? Frühsommerlicher Regen in Norddeutschland könnte auch hier das Mückenjahr beeinflusst haben. Denn er hat viele kleine, stehende Gewässer entstehen lassen, in denen Mücken ihre Eier ablegen. "Ein milder, feuchter Winter, ein feuchtes Frühjahr und Sommer sind ideale Bedingungen für die Vermehrung von Mücken", sagt Jakob Grabow-Klucken vom BUND-Landesverband Niedersachsen. Von einer "Plage" möchte er aber nicht sprechen. Man habe fünf trockene Sommer hinter sich, das führe auch zu einer besonderen Wahrnehmung durch die Menschen. "Das ist im Moment eine ganz natürliche Entwicklung und wird auch nicht dauerhaft so bleiben."

Beim Landkreis Harburg hat man noch keine Auffälligkeiten feststellen können. Kreissprecherin Katja Bendig gibt Entwarnung: "Wir haben dazu keine Hinweise." Auch beim Landkreis Stade ist man entspannt "Das ist derzeit bei uns kein großes Thema", sagt Kreissprecher Daniel Beneke.

Welche Mückenarten gibt es in Norddeutschland?

Zu den stechenden Mückenarten in Deutschland gehören die Gemeine Stechmücke, die Ringelmücke, Gnitzen/Bartmücken, Kriebelmücken, Sandmücken, Überschwemmungsmücken (Aedes sticticus), die Rheinschnake (Aedes vexans) und die Asiatische Buschmücke.

Am meisten verbreitet ist bei uns allerdings die klassische Stechmücke (Culex pipiens), auch bekannt als gemeine Hausmücke. Außerdem ist auch die Rheinschnake Aedes vexans in Deutschland weit verbreitet, haben die Mitarbeiter des von Biologin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung gegründeten Mückenatlas herausgefunden. Sie tritt vor allem in Überschwemmungsgebieten auf - also auch nach Starkregenereignissen wie im vergangenen Sommer.

Wie gefährlich sind "neue" Arten?

Durch verändertes Klima rückt inzwischen auch die auffällig gestreifte Tigermücke aus den Tropen Richtung Norden vor, wurde 2011 erstmals in Deutschland gesichtet. Sie ist auch tagsüber aktiv und nicht nur in der Dämmerung und nachts wie die klassische Stechmücke.

Die Tigermücke kommt bislang vor allem im Süden Deutschlands vor, wurde aber auch in Berlin gesichtet. Nördlicher wurde sie noch nicht entdeckt. Sie ist deshalb deutlich gefährlicher als die hiesigen Varianten, weil sie zum Beispiel das Zikavirus und das gefährliche Dengue-Fieber übertragen kann, sagt Mückenforscherin Doreen Werner im NDR. In Deutschland hat sie aber ohne Zusammenhang mit Reisen bislang offenbar noch nie jemanden infiziert. Übrigens: In Deutschland überträgt auch die gemeine Hausmücke zum Beispiel hin und wieder das West-Nil-Virus, das allerdings vor allem für Pferde gefährlich ist.

Wie leben Mücken?

Alle Stechmücken brauchen Gewässer, weil dort die Weibchen Eier ablegen. Im Wasser entwickeln die Eier sich zu Larven und später zu Mücken. Gut zu wissen: Verschiedene Mückenarten mögen unterschiedliche Gewässer - manche Mücken brüten am liebsten in Regentonnen, andere auf Friedhöfen, wieder andere in Waldtümpeln oder Wiesenpfützen. Darauf sind die Arten dann auch festgelegt.

Invasive Arten wie die Tigermücke kommen oft mit kleinsten Wasseransammlungen aus. Beispielsweise könne Arten wie die Tigermücke auch in einer Cola-Dose mit Restflüssigkeit brüten, sagt Biologin Werner. Dagegen brütet die gemeine Hausmücke gern in Regentonnen. Weil Mücken ohne Wasser nicht brüten können, ist der beste Ratschlag, um eine Mückenplage zu Hause zu verhindern: kleine Wasseransammlungen auf dem eigenen Grundstück so weit wie möglich eindämmen, auch Topfuntersetzer und Gießkannen regelmäßig ausleeren.

Was tun gegen Mücken im Haus?

Fliegengitter, Anti-Mückensprays, Duftkerzen, Ätherische Öle und elektrische Vernichter - der Markt für Anti-Mücken-Mittel ist groß. Doch was hilft am besten gegen nächtliche Mückenattacken? Man sollte zum Beispiel die Bettwäsche oft wechseln und abends duschen. Denn die kleinen Plagegeister werden nicht nur von dem CO₂ angelockt, dass wir ausatmen, sondern auch von Schweiß und anderen Körpergerüchen. Die Beleuchtung ist ihnen dagegen total egal: Das Licht ausmachen, wenn die Fenster geöffnet sind, bringt deshalb gar nichts, wenn man verhindern will, dass Mücken in die Wohnung fliegen

Mücken auf dem Speiseplan

Übrigens: Ein Jahr mit vielen Mücken ist nicht nur negativ zu sehen, sagt Jakob Grabow-Klucken. Schon die Mückenlarven stehen auf dem Speiseplan vieler Tiere, wie Wasserläufern, Libellenlarven, Gelbrandkäfern, Kaulquappen und Fischen. Angesichts des allgemeinen Insektensterbens sei es "sehr wichtig, dass wir auch mal ein Jahr mit vielen Mücken als Futter zum Beispiel für Fledermäuse und Vögel haben. Denn Jungvögel benötigen unbedingt eiweißhaltige Insektenkost." Von den vielen Mücken profitierten besonders Schwalben, aber auch Fledermäuse und Spinnen. Beate Gutzki-Heitmann vom Nabu Winsen bestätigt das. Für viele Vögel herrschten gerade so gute Ernährungsbedingungen, dass sie häufiger als sonst brüteten.

Plagegeister vor allem in der Dämmerung und nachts: Mücken | Foto: Adobe Stock/ Johnstocker
Die Tigermücke aus den Tropen wurde auch schon in Berlin gesichtet - weiter im Norden aber nicht | Foto: Adobe Stock/ Witsawat
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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