Jetzt macht es Ulrich Deus doch!
mum. Jesteburg. Kein Thema wird derzeit im kleinen Jesteburger Ortsteil Itzenbüttel so intensiv diskutiert, wie die Überplanung der Hofstelle von Robert Böttcher, der mit seinem landwirtschaftlichen Betrieb an den Ortsrand ziehen möchte. Stattdessen war auf dem Areal (14.000 Quadratmeter) eine Einrichtung zur Betreuung von 60 jugendlichen Asylbewerbern geplant - voraussichtlich für die Dauer von zehn Jahren, dann sollte das Areal für Wohnbebauung genutzt werden. Bereits im Bauausschuss Ende Januar war es Böttcher allerdings nicht möglich, einen Investor, beziehungsweise einen Betreiber für die Einrichtung zu nennen. Die Verwaltungsvorlage hatte den Eindruck erweckt, dass Ulrich Deus Ideen-Geber des Konzepts ist. Doch der Eigentümer der Jugendhilfe-Einrichtung „Forellenhof“ will - so seine Sprecherin Bettina Allerding - weder als Betreiber noch als Investor aktiv werden.
Jetzt die doppelte Rolle rückwärts: Am Montag traf sich Samtgemeinde-Bürgermeister Hans-Heinrich Höper mit Deus. Laut Höper bestehe Deus weiterhin darauf, nicht ein Investor zu sein. Er sei ein Freund der Familie Böttcher und würde diese bei ihren Plänen unterstützen. Dazu gehöre es auch, dass der „Forellenhof“ die Verantwortung für eine Einrichtung für jugendliche Flüchtlinge auf dem Areal übernehmen würde. Doch von 60 Personen sei nicht mehr die Rede. „In Jesteburg betreibt der ‚Forellenhof‘ seit ein paar Wochen eine Wohngruppe, in der etwa zehn jugendliche Flüchtlinge untergebracht sind“, so Höper. Die Erfahrung habe gezeigt, dass diese Wohngruppen nicht mehr als 20 Personen haben sollten. Aus diesem Grund sei auch das Konzept für Itzenbüttel geändert worden. Statt 60 sollen dort höchsten 20 Jugendliche einziehen.
Die Änderung des Konzepts bedeutet aber auch, dass die erst später geplante Wohnbebauung zeitgleich beginnen kann. Laut Höper sind 25 bis 30 Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe geplant - darunter auch sozialer Wohnungsbau.
Als nächstes wird Böttcher - unterstützt von Deus - ein neues Konzept erarbeiten. Dieses soll vermutlich im Mai mit den Itzenbüttlern öffentlich diskutiert werden. Auf die Agenda des Bauausschusses rückt das Thema erst wieder im Juni.
Unterdessen haben die Itzenbütteler selbst die Initiative ergriffen und am vergangenen Donnerstag zu einer Versammlung im „Grünen Jäger“ eingeladen. Dort stellt die Dorfgemeinschaft ein Positionspapier vor. Das Fazit: „Die Entwicklung der historischen Dorfmitte Itzenbüttels als Ortsteil Jesteburgs bietet viele Chancen, aber auch einige Risiken. Ein sinnvolles Konzept unter Einbeziehung einer vernünftig dimensionierten, integrativen Unterbringung von Flüchtlingen und dringend benötigtem Wohnraum jenseits von Einfamilienhausbauplätzen könnte die Entwicklung Itzenbüttels und Jesteburgs vorantreiben.“
In dem Papier, das von der Arbeitsgruppe „Itzencity“ formuliert wurde, heißt es außerdem:
• Eine Neubebauung sollte dem bisherigen Bebauungsplan folgen. Eine Änderung würde ein fatales Signal an andere Verkaufswillige senden und das historische Ortsbild nachhaltig zerstören.
• Die Dorfmitte bietet sich für eine architektonisch wertige Bebauung im Stile einer Hofstelle an, nicht jedoch für ein großes Wohnheim in Gebäuden, für die die derzeitigen Baugrenzen verschoben werden müssten.
• Die Integration eines öffentlich zugänglichen Platzes im Eingangsbereich vom Itzenbütteler Sod ist denkbar. Die bereits vorgenommene Gestaltung der Hofstelle „Hof und Gut“ kann als gelungen und beispielhaft angesehen werden.
• Das Verkehrskonzept ist kritisch zu beleuchten, der Itzenbütteler Eichhof ist nicht für eine intensivere Befahrung ausgelegt.
• Im Rahmen der Neubebauung ist es denkbar, eine Wohngemeinschaft für maximal zehn bis 15 jugendliche oder erwachsene Flüchtlinge mit einer vertraglich definierten Belegungsgrenze und Nutzungsdauer zu integrieren.
• Für die Nachnutzung wäre es wünschenswert, wenn eine kommunale Trägerschaft der Entwicklung angestrebt wird. Private, ausschließlich gewinnorientierte Bauträger scheinen für ein solches Vorhaben nicht geeignet.
Böttcher: „Seit zehn Jahren vor Gericht“
Landwirt Robert Böttcher, der selbst an der Veranstaltung teilnahm, fasste seine Beweggründe bereits im Januar zusammen: „Seit zehn Jahren befinde ich mich mit Nachbarn im Rechtsstreit. Sie fühlen sich durch landwirtschaftliche Emissionen gestört“, so Böttcher. Das sei aber nicht der Grund, warum er seinen Hof aufgeben will. „Ich möchte meiner Tochter einen Betrieb übergeben, der Zukunft hat“, so Böttcher. Darum will er eine Pferdezucht am Rande des Ortes aufbauen. Das kostet Geld, das er durch den Verkauf seiner Flächen an einen Investor einnehmen will.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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