Jesteburg: Ärger um Kunst im heimathaus
Muss genehmigte Ausstellung weichen?
"Wir hatten schließlich eine Vereinbarung, dass die Bilder bis zum Ausstellungsende am 21. September im Heimathaus hängen bleiben durften." - Karin Neudert, Vorsitzende des Kulturvereins Jesteburger Podium, ist empört. Angeblich weil der Jesteburger Standesbeamtin und örtlichen Jazz-Veranstaltern die Gemälde der Ausstellung "Wege in die Zukunft - Frieden" - sie wurde übrigens vom Landkreis mit dem Preis „Breitenförderung Kunst, Kultur und Medien des Landkreises Harburg 2024" bedacht - nicht gefielen, sollte Neudert sie abnehmen.
Das Heimathaus am Niedersachsenplatz ist auch Trauzimmer. Und sollte in dieser Funktion jetzt für eine RTL-Sendung abgelichtet werden. Hatte der Konflikt damit zu tun? "Der Dreh des RTL Teams bezog sich auf das Thema 'Trauungen im Heimathaus' und hat zu keiner Zeit Einfluss auf die Ausstellung von Frau Neudert gehabt", sagt Gemeindedirektorin und Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden.
"Bilder des Anstoßes" waren zunächst nur drei Gemälde zum Thema Frieden, darunter zwei an der Stirnseite des Raumes an einen Schrank und den Kamin gehängte und das in kräftigen Farben gehaltene abstrakte Gemälde "In die Zukunft führen viele Wege" von Wilfried Lohmann zum Thema Krieg und Frieden. "Seine Bilder sind bei den Ausstellungsbesuchern immer sehr beliebt, er verkauft sie auch gut", erklärt Karin Neudert. "Die Standesbeamtin wollte, dass alle drei verschwinden", so Neudert.
Tatsächlich habe sich Karin Neudert nicht an Vereinbarungen gehalten, kontert von Ascheraden. "Die Bilder wurden früher als besprochen angehängt und führten damit zur Störung einer Veranstaltung, die vor Eröffnung der Ausstellung stattfand."
Für eine Jazz-Veranstaltung am 14. September sollten dann alle preisgekrönten Bilder aus dem Erdgeschoss abgehängt werden, darunter auch ein von Karin Neudert extra für diese Ausstellung selbst angefertigtes Bild von einem Mädchen mit auffliegenden Tauben. Die Bilder passten nicht zu der Veranstaltung, habe Christian Wulle von der Naturbühne mitgeteilt, so Neudert. "Er hat zum Teil mehrfach täglich angerufen, um zu fragen, wann die Bilder endlich verschwunden seien."
Auf dem Anrufbeantworter habe sich dann eine Nachricht von Gemeindearchivar Jochen Rabeler befunden, der das Heimathaus für den Jesteburger Arbeitskreis für Heimatpflege verwaltet und die Ausstellung genehmigt hatte. Inhalt: Die Bilder sollten sofort abgehängt werden. "Das sei eine Anweisung der Bürgermeisterin, behauptete er", erzählt Neudert, die zuvor einen Kompromiss mit der Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden geschlossen habe. "Wir hatten und geeinigt, dass von angeblich drei störenden Bildern im Erdgeschoss zwei abgehängt würden - das habe ich umgehend umgesetzt. Der Gipfel war ein Anruf aus dem Rathaus, wenn ich die Bilder nicht entfernen würde, würden 'andere Maßnahmen gegen mich ergriffen' - das ist eine Frechheit!" Es könne nicht sein, "dass durch einige Damen und Herren in der Gemeinde die von mir ausgestellte Kunst degradiert wird und von deren Urteilsvermögen abhängig gemacht wird."
Das Erdgeschoss des Heimathauses sei nie als Ort für Ausstellungen eingeplant gewesen, sagt dagegen von Ascheraden. "Ich habe mich niemals über die Exponate oder deren Inhalte geäußert. Der Grund für das Verlangen, die Bilder für die Jazz-Veranstaltung abzuhängen, bestand in der Sorge um die Bilder." Auch wenn Frau Neudert erklärt habe, diese seien versichert, wollte der Veranstalter nicht die Verantwortung übernehmen. Man hätte die Gäste dann darauf hinweisen müssen, sich nicht an die Bilder zu lehnen. Schließlich habe Frau Neudert zunächst zugestimmt, die Bilder für die Veranstaltung nochmal abzunehmen.
Man hätte damit leben können, wenn die Bilder bei der Veranstaltung verhängt worden wären, aber das Abnehmen und Aufhängen sei immer "ordentlich Arbeit", bestätigt Neuderts Ehemann Manfred, der bei diesen Arbeiten regelmäßig hilft. Er war es, der die Bilder am Ende kurz vor der Jazzveranstaltung aus Sorge um mögliche Beschädigungen dann doch abnahm. "Aber die ganze Art und Weise - das war ein Affront", empört sich Karin Neudert weiter. "Ich mache seit 25 Jahren hier künstlerische und musikalische Veranstaltungen - das gab es noch nie! Schließlich hatten wir eine schriftliche Vereinbarung über die Ausstellung."
Wie die nächste Ausstellung laufen wird - sie ich für Ende Oktober/November geplant - mag sie sich noch nicht vorstellen. Aber "So geht es nicht!" Christian Wulle und Jochen Rabeler mochten sich nicht direkt zu den Vorwürfen Neuderts äußern.
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