Phänomen "Littering"
Thema Müll und Unrat sind ein Dauerbrenner

Typischer Zivilisationsabfall an einem Parkplatz in Meckelfeld (Mattenmoorstraße): Kippe, Kaffeebecher, Taschentuch und FFP2-Maske | Foto: ts
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  • Typischer Zivilisationsabfall an einem Parkplatz in Meckelfeld (Mattenmoorstraße): Kippe, Kaffeebecher, Taschentuch und FFP2-Maske
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(as). Pappbecher, Zigarettenkippen oder Hygienemasken - getreu dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn" wird Abfall allzuoft achtlos weggeworfen. An Bahnhöfen, in Stadt- oder Ortszentren, an Parkplätzen, aber auch in Parks und Wäldern stößt man in der Landschaft immer wieder auf Müll - teilweise nur wenige Meter vom nächsten Mülleimer entfernt. Das Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen im öffentlichen Raum - bewusst oder unbewusst -, ohne Papierkörbe zu nutzen, hat mittlerweile einen eigenen Begriff: "Littering" (abgeleitet vom englischen "Litter" = Müll). Das Umweltbundesamt hat verschiedene Studien dazu ausgewertet. Als Gründe für das achtlose Wegschmeißen von Abfällen werden mehrheitlich genannt Faulheit, Eile, Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit (kein Abfalleimer in der Nähe).

Diesen Eindruck kann Birgit Diekhöner, Sprecherin der Stadt Buchholz, bestätigen. "Die Menschen werden uninteressierter, was die Umwelt angeht", sagt Diekhöner. Über die Melde-App der Stadt Buchholz erreichen die Verwaltung täglich zwei bis drei Nachrichten zu illegal entsorgten Abfällen, berichtet Diekhöner, von Sperrmüll bis zu Autoreifen, die achtlos am Straßenrand oder im Wald abgeladen werden. Auch auf den Boden oder in Beete geworfener Unrat wie Pappbecher, Verpackungen, Hygienemasken oder Taschentücher wird immer mehr. Und das, obwohl vielerorts Mülleimer vorhanden sind. Zigarettenkippen, laut "Quarks & Co.'" das weltweit am häufigsten weggeworfene Abfallprodukt, finden trotz extra angebrachter Aschenbecher nicht den Weg in den Abfallbehälter, sondern werden davor ausgetreten und liegengelassen. Die Stadt Buchholz hat jetzt extra ein Reinigungsgerät zum Müllfegen besorgt. "Oft heißt es, die Stadt macht nicht sauber - aber die Bürger müssen ihre Stadt auch sauber halten und die Mülleimer benutzen", so Diekhöner.

Viele Ortschaften rufen einmal im Jahr zum "Dorfputz" auf - und die teilnehmenden Bürger sammeln kiloweise leere Wein- und Schnapsflaschen, Kaffeebecher, Zigarettenstummel oder Plastikverpackungen entlang der Wege ein. In Vierhöfen wurden kürzlich an einem Nachmittag zwei Kubikmeter Müll und Unrat gesammelt.

Auch nach Demonstrationen erreichen das WOCHENBLATT regelmäßig Zuschriften von Lesern, die zum Beispiel nach Großversammlungen auf dem Buchholzer Peets Hoff über liegengelassene Becher, Verpackungen und Plakate berichten.

Auch auf dem Online-Beschwerdeportal "Sag's uns einfach" der Hansestadt Buxtehude sind Müll und Unrat ein Dauerbrenner. Vor allem illegale Müllkippen sind hier ein Problem. Autoreifen, Sperrmüll etc. werden neben Altpapier- und Altglascontainern sowie an gut zugänglichen Wege und Plätzen abgeladen. Das beeinträchtigt nicht nur das Landschaftsbild, sondern schadet auch der Umwelt, wenn Abfallstoffe die Natur dauerhaft mit schädlichen Rückständen belasten.

Je nach Material und Witterung verrotten Abfälle in der Umwelt unterschiedlich schnell. Ein Apfel verrottet in ca. zwei Wochen, Bananen- oder Orangenschalen in ca. zwei Jahren. Während eine Papiertüte in sechs Wochen zersetzt wird, dauert es bis zu fünf Jahre, bis ein Papiertaschentuch zerfällt. Noch langsamer verrotten Blech und Aluminium sowie Plastiktüten (mehrere 100 Jahre). Wer seine Getränkedose achtlos wegwirft, hinterlässt also Müll, den seine Ur-Urenkel noch finden.

Ganz zu schweigen von den Kosten, die den Kommunen entstehen, weil es Umweltsünder gibt, die den Weg zur Deponie oder zum Mülleimer scheuen. Allein in Buxtehude wurden im vergangenen Jahr etwa 90 Tonnen illegal abgelegter Müll eingesammelt und entsorgt. Und auch der achtlos auf den Boden geworfene Kaffeebecher oder die Schokoriegelverpackung müssen von jemandem aufgehoben und entsorgt werden. All diese Arbeitskräfte werden aus Steuergeldern bezahlt.

Zum "Littering" ist eine gesellschaftliche Gegenbewegung entstanden: das "Plogging". Der Begriff setzt sich zusammen aus dem schwedischen "Plocka", auf Deutsch pflücken, und dem Jogging. Beim "Plogging" nehmen die Läufer eine Tüte mit und sammeln entlang ihrer Strecke Müll auf.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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