„Höper lässt die Festhalle verfallen!“ - Politik-Urgestein Erich Wiedemann kritisiert Verwaltung
mum. Jesteburg. Offensichtlich hat Jesteburgs FDP-Chef Philipp-Alexander Wagner mit dem Vorschlag, prüfen zu lassen, ob die alte Schützenhalle für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden kann, in ein Wespennetz gestochen. Wie anders lässt es sich erklären, dass Verwaltungschef Hans-Heinrich Höper ungewohnt scharf reagiert. Im WOCHENBLATT forderte Höper den Liberalen unter anderem zu mehr Sachlichkeit auf.
Auch Bürgermeister Udo Heitmann nimmt Wagner ins Visier. „Dass Herrn Wagner nichts Besseres einfällt, als die seit Jahren als ‚Totalschaden‘ diskutierte Festhalle als ‚Notherberge für Menschen‘ in die Debatte zu werfen, verschlägt mir fast die Sprache“, so Heitmann im SPD-Blog. Zumindest hat der Bürgermeister „seinen“ Schuldigen gefunden: „Dass uns unsere Nachbarschaft Hanstedt - im übrigen aus sehr egoistischem Kirchturmdenken heraus - mit Einreichung einer Klage in die Parade grätscht, macht die Lösung dieses ‚Jesteburger-Spezial-Problems‘ nicht einfacher. Im Gegenteil. Mit eingereichter Klage gegen den B-Plan liegen verwaltungsrechtliche Steine im Weg, die uns handlungsunfähig machen und auch teuer sind.“ So blockiere Hanstedt die sofortige planerische Verwertung des Festhallen-Geländes in dem irrigen Glauben, damit ihre eigene Geschäftswelt schützen zu können.
Nun bekommt FDP-Mann Wagner Unterstützung von einem Jesteburger Poltik-Urgestein. Erich Wiedemann (73) saß mehr als 20 Jahre Jahre für die FDP im Gemeinderat. Zudem kommentierte der ehemalige Spiegel-Redakteur das Geschehen in seinem Heimatort in seinem Internet-Blog „Die kleine Zeitung“. Wiedemann war vor zehn Jahren vom Amt des stellvertretenden Bürgermeisters zurückgetreten und hatte Bürgermeister Udo Heitmann (SPD) vorgeworfen, die Gemeinde unter anderem mit dem Festhallen-Neubau in den finanziellen Ruin zu treiben. Im WOCHENBLATT-Gespräch nimmt Wiedemann nun Höpere unter Feuer.
„Rührend, wie sich Jesteburgs Gemeindedirektor Hans-Heinrich Höper mit seiner Sorge um die Menschenwürde an die Rampe spielt. Wie wäre es denn, wenn Höper selbst mehr Sensibilität für die Interessen der Jesteburger Bürger entwickeln würde. Bis vor Kurzem tobten in der Festhalle noch rauschende Feste. Aber für die Unterbringung von Flüchtlingen soll sie nun nicht mehr tauglich sein. Wagner will das nicht glauben. Ich auch nicht. Wenn Höper die Halle nicht systematisch hätte verkommen lassen, würde eine Restaurierung heute billiger sein. Was dem Fass den Boden ausschlägt: Der Schützenverein, vormals Besitzer der Halle, kassiert nun auch noch anderthalb Millionen Euro aus Steuermitteln für den Bau einer neuen Schützenhalle. Und wenn das laufende Normenkontrollverfahren verloren geht und das geplante Einkaufszentrum nicht gebaut werden kann, bleibt die Gemeinde, sprich der Steuerzahler, auf diesen Kosten sitzen. Höper und der Gemeinderat, die das ganze Elend zu verantworten haben, müssen dringend darüber belehrt werden, dass sie dem Wohl der Allgemeinheit verpflichtet sind.“
Wiedemann, der seit ein paar Jahren politisch nicht mehr aktiv war, nimmt den Streit zwischen Wagner und Höper zum Anlass für eine Rückkehr in die Kommunalpolitik.
Den Vorwurf, die Festhalle verfallen lassen zu haben, will Höper nicht auf sich sitzen lassen. „Bereits 2010 hat die Gemeinde die Nutzung an der Festhalle aufgegeben und den Abriss beantragt. Die Halle wurde als öffentliche Einrichtung aufgegeben und beim Landkreis abgemeldet.“ Hintergründe seien erhebliche Mängel gewesen. „Insbesondere zum Brandschutz. Die Heizung war abgängig und wurde nicht mehr abgenommen“, so der Samtgemeinde-Bürgermeister. Der Schützenverein habe danach noch Veranstaltungen durchgeführt. „Diese hat er sich einzeln genehmigen lassen.“
Die Frage, ob die Verwaltung die Einbrüche, den Vandalismus hätte verhindern müssen versteht Höper nicht. „Wie denn? Mit einem Wachschutz?“ so der Verwaltungschef. „Ein Zirkus bricht die Türen auf und belegt die Halle. Wie hätten wir das verhindern sollen? Personen schlagen Scheiben ein, brechen Türen auf und randalieren. Ist die Verwaltung dafür verantwortlich, dass Einbrüche stattfinden?“
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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