Itzenbütteler Kirchfeld: Waldwohnen oder Vorstadtsiedlung?
Jesteburger Politik sperrt Bürger bei wichtigem Thema aus.
mum. Jesteburg. Was wird aus dem Itzenbütteler Kirchfeld? Für viele Jesteburger scheint die Diskussion um das riesige Wochenendhaus-Gebiet (10 Hektar mitten im Dorf) langsam zu einer „unendlichen Geschichte“ zu werden. Die Positionen von Eigentümern und Anwohnern sind einfach nicht vereinbar. Jetzt beschäftigt sich wieder der Verwaltungsausschuss mit dem Thema - nicht öffentlich. Das schmeckt zumindest den Jesteburger Grünen nicht. „Ich bin der Meinung, dass so ein wichtiges Thema wie der städtebauliche Vertrag öffentlich im Bauausschuss diskutiert werden muss - und nicht hinter verschlossenen Türen“, sagt Fraktionschefin Birgit Heilmann.
„Falls es zur Umwandlung des Wochenendhaus-Gebietes kommen sollte, streben wir auf jeden Fall ein Wohnen im Wald und nicht nur ein Wohnen am Waldrand an.“ Das bedeutet ganz konkret: Der Waldabstand von 35 Metern soll in das Kirchfeld und nicht in den angrenzenden Hochwald hinein gelegt werden. Waldinseln sollen erhalten bleiben und die Grundstücksmindestgrößen pro eine Wohneinheit größer sein als bei der ortsüblichen Bebauung. Sie fordert die anderen Parteien auf, endlich Flagge zu zeigen - öffentlich. Dass der städtebauliche Vertrag nicht zuvor im Bauausschuss öffentlich diskutiert wurde, sei zwar in Jesteburg möglich, bei so einem wichtigen Thema jedoch nicht sinnvoll.
Birgit Heilmann, Fraktionschefin der Grünen, ärgert sich darüber, dass beim Thema „Kirchfeld“ nicht offen Position bezogen wird. „Wenn demnächst ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen werden soll, wüsste ich schon gern, was die politische Zielrichtung der anderen Parteien ist.“ Die Planungshoheit liege beim Gemeinderat. „Seit langer Zeit mahnen wir an, dass sich die Parteien in öffentlicher Sitzung endlich über diese Zielsetzung Gedanken machen müssen“, appelliert Heilmann noch einmal.
Die Grünen regen an, zu prüfen, ob das Kirchfeld nicht ein Sondergebiet bleiben könne - etwa „Wohnen mit Waldcharakter“. Heilmann: „Auf jeden Fall wird es mit uns keine Entwicklung geben, die dort Tabula rasa und Grundstücke von 750 Quadratmetern pro Haus ermöglicht. Beim B-Plan „Rüsselkäfer“ an der Waldklinik habe der damalige Erschließer auch versprochen, nur die Bäume zu fällen, die wirklich notwendig sind. „Heute steht dort kein einziger Baum mehr.“
Darum geht es: Das Itzenbütteler Kirchfeld könnte ein Synonym für die problematische Entwicklung neuer Baugebiete im Landkreis werden. Eigentlich wollte die Verwaltung nur das Dauerwohnen legalisieren. Jetzt ist eine „maßvolle Zerstückelung“ des zehn Hektar großen Wald-Areals im Gespräch. Doch die Anwohner und Eigentümer finden keinen Konsens. In den 1960er Jahren zog es zahlreiche Hamburger in die Nordheide, um in den so genannten Wochenendhaus-Siedlungen Ruhe und Entspannung zu finden. So entstand auch das Areal rund um das Itzenbütteler Kirchfeld. Betroffen sind etwa 25 Parteien (im Schnitt mit bis zu 6.000 Quadratmeter-Grundstücken), die entweder eigene Flächen besitzen oder zur Erbpacht wohnen. Offiziell darf es nur als Wochenend-Wohngebiet genutzt werden. So soll es für manche Anwohner auch bleiben. Es gibt aber auch Eigentümer, die das Areal gern zu einem „echten“ Wohngebiet entwickeln möchten. Außerdem befürchten die Anwohner der angrenzenden Straßen, dass eine weitere Besiedlung des Kirchfelds unweigerlich zu einem Verkehrskollaps im Ort führen wird. Unter dem Strich: Drei Positionen, die sich schwer miteinander vereinbaren lassen.
„Wir wollen den Menschen dort Rechtssicherheit bieten“, hatte Verwaltungschef Hans-Heinrich Höper während einer Anwohner-Versammlung im Sommer vorigen Jahres gesagt. Er forderte alle Parteien auf, sich an einen Tisch zu setzen und einen gemeinsam Weg zu finden. An einen Tisch wurde sich auch gesetzt. Allerdings - so wurde während eine Bauausschuss-Sitzung im November deutlich - offensichtlich nur von jenen, die von der Zerstückelung des Areals profitieren. Sie sprechen sich für eine Mindestgrundstücksgröße von 1.500 oder 1.800 Quadratmetern aus. Je nach Variante könnten elf, beziehungsweise neun weitere Gebäude entstehen. Doch Kritiker warnen: Die Festlegung der Grundstücksgröße sagt noch nichts über die spätere Bebauung aus.
Auf Zinne waren hingegen Anwohner, die laut eigenen Aussagen nicht zu den Treffen eingeladen wurden. „Am Tisch saßen nur diejenigen, die an einer Zerstückelung verdienen“, so Wilfried Gerhard, der Sprecher der Bürgerinitiative Ginsterkamp.
Mit den Stimmen von Britta Witte und Reimer Siegel (beide CDU) und einem SPD-Politiker wurde schließlich die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit der Kirchfeld-Arbeitsgruppe die Grundlagen für einen städtebaulichen Vertrag zu erarbeiten. Ein erster Schritt in Richtung Bebauungsplan?
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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