Windkraft: Ortstermin in Lüllau
Was ist auf dem Pinnerberg möglich?
Im Vorfeld hatte es Irritationen gegeben, wer nun Veranstalter ist und wer kommen darf - die SPD, ein Arbeitskreis, Anwohner, Betroffene oder alle. Am Ende wurde bei der als "SPD vor Ort"-Veranstaltung geplanten Aktion der Sozialdemokraten Öffentlichkeit hergestellt, und das Thema lockte prompt 120 Lüllauer und Jesteburger auf den Acker am Pinnerberg, darunter Befürworter und Skeptiker.
Erstmal sollte es nur darum gehen zu überlegen, welche Möglichkeiten es für Windkraft in Lüllau überhaupt gibt. Denn „wir brauchen Strom und irgendwoher muss er kommen“, sagte Marcel du Moulin, Vorsitzender der SPD Jesteburg, „Uns geht es heute darum, vor Ort zu sehen und zu hören, welche Ideen es hierzu gibt.“
CO2-neutral durch Windkraft?
Christoph Henschen, Wirtschaftsingenieur, Sozialdemokrat und Lüllauer, gehört eindeutig zu den Befürwortern von Windkraftanlagen. Seine Idee: Die bisher als Ackerland genutzte Fläche auf dem Pinnerberg könnte für bis zu vier Windkraftanlagen genutzt werden. Denn sie zählt zu den Gebieten im Landkreis Harburg, die wegen der lokalen Windverhältnisse offiziell vom Land als geeignet ausgewiesen wurden, um die Energiewende voranzubringen. „Mit Windkraftanlagen hier in Lüllau könnte Jesteburg sich selbst mit Strom versorgen und so CO2-neutral werden“, so Henschen. Man müsse selber handeln und könne nicht immer auf andere zeigen.
Zwei bis vier Windräder
„Ob hier zwei größere Windräder aufgestellt werden oder drei bis vier kleinere, kann man noch nicht sagen. Das muss man erst noch ausrechnen. Am Ende geht es bei solch einem Projekt auch um Investitionen, die sich tragen müssen“, erklärte Henschen aus. Deswegen könne auch noch niemand sagen, wie hoch die Anlagen konkret sein würden. Er selbst könne sich drei Windkraftanlagen vorstellen. Henschen weiter: „Ich gehe zu 90 Prozent davon aus, dass die Windkraftanlagen kommen werden“.
„Es ist noch nichts entschieden“, entgegnete ein Lüllauer Landwirt, der die Flächen derzeit bewirtschaftet. Er wies darauf hin, dass die Fläche neun bis zehn Grundeigentümern gehöre. Erst einmal müssten sich die einig sein, ob sie ihr Ackerland für Windkraftanlagen zur Verfügung stellen wollen.
Planungsverfahren noch unklar
Unklar ist auch noch, wie ein Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen auf dem Pinnerberg aussehen würde. „Im Samtgemeinde- und Gemeinde-Rat haben wir darüber überhaupt noch nicht diskutiert“, bemerkte Cornelia Ziegert, Ratsfrau und SPD-Fraktionsvorsitzende im Samtgemeinderat. Viele planungsrechtliche Fragen müssten erst noch geklärt werden. „Solche Verfahren können bis zu sieben Jahre dauern“, so Ziegert. Im Übrigen sei jedes Bauplanungsverfahren öffentlich, so dass Bürger sich beteiligen könnten.
Anwohner skeptisch
Doch nicht alle waren begeistert. „Ich wohne hier. Und ich möchte keine Windkraftanlagen in meiner Nachbarschaft haben“, sagte ein Anwohner. Eine andere meinte, dass die Akzeptanz sicher steigen würde, wenn die Bürger merken, dass sie von den Windrädern profitieren. Und vor allem, wenn das Geld, das erwirtschaftet wird, im Ort bleibt und nicht an die großen Energieversorger ginge. Manchen war die Transparenz wichtig: Sie wolle mit ihren Sorgen gehört werden, so eine Anwohnerin. Denn sie fürchte, dass sie von ihrem Garten aus dann nicht mehr auf Natur und Ackerflächen sondern auf Windräder blicken würde.
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