"Die Unbeugsamen" am 20.10. im Filmmuseum
Erinnerungen der Politikerinnen sind zugleich komisch und bitter, absurd und bisweilen erschreckend aktuell.
Die kommende Veranstaltung im Filmmuseum Bendestorf „Die Unbeugsamen“, ein Kinofilm aus dem Jahr 2021, erzählt die Geschichte der Frauen in der Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen gegen erfolgsbesessene und amtstrunkene Männer wie echte Pionierinnen buchstäblich erkämpfen mussten. Unerschrocken, ehrgeizig und mit unendlicher Geduld verfolgten sie ihren Weg und trotzten Vorurteilen und sexueller Diskriminierung. Diese Veranstaltung findet am Freitag, 20. Oktober um 19:00 Uhr in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Samtgemeinde Jesteburg, Gerlinde Jörg im Produzentenkino im Filmmuseum statt. Als Gast wird Svenja Stadler, Bundestagsabgeordnete seit 2013, erwartet.
Gerlinde Jörg: „Als Gleichstellungsbeauftragte der SG Jesteburg freue ich mich über die Präsentation dieses historischen und sehr sehenswerten Zeitdokuments im Filmmuseum Bendestorf. Schön, dass es diese Möglichkeit vor Ort gibt. Bei dem Team des Filmmuseums bedanke ich mich sehr für die positive Zusammenarbeit.
Der Dokumentarfilmer und Journalist Torsten Körner bringt markante Parlamentsdebatten von den 1950er-Jahren bis in die Zeit nach der Wiedervereinigung in Erinnerung.
Durch Interviews und eindrucksvolles Archivmaterial wird aufgezeigt, wie sehr sich die Politikerinnen jedweder Couleur die Teilhabe an demokratischen Prozess im Bonner Parlament gegen ignorante Männer erkämpfen mussten. Diese Frauen verfolgten unerschrocken, ehrgeizig und mit unendlicher Geduld ihren Weg und trotzten Vorurteilen und sexueller Diskriminierung.
Amtierende Bundestagsabgeordnete zu Gast
Der Film zeigt Erinnerungen der Politikerinnen, die damals dem Bundestag angehörten und lässt sie im Interview nach Jahrzehnten erneut zu Wort kommen. So wird konsequent aus ihrer Perspektive deutlich gemacht, wie viel sie als gewählte Parlamentarierinnen verändert haben. Diese Frauen waren unbeugsam, kämpften und leisteten gute Vorarbeit für die gegenwärtige Generation von Politikerinnen.
Gibt es immer noch Schwierigkeiten und Demütigungen, denen politisch aktive Frauen ausgesetzt sind? Haben sich die Fragen von Journalisten geändert? Müssen sich Parlamentarierinnen immer noch Fragen lassen, wie sie Beruf und Familie vereinen oder gar die unverschämte Frage, ob sie sich kompetent genug fühlen?
Es freut mich sehr, dass unsere Bundestagsabgeordnete, Frau Stadler, zugesagt hat und direkt aus Berlin, nach einer anstrengenden Sitzungswoche, zu uns nach Bendestorf ins Filmmuseum kommt. Sie wird dort aus ihren Erfahrungen als “Frau in der Politik“ berichten.
Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen
Als Gleichstellungsbeauftragte werde ich mich auch in diesem Jahr wieder an der 16-Tage-Kampagne „Gegen Gewalt an Frauen“ beteiligen. Was die politische Bühne damals zu diesem Thema zu bieten hatte ist erschreckend.
Ein Filmausschnitt zeigt wie 1983 eine Abgeordnete während ihres Vortrags und der Forderung Vergewaltigung als Straftat einzuordnen von ihren männlichen Kollegen ausgelacht und verhöhnt wurde. Hier wird deutlich unter welchen Widerständen Gesetze von Frauen auf den Weg gebracht wurden. Dennoch frage ich mich, was hat sich wirklich verändert? Die Gewaltschutz- Gesetze sind einerseits gegeben, andererseits gehen die Zahlen von Gewalttaten gegenüber Frauen nicht zurück.
Rückblick und Ausblick
Auch andere Filmausschnitte haben mich doch sehr entsetzt. Solche Beweise der Respektlosigkeit hatte ich nicht erwartet. Die unsachliche Auseinandersetzung und der Umgang miteinander waren für mich sehr erschreckend: Ob eine Abgeordnete einen BH trägt, führte doch tatsächlich unter den Abgeordneten zu einer Wette und das Tastergebnis wurde mitten im Bundestag erbracht. Diese Übergriffigkeit ist für mich eine unglaubliche Grenzüberschreitung.
In dem Zeitdokument werden peinliche Wahrheiten aufgedeckt. Leider ist auch die aktuelle Gleichstellungsdiskussion nicht frei von Anfeindungen und Diskriminierung. Parteiübergreifende Solidarität der Frauen untereinander- und gerne auch von Männern- ist nach wie vor gefragt. Wie wollen wir Frauen sonst die Parität, besonders auf den Ebenen mit hoher Verantwortung, erreichen?
Schmunzeln lies mich folgender Kommentar einer Politikerin: Eine Kanzlerin erschien in den Siebzigern noch unvorstellbar, doch wenn die Wahl gewesen wäre zwischen der besten Frau von allen und einem dummen August, dann wäre der dumme August Kanzler geworden. Dennoch ist die Frau an der Spitze mit Angela Merkel Realität geworden - und vielleicht auch in anderen Bereichen ein bisschen selbstverständlicher.
Ich wünsche mir, dass der Rückblick Frauen nicht mutlos macht, denn wir brauchen den Wandel, auch wenn er schwierig ist, sondern zur Entschlossenheit und dem positiven Wandel hin zur Parität und einem respektvollen Umgang miteinander beiträgt.“
Reservierung: info@film-bendestorf.de
Leserreporter:Filmmuseum Bendestorf aus Jesteburg |
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