"Diese Dimensionen waren damals undenkbar"
Peter Dederke aus Pattensen: Nach 26 Jahren als Schatzmeister im Förderverein des Freilichtmuseums ist Schluss
as. Ehestorf. Über 28 Millionen Euro an Erträgen flossen als Schatzmeister durch seine Hände, als Schriftführer hat er über 100 Sitzungen protokolliert - Peter Dederke war 26 Jahre lang ehrenamtlich im Vorstand vom Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg aktiv. Jetzt hat der 72-jährige Pattenser (Landkreis Harburg) seine Ämter an Cord Wölper übergeben.
"Als ich angefangen habe, war völlig undenkbar, dass der Förderverein solche Dimensionen annimmt", erinnert sich Dederke. Er hat hautnah miterlebt, wie aus einem Förderverein mit ein paar hundert Mitgliedern einer der größten Kulturfördervereine Deutschlands mit über 13.500 Mitgliedern geworden ist.
Peter Dederke ist auch in seinem Heimatort Pattensen in diversen Vereinen ehrenamtlich engagiert. Er übernahm 1995 nicht nur das Amt des Kämmerers im Landkreis Harburg, sondern von seinem Vorgänger auch dessen Amt als Schatzmeister und Schriftführer des Fördervereins. "Das war für mich selbstverständlich." Zu Beginn erledigte Peter Dederke noch alles allein, von der Buchführung über die Anweisung von Rechnungen bis hin zur Mitgliederbetreuung - alles neben seinem Vollzeitjob. "Nachher hatten wir aber über 1.000 Mitglieder, dann wurde es auch zu viel und wir haben dafür Mitarbeiter eingestellt", sagt Dederke. Dennoch war er etwa einmal pro Woche für Besprechungen am Kiekeberg. Oft nahm er seinen Enkel mit. "Meine Familie war schon arg gefordert, bei den ganzen Ehrenämtern waren die meisten Wochenenden verplant", sagt Dederke rückblickend.
Unter anderem betreibt der Förderverein die Museumsbäckerei, die Museumsläden sowie den Museumsbauernhof Wennerstorf und die weiteren Außenstellen und gibt die Bücher des Freilichtmuseums heraus. "Alle Wirtschaftsbetriebe des Museums werden vom Förderverein betrieben, dazu gehören zum Beispiel auch Hochzeitsfeiern im Museum."
Der Verein unterstützt die 2003 gegründete Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg. Neben der finanziellen Förderung von Projekten wie dem Agrarium oder der Königsberger Straße finanziert der Verein auch Unterhaltungsmaßnahmen im Museum. "Bei den Finanzen war ich verantwortlich - und musste darauf achten, dass bei allem Enthusiasmus die Projekte auch in Bahnen bleiben, die wir finanzieren können. Aber die Planung war immer einvernehmlich", sagt Dederke, der im Förderverein zuletzt einen Gesamtumsatz von rund 1,5 Millionen Euro ehrenamtlich verantwortet hat.
Dederke interessiert sich sehr für Heimatkunde und hat eine Chronik Pattensens verfasst. Besonders am Herzen liegen ihm im Freilichtmuseum der Corbelinsche Hof, die Schmiede und der Stein'sche Tanzsaal, die alle aus seinem Heimatort ins Freilichtmuseum umgesetzt wurden. "Ich selbst habe als Kind noch im Tanzsaal gespielt, damals konnte man die Wandmalerei nur noch erahnen. Der Raum war damals mit Heu und Stroh gefüllt", erinnert sich Dederke. Die kunstvollen Wandmalereien hat er erst im Freilichtmuseum in voller Pracht gesehen.
Insgesamt rund zwei Millionen Euro hat der Umzug der Brennerei aus Salzhausen und des Pattensener Tanzsaales gekostet, die größtenteils vom Förderverein mit seinen damals 4.000 Mitgliedern getragen wurden. "Da haben wir uns schon Gedanken machen müssen, ob man das alles so stemmen kann", sagt Dederke. Doch der Kämmerer im Ruhestand hatte die Finanzen immer im Griff.
Auch im vergangenen Jahr, als dem Förderverein rund 200.000 Euro an Einnahmen aus dem Museumsbetrieb und den anderen Geschäftsbereichen in der Kasse fehlten. "Wir mussten bei den Investitionen einiges zurückstellen, um das ausgleichen zu können. Erhaltungsmaßnahmen an einigen Gebäuden mussten geschoben werden." Dederke sagt erleichtert: "Zum Glück mussten wir - im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen - keine große Austrittswelle im Förderverein überstehen. Die Mitgliederzahlen sind in den vergangenen zwei Jahren stabil geblieben."
Peter Dederke trägt seine Begeisterung für das Museum auch zurück nach Pattensen: Zum Beispiel hat der Faslamsklub für den Umzug 2020 die Gasolin-Tankstelle der Königsberger Straße nachgebaut.
"Es ist für uns als Freilichtmuseum unglaublich schön, wenn wir mit dem Schatzmeister jemanden haben, der auch inhaltlich interessiert ist und dem Thema eine große Wertschätzung entgegenbringt. Carina Meyer und ich hatten immer eine super Zusammenarbeit mit Peter Dederke. Peter bewegt Millionenbeträge, kennt aber auch noch die zehnte Stelle hinter dem Komma. Dass jemand das im Ehrenamt so akribisch und mit so viel Engagement macht, ist nicht selbstverständlich", bedankt sich Museumsdirektor Stefan Zimmermann bei Dederke.
Landrat Rainer Rempe lobt: "Was Peter Dederke in den zurückliegenden 26 Jahren für den Förderverein geleistet hat, ist bemerkenswert, und ich möchte ihm dafür meinen herzlichen Dank aussprechen. Ohne ehrenamtliches Engagement wäre der große Erfolg des Freilichtmuseums am Kiekeberg nicht denkbar und Peter Dederke ist in dieser Hinsicht ein Vorbild für viele."
Und jetzt? "Ich bin 72 Jahre alt, da wird es langsam auch Zeit, aufzuhören", sagt Peter Dederke. "Meine aktive Zeit in den Vereinen ist jetzt vorbei. Meine Ehefrau Monika ist auch froh, wenn ich mehr Zeit für sie habe." Langweilig wird ihm nicht werden, neben Reisen und Gartenarbeit möchte er sich wieder stärker der Heimatforschung in Pattensen widmen. Auch seine Briefmarkensammlung soll jetzt wieder mehr Beachtung finden.
Und natürlich wird Peter Dederke weiterhin das Freilichtmuseum besuchen und Mitglied im Förderverein bleiben. "Ich bin 1991 eingetreten - meine Mitgliedsnummer ist noch unter 100!"
Der Förderverein unterstützt das Museum
Seit seiner Gründung 1989 ist der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg das starke Rückgrat des Museums. Heute zählt der Verein 13.566 Mitglieder und ist einer der größten Kulturfördervereine Deutschlands. Die Mitglieder unterstützen mit ihren Beiträgen und Spenden unzählige kleine und große Projekte. Nicht nur finanziell wird das Museum vom Verein unterstützt: etwa 350 Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich bei Aktionstagen, in der Restaurierung oder Archivierung.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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