„Das passiert mir nicht noch einmal“ - Antje Trigo wurde Opfer von Kaffeefahrt-Betrügern
(as). Antje Trigo (77) ist richtig sauer. Die Rentnerin aus Buchholz wollte nur einen kostenlosen Ausflug nach Bremerhaven machen, zurückgekehrt ist sie um 89 Euro ärmer: Der Ausflug entpuppte sich als Kaffeefahrt. Obwohl sie sich schämt, möchte Antje Trigo jetzt ihre Geschichte erzählen, um ihre Mitmenschen zu warnen. „Auch wenn mich die Leute jetzt für dumm halten, ich möchte nur verhindern, dass das auch anderen passiert!“, sagt die Seniorin.
Antje Trigo war begeistert, als sie die Einladung eines Reise-veranstalters zu einer kostenlosen Tagesfahrt nach Bremerhaven in ihrem Briefkasten fand. Die unternehmungslustige Buchholzerin meldete sich und drei Freundinnen an.
Nach dem Frühstück wird den rund 16 Teilnehmern zunächst ein Vortrag gehalten. Das erste Angebot: eine gesundheitsfördernde Halskrause für mehrere Tausend Euro. Dann kommt der zweite Verkäufer ins Spiel: Er präsentiert Kurzreisen, macht den Teilnehmern die Reiseziele richtig schmackhaft. „So eine Reise kostet normalerweise 400 oder 500 Euro“, sagt Antje Trigo. Der Verkäufer hat jedoch einen einmaligen Sonderpreis: fünf Tage mit Frühstück und Übernachtung für 89 Euro. „Wir haben immer wieder gefragt: 'Wo ist der Haken'?“ so Trigo. Einen Haken gebe es nicht, verspricht der Verkäufer. Die Reise sei so günstig, weil zuvor mehrere Teilnehmer von ihrer Reise zurückgetreten seien. Trigo und ihre Freundinnen greifen zu. Manche kaufen sogar mehrere Reisen, zahlen bar oder mit EC-Karte. Mindestens zehn Leute hätten die Reisen gebucht, erzählt Trigo. Nur wenige wollen auf das Schnäppchen verzichten. „Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man nicht da war. Die haben das ganz geschickt gemacht. Wir wurden regelrecht eingelullt“, erzählt Antje Trigo. Gut zwei Stunden dauert die Verkaufsveranstaltung. Nach dem Mittag wird der Ausflug nach Bremerhaven zwar fortgesetzt, das versprochene Programm fällt aber aus.
Zuhause angekommen schauen sich Antje Trigo und ihre Freundinnen die Quittungen genauer an. Die Freude über das Schnäppchen weicht dem Schock: Die 89 Euro hat Trigo nicht, wie ihr erzählt wurde, für die Reise bezahlt, sondern für eine „Vermittlungsgebühr“. Wer die Quittung ausgestellt hat, ist nicht zu erkennen, angegeben ist lediglich eine Handynummer. „Ich könnte mich schwarzärgern, dass ich mir das nicht gleich vor Ort genauer angeschaut habe“, sagt Trigo. Zwar hat sie auch eine Reiseanmeldung erhalten, auf der ist jedoch als Preis für die Reise „0 Euro“ vermerkt. Und das Kleingedruckte hat es in sich: Zahlreiche Zuschläge lassen den tatsächlichen Reisepreis schnell auf gut 400 Euro ansteigen. Reiseveranstalter ist eine Firma mit Sitz in den Niederlanden. Die „Vermittlungsgebühr“ wird Antje Trigo vermutlich nicht zurück erhalten.
„Ich hätte nie gedacht, dass uns so etwas passieren kann“, sagt Antje Trigo erschüttert. „Wir sind doch eigentlich intelligente Frauen!“ Antje Trigo und ihre Freundinnen waren bei der Polizei, haben Anzeige erstattet. Auch wenn die Erfolgsaussichten gering sind, hofft Trigo, dass weitere Teilnehmer die Reiseveranstalter anzeigen. „Diesen Betrügern muss man doch das Handwerk legen!“, sagt die Seniorin empört.
Wird die Verbraucherzentrale rechtzeitig über derartige Veranstaltungen informiert, können gemeinsam mit Ordnungsamt und Polizei derartige Veranstaltungen unterbunden werden, das teilte die Verbraucherzentrale jetzt mit. Dazu bedarf es aber der Unterstützung durch die Verbraucher, die die Verbraucherzentrale rechtzeitig vor der Veranstaltung über derartige Einladungen informieren.
Tipps für Verbraucher:
„Kaffeefahrten“ sind laut Verbraucherzentrale an folgenden Merkmalen zu erkennen: Einladung zu einem kostenlosen Ausflug mit Waren zum Schnäppchenpreis und/oder Gewinnübergabe sowie kostenlose Abholung per Bus, namentlich adressierte Einladung bzw. Gewinnmitteilungen verschickt als Infopost, der Absender versteckt sich hinter einer Postfachadresse, einer Auslandsadresse oder Internetadresse. „Fallen Sie nicht auf angebliche Sonderpreise herein! Die angebotenen Waren sind meist überteuert oder minderwertig“, warnt die Verbraucherzentrale. „Am besten ist es, derartige Einladungen einfach zu ignorieren.“ Hat man trotzdem etwas gekauft, kann man seine Willenserklärung innerhalb von 14 Tagen ohne Angaben von Gründen per Einwurf/Einschreiben widerrufen.
• Wer Zweifel hat, ob sich hinter der eigenen Einladung oder Gewinnmitteilung eine Kaffeefahrt verbirgt oder den dort geschlossenen Kaufvertrag bereut, kann sich in der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale in Lüneburg informieren. Termine unter Tel. 0511-911960. Infos unter www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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