Friedensmonument soll zum Denken anregen
Steffen Lücking fordert Mut
Das Wort "Mut" prangt seit Kurzem in Großbuchstaben über den Dächern von Langenrehm. Elf Meter hoch ragen die drei zusammen 30 Tonnen schweren Säulen inklusive der besagten Buchstaben in den Himmel. Unternehmer Steffen Lücking ist verantwortlich für das Kunstwerk, mit dem er zum Denken anregen will.
Die Interpretation dieses Friedensmonuments, wie er es nennt, sei eigentlich jedem selber überlassen, erklärt Lücking. Jeder könne seine eigene Botschaft darin ablesen. Es seien aber insbesondere die Fragen der Zeit, die er mit seinem Kunstwerk ansprechen möchte. So etwa die Kriege in der Ukraine und in Israel und der Umgang Europas und Deutschlands damit. "Es muss Verantwortung übernommen und Mut bewiesen werden."
Die imposanten Säulen stammen aus der Victoria Station in London. Lücking erwarb sie 2022 kurz nachdem der Krieg in der Ukraine begann und er den Menschen direkt vor Ort half. Ursprünglich plante er, einen Rähm, ähnlich dem Brandenburger Tor, quer auf die Säulen zu setzen. Damit wollte er seine Erlebnisse in der Ukraine verarbeiten und der Kriegsopfer gedenken. Doch berufliche Herausforderungen verhinderten die Pläne des Bauunternehmers. Jetzt, knapp zwei Jahre später, hat er dennoch die Zeit gefunden, seine Säulen aufzustellen.
Für Steffen Lücking symbolisieren die Säulen aus der Victoria Station zum einen das Victory-Zeichen, das bekanntermaßen für Frieden steht. Zum anderen, durch die Anzahl, würden sie die drei Säulen der Gewaltenteilung der Demokratie repräsentieren. Passend beschriftete er sie mit "Legislative", "Exekutive" und "Judikative". "Die Bereiche müssen zwingend unabhängig voneinander bleiben", betont der Langenrehmer. Dass das Wort "Mut" in den Farben der deutschen Flagge lackiert ist, sei bewusst gewählt: Man dürfe auch als Deutscher stolz auf sein Land sein, ohne in eine rechte Ecke gedrängt zu werden.
Mut beweisen
"Ich finde mich nicht einfach mit den Gegebenheiten ab", sagt Lücking. Es sei eben dieser Mut, der ihm bei vielen Menschen fehlt. "Wenn ich eine Idee habe, will ich diese umsetzen. Ich kann nicht anders, da sind mir die Konsequenzen auch egal", so Steffen Lücking weiter. Er spielt damit auch auf die zu erwartende Beseitigungsverfügung des Landkreises Harburg an. Der sieht das Kunstwerk auf Lückings Grundstück als illegales Bauwerk an und habe damit zugegebenermaßen auch recht, räumt der Unternehmer ein. Doch auch hier ist er mutig und stellt sich gegen die Bürokratie. "Die Bürokratie in Deutschland macht uns handlungsunfähig. Der ewige Stillstand wird uns in die Katastrophe führen", sagt er.
Geht es nach Lücking, soll das Friedensmonument nicht in Langenrehm bleiben, sondern - sichtbar für die Welt - an einen geeigneteren Ort verfrachtet werden und im Idealfall Spendengelder einbringen. "Das Werk hat einen Wert von rund 100.000 Euro. Es soll zugunsten von ukrainischen Waisenkindern versteigert werden. Ein Umzug nach Berlin vor das Kanzleramt oder den Reichstag wäre natürlich wünschenswert", sagt Steffen Lücking. Sollte das nicht umzusetzen sein, sei er bereits im Gespräch mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, um das Friedensmonument gegebenenfalls in der ukrainischen Hauptstadt aufzustellen.
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