Landesamt für Bergbau erlaubt es
Esso darf im Raum Salzhausen und Hanstedt nach Lithium suchen

Der Esso-Konzern hat die Lithium-Aufsuchung in der Region beantragt  | Foto: adobestock/Ricochet64
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Ist das Vorhaben ein wichtiger Beitrag zur Energiewende auch auf regionaler Ebene oder bedeutet es einen massiven Einschnitt in die Natur? An dieser Frage scheiden sich die Geister, seit jetzt bekannt wurde, dass das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Hannover dem Tankstellen-Konzern Esso zum 1. April zusätzlich zu den bereits zehn Arealen niedersachsenweit zehn weitere Erlaubnisfelder zur Aufsuchung von Lithium zugeteilt hat. Im WOCHENBLATT-Erscheinungsgebiet gehört hierzu das Erlaubnisfeld "Salzhausen". Es erstreckt sich über knapp 347 Quadratkilometer in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Uelzen, die vom LBEG auch um Stellungnahme gebeten wurden. Im Kreis Harburg betroffen sind in der Samtgemeinde Salzhausen die Gemeinden Eyendorf, Garlstorf, Garstedt, Gödenstorf, Toppenstedt, Wulfsen und Vierhöfen sowie in der Samtgemeinde Hanstedt Hanstedt und Egestorf.

Erlaubnisfeld "Salzhausen" umfasst 347 Quadratkilometer

"Die Erlaubnisse geben dem Unternehmen zunächst das grundsätzliche Recht, die Aufsuchungen vorzunehmen zu dürfen. Konkrete Aufsuchungshandlungen (wie etwa Bohrungen, d. Red.) darf die Esso Deutschland GmbH damit noch nicht vornehmen. Diese sind erst nach Zulassung bergrechtlicher Betriebspläne möglich, für die unter anderem ein gesondertes Beteiligungsverfahren nötig ist", heißt es vom Landesamt.

LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier sieht Lithium, das etwa zur Herstellung leistungsfähiger Akkus für E-Autos oder Speicher von Photovoltaikanlagen verwendet wird, als "wesentlichen Baustein bei der Förderung regenerativer Energien". Ziel der Suche nach dem Rohstoff sei es, Lithium im sogenannten Bohrlochbergbau abzubauen. "So wie bei der aktiven Erdgasförderung, die in ähnlichen geologischen Schichten in 3.000 bis 5.000 Meter Tiefe geschieht, würde es an der Oberfläche nur kleinräumige Anlagen geben. In diesen würde in einem Kreislaufsystem tiefes Thermalwasser zutage gefördert, das Lithium abgeschieden und das Wasser wieder zurück in die ursprünglichen Schichten gepumpt", beschreibt Mühlenmeier das Verfahren.
Mit der verstärkten Gewinnung heimischer Ressourcen - so der LBEG-Chef - wollten sich die Unternehmen unabhängiger von Importen machen.

Landkreis Harburg hält anvisierte Suchgebiete für ungeeignet

Die dem Tankstellen-Konzern Esso vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) erteilte Erlaubnis, unter anderem im Raum Salzhausen und Hanstedt nach Lithium zu suchen, stößt in der Region auf ein eher verhaltenes Echo. Verwendet wird Lithium etwa zur Herstellung leistungsfähiger Akkus für E-Autos oder Speicher von Photovoltaikanlagen.
Nach Ansicht des Landkreises Harburg sind die angepeilten Areale rund um Salzhausen zur Lithium-Förderung völlig ungeeignet. "Dort befinden sich Siedlungsbereiche, Landschaftsschutz- oder auch Naturschutzgebiete", erklärt Kreissprecher Bernhard Frosdorfer auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Esso dürfe derzeit noch keine Bohrungen vornehmen, sondern auf der Basis geologischer Gutachten lediglich infrage kommende Flächen ermitteln. Erst dann könne der Konzern beim LBEG einen Antrag auf Probebohrungen stellen. "Sobald der konkrete Antrag vorliegt, kann der Landkreis eine Stellungnahme abgeben", so Bernhard Frosdorfer.

Bei der Samtgemeinde Salzhausen hat Esso laut Bauamtsleiter Marc Wedemann wegen des Aufsuchens von Lithium, Brohm, Kalium, Mangan und Zink sowie Sole angefragt. "Wegen der großen Bedeutung von Lithium als Rohstoff bei der Energiewende haben wir grundsätzlich ein Aufsuchung erlaubt, aber noch keinerlei technische Maßnahmen gestattet", so Wedemann. "Abschließend unterstützt die Samtgemeinde die Erlaubnis zur Aufsuchung von Lithium unter der Voraussetzung, dass der gesamte Prozess transparent und im Einklang mit den rechtlichen, ökologischen und sozialen Standards durchgeführt wird."

FDP Salzhausen will Umweltschutzaspekte geklärt wissen

Die FDP Salzhausen zeigt sich besorgt über die Entscheidung des LBEG, der Firma Esso eine Genehmigung zur Suche nach Lithium im Raum Salzhausen zu erteilen. "Der Schutz unserer Umwelt, der Grundwasservorräte und der Lebensqualität in unserer Region muss Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben“, betont Vorsitzender Danny Kähler. „Es darf keine Fakten durch die Hintertür geben – vor einer konkreten Genehmigung zum Abbau müssen alle Umwelt- und Gesundheitsaspekte offen und umfassend geprüft werden.“

Vorsitzende Judith Höfler ergänzt: „Lithiumabbau kann erhebliche ökologische Folgen haben: Der Wasserverbrauch ist extrem hoch – das birgt gerade in Zeiten zunehmender Trockenheit große Risiken für Landwirtschaft und Natur. Zudem kann es durch den Abbau zu einer Versalzung und Verunreinigung des Grundwassers kommen. Auch die Bodenerosion und das Freisetzen schädlicher Stoffe stellen eine reale Gefahr dar.“

Die FDP fordert daher eine frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit und eine transparente Kommunikation durch die zuständigen Behörden und Esso. „Die Menschen in unserer Region haben ein Recht darauf, zu wissen, was auf sie zukommen könnte. Industrieprojekte dieser Tragweite dürfen nicht hinter verschlossenen Türen vorbereitet werden."

Der Esso-Konzern hat die Lithium-Aufsuchung in der Region beantragt  | Foto: adobestock/Ricochet64
Lithium wird unter anderem zur Herstellung leistungsfähiger Akkus für Speicher von Photovoltaikanlagen verwendet | Foto: Adobe Stock / Yven_Dienst
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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1 Kommentar

Leserreporter
Susa Lie aus Buchholz
am 16.04.2025 um 10:23

Missachtet ruhig weiter die Natur und die Naturgesetze. Der Mensch hat sich schon lange aus der Schöpfung verabschiedet und mal wieder neue Götter gefunden denen er/sie/es gerne folgt. Unwissend, ahnungslos und reptilienhirngesteuert. Eine Wegwerfgesellschaft entsorgt sich selbst und...Duldungsstarre ist kein Kavaliersdelikt!