Was tun bei schweren Unglücken mit Kindergruppen?
500 Retter und Polizisten informierten sich in Hittfeld

Diskutierten auf der Bühne der "Burg Seevetal" (v. li.): Dr. Anette Lorey-Tews, Timo Reymers, Oliver Kues, Jörn Petersen, Ingo zum Felde, Dirk Jäger und Dr. Christopher Jebens | Foto: Mathias Wille
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  • Diskutierten auf der Bühne der "Burg Seevetal" (v. li.): Dr. Anette Lorey-Tews, Timo Reymers, Oliver Kues, Jörn Petersen, Ingo zum Felde, Dirk Jäger und Dr. Christopher Jebens
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Welche Herausforderungen für die Helfer bringt ein Unglück mit sich, bei dem viele Kinder verletzt werden? Darum ging es beim achten sogenannten "ManV-Abend", zu dem die Leitende Notarztgruppe im Landkreis jetzt in die Hittfelder "Burg Seevetal" eingeladen hatte. „ManV“ steht für "Massenanfall von Verletzten" und ist das Alarmierungsstichwort von Rettungsdienst und Feuerwehr bei einem Ereignis mit mindestens fünf Betroffenen.

Die als Fortbildungsreihe für Notärzte und Führungskräfte von Rettungsdiensten, Hilfsorganisationen, Polizei und Feuerwehren gedachte Veranstaltung wird organisiert und wissenschaftlich geleitet von Dr. Annette Lorey-Tews und Dr. Christopher Jebens, Leitende Notärzte im Landkreis Harburg. Über 500 Teilnehmer aus ganz Norddeutschland waren der Einladung gefolgt, um sich zum Thema "Der Kinder-ManV" zu informieren. Dieses hatte einen lokalen Bezug, denn im vergangenen Jahr war Toppenstedt mit dem Radlader-Unglück während eines Vater-Kind-Zeltlagers Schauplatz eines solchen tragischen Geschehens (das WOCHENBLATT berichtete).

Referenten waren Jörn Petersen, Gemeindebrandmeister der Samtgemeinde Salzhausen, Oliver Kues als Chef des Autobahnpolizeikommissariats Winsen und Timo Reymers, organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes. Im Wechsel schilderten sie den Einsatz nach dem Unglück in Toppenstedt, bei dem zwei Personen ums Leben kamen und zehn Kinder teils schwer verletzt wurden.

Mitschnitte von Notrufen und Funkgesprächen führten den Teilnehmern die ganze Dramatik des Einsatzes vor Augen. „An der Einsatzstelle herrschte eine fast gespenstische Stille“, beschrieb Jörn Petersen seinen ersten Eindruck vom Unglücksort. Viele Feuerwehrleute und Rettungskräfte hätten die betroffenen Familien gekannt und trotzdem konzentriert und professionell gearbeitet. Oliver Kues erläuterte den Einsatz, der durch einen gleichzeitigen schweren Unfall eines Streifenwagens in Brackel noch erschwert wurde, aus Sicht der Polizei. Erste Ermittlungen zum Unfallhergang, aber auch das Überbringen von Todesnachrichten habe deren Arbeit bestimmt. Timo Reymers betonte, die zahlreichen verletzten Kinder hätten die Rettungskräfte vor besondere Herausforderungen gestellt, da nicht alle Krankenhäuser auf die Notfallversorgung von Kindern eingerichtet seien. So habe einer der Rettungshubschrauber ein Kind sogar bis nach Hannover in die Medizinische Hochschule bringen müssen

Auch Ingo zum Felde als Leiter des Kriseninterventions-Teams (KIT) und Einsatznachsorge der Johanniter sowie Dirk Jäger, Leiter der Psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV-E) der Kreisfeuerwehr, schilderten ihre Eindrücke. Während sich das KIT um Angehörige und Betroffene kümmerte, führten die Seelsorger der PSNV-E erste Gespräche mit Einsatzkräften. In den folgenden Wochen gab es weitere Gesprächsrunden, in denen das tragische Geschehen aufgearbeitet wurde. Bedenklich fanden es zum Felde und Jäger, dass es derzeit nicht möglich scheine, professionelle Psychologen in die Aufarbeitung eines solchen Ereignisses einzubinden.

Auch beim Rettungsdienst des Landkreises Harburg wurde nach dem Einsatz in Toppenstedt an einigen Stellschrauben gedreht, um für zukünftige Ereignisse dieser Art noch besser gewappnet zu sein.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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