Tanzstudio-Betreiberin kämpft für Märchen-Aufführung
Corona: So geht die Kultur vor die Hunde - Veranstalter brauchen Ausnahmeregelung
ts. Hittfeld. Tanzstudio-Betreiberin Sarah Sedello (35) aus Hittfeld kämpft dafür, eine an zwei Tagen im Dezember geplante Märchen-Aufführung in der Burg Seevetal unter Corona-Bedingungen auf die Bühne zu bringen, ohne sich wirtschaftlich ruinieren zu müssen. Weil bei den geltenden Abstandsregeln maximal 180 statt etwa 380 Besucher in den Saal dürfen, lässt sich eine solche Veranstaltung nicht finanzieren. Die diplomierte Theatertänzerin und Tanzpädagogin appelliert deshalb an die Gemeinde Seevetal, während der Corona-Krise die Preise zur Nutzung des gemeindeeigenen Veranstaltungszentrums zu senken.
Andere Veranstalter hätten deshalb ihre Aufführungen in der Burg Seevetal abgesagt. "Es geht um das Überleben aller hiesigen Veranstalter im Allgemeinen", sagt Sarah Sedello. Alle zwei Jahre produziert und inszeniert sie eine Märchen-Aufführung, eine Leistungsschau ihrer mehr als 100 Schüler im Alter von vier bis 76 Jahren. "Die Schüler können so ihren Eltern, Großeltern, Geschwistern oder Enkeln zeigen, was sie gelernt haben." Sie stehen im Scheinwerferlicht vor großem Publikum - ein Erlebnis, das die Darsteller nie vergessen werden.
Rund 2.260 Euro würde die Saalmiete kosten - so viel wie vor der Corona-Krise. Es sei doch besser, die Gemeinde würde die Mietkosten zeitlich begrenzt senken, als wenn Veranstalter absagen müssen, der Saal leer steht und keine Einnahmen generiert werden, argumentiert Sarah Sedello.
Die Gemeinde Seevetal beharrt aber auf der geltenden Entgeltordnung, in der Abstandsregeln und stark reduzierte Einnahmemöglichkeiten keine Rolle spielen. Der Gemeinderat und mehrere andere Gremien müssten die Änderung der Entgeltordnung genehmigen und die hätten zurzeit anderes zu tun, habe Sarah Sedello als Antwort erhalten. Die Tanzstudio-Betreiberin will sich dennoch weiter für eine Ausnahmeregelung während der Corona-Krise stark machen. "Für die Kinder müssen wir jetzt etwas tun", sagt sie.
Der Kulturausschussvorsitzende des Seevetaler Gemeinderats hört zum ersten Mal von dem Dilemma der örtlichen Veranstalter. Dr. Norbert Wilezich (CDU) rät Sarah Sedello, ihr Anliegen in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats oder des Ortsrats in die Politik zu tragen. Er könne sich vorstellen, dass die Kultur Hilfe erhält. Ein Problem bleibt: Die Gemeinde Seevetal muss mit voraussichtlich acht Millionen Euro weniger Einnahmen einen Haushalt aufstellen. Dr. Wilezich ist auch Finanzausschussvorsitzender.
Sarah Sedello indes kämpft mittlerweile mit einer zusätzlichen Hürde. Die Corona-Schutzvorschriften in Niedersachsen sehen vor, dass maximal zehn Darsteller zeitgleich auf die Bühne dürfen. Ihr Märchen ließe sich so nicht inszenieren. Ans Aufgeben denkt sie nicht: "Eine Tanzchoreografie gilt als Sport und nicht als darstellende Kunst", sagt sie mit Hinweis auf eine Antwort des Gesundheitsministeriums. Demnach wären mehr Tänzer als zehn gleichzeitig erlaubt.
Keine Unterstützung aus der Politik
as. Jesteburg. Auch der Kulturverein Jesteburger Podium, der Konzerte und Lesungen organisiert, hat mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. U.a. wurden die Veranstaltungen auf das zweite Halbjahr verschoben. Die Vorsitzende Karin Neudert beklagt jetzt die mangelnde Hilfsbereitschaft seitens der Politik.
Durch die begrenzte Zuschauerzahl sei ein großes Minus an Eintrittsgeldern zu erwarten, die Gagenverträge seien aber bereits unterschrieben worden. Der vom Jesteburger Podium gestellte Antrag auf einen Zuschuss in Höhe von 2.200 Euro sei vom Verwaltungsausschuss abgelehnt worden, so Neudert. Weiterhin könnten die dringend benötigten Trennwände aus Acrylglas nicht angeschafft werden, weil der Lüneburgische Landschaftsverband die beantragte finanzielle Unterstützung abgelehnt habe.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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