Wildtiere im Landkreis Harburg
Insekten - die faszinierenden Nachbarn

Eine Rote Waldameise sucht Materialien für den Bau der Nestkuppel, welchen wir als Ameisenhügel kennen | Foto:  Willfried Wende / Pixabay
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  • Eine Rote Waldameise sucht Materialien für den Bau der Nestkuppel, welchen wir als Ameisenhügel kennen
  • Foto: Willfried Wende / Pixabay
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Was fliegt und flitzt denn da in unserer Region herum? Das fragte sich das WOCHENBLATT und recherchierte im Landkreis. In loser Reihenfolge präsentieren wir nun die Mini-Serie "Unsere tierischen Nachbarn".
Im zweiten Teil der Serie lernen Sie eine kleine Auswahl von heimischen Insekten kennen, die in unserer Region zu entdecken sind: 

  • Gehörnte Mauerbiene

Die Gehörnte Mauerbiene (Lat.:Osmia cornuta) ist ein beliebter und nicht selten anzutreffender Gast der Insektenhotels in den hiesigen Gärten. Am liebsten nistet das zehn bis 15 Millimeter große Insekt in Löchern in Mauern, Spalten in Naturstein und ähnlichen Hohlräumen.
Daher bekam sie auch den Namen Mauerbiene. Zur gehörnten Mauerbiene wurde sie durch ihre langen schwarzen "Hörner" auf der Kopfoberseite.
Die Nahrung der Hautflügler (eine der vier "megadiversen" Insektenordnungen) besteht wie bei den anderen Bienenarten aus Pollen und Nektar. Sie zählt zu den Wildbienen und lebt wie alle Mauerbienen solitär, also meist alleine. Insgesamt gibt es etwa 50 mitteleuropäische Arten der Gattung. Unter Kennern ist das fellüberzogene Insekt nach den kalten Monaten im Winter ein gern gesehener Gast.
Die gehörnte Mauerbiene ist eine der ersten Wildbienen, die ihre Arbeit beginnen, und somit ein hervorragender Frühlingsbote. Die Weibchen sind von März bis Mitte Mai aktiv und legen in diesem Zeitraum ihre Eier, aus denen die Larven schließlich schlüpfen.
Etwa Ende Juli wird das bereitgestellte Futter verzehrt und die Larve entwickelt sich zu einem Kokon. Danach verbringt die ausgewachsene Biene den Herbst und den Winter im Nest. Erst im kommenden März wird die Biene zum ersten Mal ihr Nest verlassen. Wer die fleißigen Insekten in den eigenen Garten locken möchte, muss lediglich Nistmöglichkeiten stellen.
Das Lochdurchmaß sollte dabei ungefähr acht bis neun Millimeter bei einer Länge von mehr als zehn Zentimetern bieten, damit sich die Wildbiene wohlfühlt.

  • Rote Waldameise

Die hier am häufigsten beheimatete Waldameisenart ist die Rote Waldameise (Lat.: Formica Rufa). Sie ist mit ihren vier bis elf Millimetern größer und auch aggressiver als die Schwarze Wegameise (Lat.: Lasius niger, drei bis neun Millimeter), welche in unserer Region die am weitesten verbreitete Art darstellt.
Bevorzugt siedeln sich diese kleinen Waldbewohner in Nadelwäldern an und nutzen die herumliegenden Stöckchen und heruntergefallenen Nadeln als Baustoff für den überirdischen Teil ihrer Behausung, dem Ameisenhügel. Untertage wird dazu fast ausschließlich Erde verwendet.
Der Bau der Kuppel ist niemals abgeschlossen. Um ihn zum Beispiel vor Pilzen zu schützen, schichtet das Volk die oberen Schichten ständig um. In einem großen Exemplar des Hügels können bis zu 800.000 Individuen leben.

Zur Nahrungssuche bevorzugen die Ameisen einen Radius von circa 50 Metern um ihren Bau herum.
Das sechsbeinige Insekt frisst vor allem andere Insekten und gilt durch das Erbeuten von Forstschädlingen als überaus nützlich. Ameisen sind Staaten bildende Insekten und wie auch die Mauerbiene gehört die Waldameise zur Gruppe der Hautflügler.

Für den Winter dichten die Roten Waldameisen ihre Kuppel (überirdisches Ameisennest) gegen Schnee und Regen ab und ziehen sich tief in ihr unterirdisches Nest zurück.
Dort überwintern und ruhen sie, bis sie im Frühling durch die ersten Sonnenstrahlen wieder aktiv werden.

  • Tigerschnegel

Man kennt sie. Kinder lieben sie (meistens), Erwachsene hassen sie (meistens).
Nacktschnecken haben einen schlechten Ruf, schleimig und hungrig, wie sie sind.
Aber auch sie sind ein Teil unseres Ökosystems und damit ein wichtiger Teil unserer Umwelt. Nacktschnecken sind, wie ihre häusertragenden Brüder, Teil der Gattung der Weichtiere und existieren schon seit mehr als 500 Millionen Jahren.

Schnecken und Nacktschnecken sind weitverbreitet. Auch in Niedersachsen gibt es viele verschiedene Arten. Eine der etwas "aufregenderen" Nacktschneckenarten ist der Tigerschnegel.
Diese tigergestreiften Weichtiere gehören zur Gattung der Lungenschnecken und zur Familie der Schnegel. Wie vielen Nacktschnecken wird auch ihnen nachgesagt, erhebliche wirtschaftliche Schäden zu verursachen, allerdings stimmt das so nicht ganz.
Denn vor allem die in Massen auftretende Spanische Wegschnecke ist für die vielen angeknabberten Pflanzen in unserem Garten verantwortlich.
Tatsächlich interessiert sich der Tigerschnegel meist gar nicht für lebende Pflanzen.

Die schleimigen Tiger sind eine große Nacktschneckenart und können bis zu 20 Zentimeter groß werden. Wie auch bei anderen Arten üblich besitzen sie vier Fühler, wobei die oberen zwei die Augen der Schnecke enthalten. Die meisten der Tiere sind beige und tragen schwarze Tupfen und Streifen - so kommen sie auch zu ihrem Namen, Tigerschnegel.

Wie bereits erwähnt, frisst diese Nacktschneckenart lieber bereits verwesende Pflanzen als frische. Zudem stehen auch andere Nacktschnecken und deren Eier auf ihrem Speiseplan.
Sie sind also durchaus nützlich und können im heimischen Garten ohne Angst willkommen geheißen werden.

  • Kleiner Eisvogel

Er ist eine der selteneren Schmetterlingsarten, dennoch begegnet man ihm immer mal wieder bei einem Spaziergang durch den Wald: Die Rede ist von dem Schmetterling mit dem süßen Namen "Kleiner Eisvogel".

Der Kleine Eisvogel ist ein Waldschmetterling und hat nicht, wie man erwarten würde, eine blaue Färbung, sondern seine Flügelaußenseite ist tiefbraun mit weißen Tupfen.
Unverwechselbar ist auch die Flügelunterseite: Auf rostrotem Grund zeichnen sich eine weiße Binde und Reihen schwarzer Punkte.
Bereits im Raupenstadium zeigt der Schmetterling seine berühmte Rostfarbe.
An Stacheln kann sie auf dem Rücken der Jungraupen bewundert werden, bevor diese im Frühjahr heranwachsen und schließlich grün werden.
Die Raupen werden etwa 27 Millimeter lang. Der verwandelte Schmetterling erreicht eine Flügelspannweite von 45 bis 52 Millimetern.

Als Waldschmetterling ist der Kleine Eisvogel in feuchten Wäldern zu Hause. Wer ihn in der Region beobachten möchte, der macht sich am besten auf die Suche nach Grabenrändern im Wald.
Dort, wo Wald-Geißblatt wächst, besteht die höchste Chance, auf den Flatterer zu treffen, denn das Gewächs ist eine der Hauptnahrungsquellen der Raupen.
Fertig entwickelt ernährt sich der Schmetterling von Brombeerblüten-Neckar und den zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse. Aber auch an feuchten Wegstellen und an Tierkot saugen sie, um ihren Energiebedarf zu decken.

Leider ist der Kleine Eisvogel, wie so viele Tier- und Insektenarten vom Aussterben bedroht. Er gilt in Niedersachsen als stark gefährdet und steht auf der Roten Liste.

(sra/leo)

Tierische Nachbarn im Wald und in der Luft
Redakteur:

Sven Rathert aus Seevetal

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