Ehrenamtliche Politik

Friedrich Becker (74): seit 40 Jahren im Seevetaler Gemeinderat

ts. Helmstorf. Diese politische Karriere ist beeindruckend: Seit 40 Jahren macht der frühere Gast- und Landwirt Friedrich Becker (FDP) aus Helmstorf ehrenamtlich Politik im Seevetaler Gemeinderat. Und Schluss soll auch nach der Kommunalwahl am 12. September 2021 nicht sein. "Ich werde zur Wahl im nächsten Jahr antreten", sagte Friedrich Becker, der besser als "Fritz" bekannt ist, dem WOCHENBLATT. Sein Plan sieht vor, einen Nachfolger einzuarbeiten und das Mandat nicht die volle Wahlperiode über fünf Jahre auszuüben. Voraussetzung ist, dass die Wähler ihm erneut das Vertrauen schenken. Zweifel daran hat wohl niemand.
Sein Durchhaltevermögen ist außergewöhnlich: Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen (CDU) hat Friedrich Becker im Gemeinderat für sein Engagement mit einem Blumenstrauß geehrt. Was treibt ihn an? "Etwas erreichen zu können", sagt der FDP-Politiker, "für den Bürger Verbesserungen bewirken zu können." Nicht immer gelingt das. Er gehe dann mit Frust aus den Sitzungen heraus, gibt Friedrich Becker zu.
Mit seinem Namen verbunden ist das Gewerbegebiet "An der Reitbahn" in Hittfeld, für das sich Friedrich Becker eingesetzt hat. Blühstreifen in vielen Ortsteilen Seevetals gehen auf den früheren Landwirt zurück. Denn Friedrich Becker engagiert sich im Arbeitskreis "Pestizidfreie Gemeinde" des Gemeinderats. "Das macht Freude", sagt er.
Viele Verwaltungschefs hat er kommen und gehen sehen. Der frühere Gemeindedirektor Hans-Joachim Röhrs, von 1972 bis 1978 in Seevetal tätig, hat ihn besonders beindruckt. "Er hatte eine imposante Art, gradlinig zu sein", sagt Friedrich Becker.
Von allen einflussreichen Politikern der FDP schätzt Friedrich Becker den inzwischen verstorbenen liberalen Vordenker Ralf Dahrendorf am meisten. "Er hat nicht nur die Macht vertreten, sondern sich mit Kritikern auseinandergesetzt. Das war für mich immer wichtig", sagt Friedrich Becker.
In 40 Jahren hat sich ehrenamtliche Kommunalpolitik verändert. Die Suche nach Kompromissen sei schwieriger geworden, weil heute jeder von sich behaupte, den richtigen Weg zu kennen. Führende Politiker hatten mehr Autorität: "Menschen, die damals in der ersten Reihe standen, waren Personen, an denen kaum gezweifelt wurde." Das sei heute anders. Die Geselligkeit unter Politikern sei heute verloren gegangen. Das Glas Bier gehörte dazu. Friedrich Becker: "Früher wurde im Gemeinderat mehr verzehrt."