Festnahmeerfolg bei organisierter Tätergruppierung
Veruntreuung mit anschließender Geldwäsche im Clanmilieu
Der Polizei ist erneut ein großer Schlag gegen die Clankriminalität gelungen. Seit dem heutigen Morgen findet eine durch die Zentrale Kriminalinspektion (ZKI) Lüneburg unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Stade groß angelegte Durchsuchungsaktion mit internationaler operativer Unterstützung des BKA, Europol, des Zolls sowie spanischen und polnischen Polizeibehörden statt. Es werden polizeiliche Maßnahmen an Örtlichkeiten im Landkreis Stade, Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg), Hamburg, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Lodz (PL), Barcelona (SP) und auf Mallorca (SP) im Kampf gegen ein Netzwerk von Personen wegen Untreue im besonders schweren Fall und anschließender Geldwäsche durchgeführt.
Im Rahmen dieser Aktion wurden bislang 29 Objekte durchsucht und ein Haftbefehl gegen eine Tätergruppierung von zwölf Beschuldigten vollstreckt. Dem Hauptbeschuldigten wird Untreue im besonders schweren Fall von einer Summe von mindestens sechs Millionen Euro und dadurch eine Schädigung der Genossenschaft Co.net aus Drochtersen im Landkreis Stade sowie deren spanischer Tochterfirma mit rund 4.000 Genossenschaftsmitgliedern zugeschrieben. Er kam direkt in Untersuchungshaft. Den weiteren Beschuldigten wird u.a. die Geldwäsche dieses veruntreuten Geldes vorgeworfen.
Die Co.net eG kam 2014 erstmals auf die Warnliste der Stiftung Warentest. Im September vergangenen Jahres stellte die Genossenschaft einen Insolvenzantrag. Knapp einen Monat später hat das zuständige Gericht in Stade den Beschluss über eine vorläufige Insolvenzverwaltung aber wieder aufgehoben.
Es wurden bisher zahlreiche Beweismittel und Vermögenswerte beschlagnahmt, darunter vor allem Datenträger, aber auch Luxusgüter wie Handtaschen, Uhren sowie Gemälde und Kraftfahrzeuge. Durch das Gericht wurden Vermögensarreste in Höhe von über neun Millionen Euro angeordnet. Es wurden daher mehrere Immobilien beschlagnahmt und zahlreiche Konten im In- und Ausland eingefroren. Die Auswertung der Beweismittel wird nun Teil der weiteren Ermittlungen sein.
Die professionell und organisiert agierende, international vernetzte Tätergruppierung nutzte gewerbliche Strukturen zur Veruntreuung von Mitgliedsgeldern der geschädigten Genossenschaft. Es wurden Genossenschaftsgelder an extra dafür gegründete Firmen und Privatpersonen von einer spanischen Firma nach Deutschland überwiesen. Einem Hauptbeschuldigten werden dabei u.a. die Veranlassungen der Geldströme vorgeworfen. Ein weiterer Hauptbeschuldigter, der einer örtlichen Clanfamilie angehörig ist, veranlasste und begleitete die genannten Firmengründungen in Deutschland sowie Bargeldabhebungen und Weitergaben, um damit Immobilien, Luxusfahrzeuge und andere Luxusgüter zu finanzieren.
Ziel der international abgestimmten Ermittlungen ist neben der Überführung der Beschuldigten und der Beweissicherung die anschließende Aufklärung weiterer Geldströme und die Durchsetzung vermögensabschöpfender Maßnahmen zur Einziehung des widerrechtlich erlangten Vermögens. Der seit 2020 in der Zentralen Kriminalinspektion bestehenden Ermittlungsgruppe, die unter Sachleitung der zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen zuständigen Schwerpunktstaatsanwaltschaft Stade agierte, gelang durch eine umfassende Ermittlungsarbeit der entscheidende Erfolg, der nunmehr zur Festnahme besagter Tätergruppierung führte. Die bereichsübergreifende und enge Zusammenarbeit zahlreicher Polizeibehörden mit der Justiz sowie den spanischen und polnischen Ermittlungsbehörden hat diese erfolgreiche Bekämpfung der organisierten Kriminalität erst möglich gemacht.
Die Ermittlungen der ZKI Lüneburg und des "Actionday" selbst wurden vom @ON-Netz finanziell unterstützt, das von der EU-Kommission unter der Leitung der italienischen Direktion Antimafia (DIA) finanziert wird. Die europaweiten Kommunikationsplattformen wurden von Europol bereitgestellt und unterstützt. Das BKA unterstützt das Verfahren seit Beginn der Ermittlungen mit operativen Analysten und Verbindungsbeamten in Spanien und Polen, deren Engagement und Kontakte maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben.
Bei der Durchführung der heutigen Maßnahmen sind insgesamt rund 250 Einsatzkräfte beteiligt. Hierzu zählen neben den Kräften der deutschen Behörden auch Angehörige der ausländischen Einheiten der Guardia Civil und der Polizei in Polen.
Polizeipräsident Thomas Ring dazu: "Der Zentralen Kriminalinspektion Lüneburg ist hier in beispielhafter internationaler Zusammenarbeit mit der Justiz und anderen Strafverfolgungsbehörden ein beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen. Durch die Veruntreuung von mehreren Millionen Euro sind viele Genossenschaftsmitglieder finanziell stark geschädigt worden. Durch den heutigen Schlag gegen die organisierte Tätergruppe konnte verhindert werden, dass sich der Schaden der Genossenschaftsmitglieder vergrößert und die Clanangehörigen weiterhin von dem Geldwäschenetzwerk profitieren. Bedanken möchte ich mich bei allen Beteiligten der heutigen Aktion und den ermittelnden Kräften, die diesen Erfolg durch ihre akribische Arbeit erzielt haben. Dank gilt auch unseren Kollegen der Guardia Civil in Spanien, der Stadtpolizei in Lodz/Polen, der Landespolizei Hamburg, der Landespolizei Rheinland-Pfalz, den Verbindungsbeamten in Spanien und Polen, Europol und dem BKA für die professionelle Zusammenarbeit."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.