Katastrophenschutz-Zentrum im Eiltempo gebaut
Eine Halle in Stade ist das Vorzeigeobjekt des Landkreises
Dieses Gebäude zeigt, wie schnell ein öffentliches Bauprojekt realisiert werden kann, wenn alle Beteiligte an einem Strang ziehen: Das Katastrophenschutz-Zentrum des Landkreises Stade wurde im Rekordtempo errichtet. Das WOCHENBLATT erhielt jetzt einen Einblick in die rund 3.600 Quadratmeter große Halle mitsamt Bürokomplex, die sich in einem Gewerbegebiet im Stader Stadtteil Ottenbeck befindet.
Zelte mit Etagenbetten
Auf den ersten Blick wirkt die in zwei gleiche Hälften unterteilte Halle wie eine normale Lagerhalle. Schaut man ins Innere, wirkt die Funktion der Halle im Bereich Katastrophenschutz aber schnell deutlich: In der einen Hallenhälfte reiht sich ein weißes Zelt an das andere. Die Zelte sind bestückt mit Etagenbetten, auf den in Plastik eingeschweißten Matratzen befindet sich jeweils ein in Folie verpackter Bettwäsche-Set. Zusätzlich zu den Zelten sind im hinteren Hallenbereich Sanitärcontainer aufgestellt, unterteilt in Toiletten und Duschen. "Hier können wir ad hoc 100 Menschen unterbringen. Falls erforderlich, können sogar Zelte und Betten für 500 Personen aufgebaut werden", erklärte Landrat Kai Seefried beim Rundgang.
Eine Hälfte für die Unterbringung, die andere für die Logistik
Die neue Halle könnte auch kurzfristig in Betrieb gehen, um Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Denn das Gebäude ersetzt auch die bisherige Notunterkunft auf dem ehemaligen Saertex-Gelände. Allerdings besteht hier aktuell kein Bedarf. Zuweisungen von Ukrainern gibt es vom Land nicht mehr. Es melden sich beim Landkreis nur noch vereinzelt Familienangehörige von Ukrainern, die bereits im Kreisgebiet wohnen. Während die eine Hallenhälfte für die Unterbringung von Menschen konzipiert ist, dient die andere Hälfte für Logistik. Dort lagert die gesamte Ausrüstung, die im Katastrophenfall zum Einsatz kommt.
Platz für den Katastrophenschutz-Stab
Der angrenzende Bürotrakt verfügt über sogenannte Multifunktionsräume. Dort werden u.a. der Katastrophenschutzstab, die technische Einsatzleitung und eine Fernmeldezentrale untergebracht. Derzeit herrscht in diesem Bereich noch weitgehend gähnende Leere. Technik und Einrichtung sind aber größtenteils bestellt. Weitere Räume sollen später für Schulungen und zu Übungszwecken genutzt werden. Zusätzlich werden mehrere Büroräume und ein Aufenthalts- und Besprechungsbereich im Erdgeschoss geschaffen. Die Außenflächen können mit Lkw befahren werden und sind zum Abstellen von Material und für Übungen geeignet.
Einstimmiges Votum der Kreis-Politik
Bei der Führung hebt der Landrat noch einmal das Tempo hervor, mit der das neue Katastrophenschutz-Zentrum hochgezogen wurde. Im Januar 2023 stellte die Kreisverwaltung der Politik das Vorhaben vor. Im Juni 2023 erfolgte dann der Beschluss des Kreistags, das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt umzusetzen, und im September 2023 war bereits Richtfest. "Das einstimmige Votum der Politik zeugt von der hohen Bedeutung, die dem Katastrophenschutz parteiübergreifend beigemessen wird", meint Seefried. Kreistag und -verwaltung seien sich ihrer Verantwortung in diesem Bereich bewusst. Das Tempo der Realisierung sei beispielgebend. Der Neubau biete optimale Voraussetzungen, um im Ernstfall und bei Übungen zu arbeiten, so Seefried. „Schließlich haben die Aufgaben im Zivil- und Katastrophenschutz eine ganz neue Bedeutung, wie wir sie mindestens seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr kennen.“
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