Fuchsloch als Touristen-Magnet in Stade
Vision: Rundweg entlang der Bastionen / Hobby-Historiker Hans-Jürgen Stolper schlägt spannenden Lehrpfad vor
tp. Stade. Als sternenförmiger Kranz umrahmten neun aus der ehemaligen Stadtmauer hervorragende Bastionen im Zickzack-Kurs die Stader Altstadt. Doch von den Verteidigungsbauwerken, die unter schwedischer Herrschaft entstanden, sind nur noch wenige Spuren sichtbar. Das soll anders werden: Nach der Vision des Hobby-Historikers Hans-Jürgen Stolper (74) aus Stade soll in den Wallanlagen ein Lehrpfad entstehen. Während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung (ASU) war Stoplers Vision Thema.
Dabei zeigte sich Stadtbaurat Lars Kolk angetan von der Idee, die bereits zu Zeiten seines Amtsvorgängers Kersten Schröder-Doms diskutiert, aber nicht vollendet wurde. "Schade", findet Hans-Jürgen Stolper, gelernter Maurer sowie späterer Museums- und Stadtarchivmitarbeiter in Bremervörde. "Denn das Interesse an diesem Teil der Geschichte ist groß", sagt Stolper, der in seiner Freizeit ehrenamtlich Besuchergruppen über die Wallanlagen führt. "Die können gar nicht genug von dem Thema bekommen."
Die Wallanlagen in Stade wurden bereits im Mittelalter um 1100 erwähnt. Als die Schweden Stade im Jahr 1648 nach Eroberung 1645 zum Regierungssitz der Herzogtümer Bremen und Verden machten, wurde die Stadt zur Landesfestung ausgegebaut. 1712 umschloss der Ring der Bastionen die damalige 3.000-Einwohner-Stadt fast lückenlos. Den Dänen gelang es trotzdem, die Stadt zu erobern.
Aus dieser Zeit sind Erdwälle, schmale Soldatenwege und der Burggraben mit vorgelagerten, flachen Landstücken (Ravelins) erhalten.
Nach Stolpers Wusch sollen die neun Bastionen zu einem Rundweg verbunden und mit Informations-Schildern versehen werden. So sollen Gäste etwa erfahren können, dass auf der Güldenstern-Bastion eine Mühle stand. Oder, dass die Wrangel-Bastion nach dem schwedischen Generalfeldmarschall Carl Gustav Graf Wrangel benannt wurde, der 1657 die Bützflether und Schwinger Schanzen eroberte.
Ein besonderes Anliegen ist Stolper die Kennzeichnung des sogenannten Fuchsloches. Der gemauerte Rundbogen am Wall-Hang ist mit Laub bedeckt und mit Erde zugeschüttet. Er ist der Ausgang eines schmalen Fluchttunnels, der vom Rathaus bis zum Wall am Pratjeweg führt. "Als Kind bin ich dort hineingekrochen und habe den Gang im Kerzenschein erkundet", erinnert sich Stolper.
Stadtbaurat Kolk will Stolpers Ideen gemeinsam mit Politik, Vereinen und Behörden mittel- bis langfristig umsetzen. Grundlage müsse ein übergeordnetes Wall-Konzept sein. Ein solches Konzept müsse auch schwierige Fragen beantworten - etwa, an welchen Stellen "die historisch wertvolle Wallanlage" sichtbar und erlebbar gemacht wird und an welchen Stellen sie vorrangig der Natur vorbehalten bleibt".
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.