557 Fälle im Jahr 2024
Gegen häusliche Gewalt: Stader Netzwerk verstärkt Hilfsangebote

Sie treten gemeinsam gegen Gewalt in der Partnerschaft ein: Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Stade, das jetzt wieder im Stader Kreishaus zusammenkam | Foto: Landkreis Stade / Nina Dede
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  • Sie treten gemeinsam gegen Gewalt in der Partnerschaft ein: Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Stade, das jetzt wieder im Stader Kreishaus zusammenkam
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Noch nie war die Beteiligung so groß: Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Einrichtungen und Institutionen kamen zum jährlichen Treffen des „Netzwerks gegen häusliche Gewalt im Landkreis Stade“ zusammen. Die hohe Teilnehmerzahl unterstreicht die Dringlichkeit des Themas – denn häusliche Gewalt ist auch im Landkreis Stade eine traurige Realität.

Kinder erleben häusliche Gewalt oft mit

Wie präsent das Thema im Landkreis ist, zeigen die aktuellen Zahlen der AWO-Beratungsstelle BISS. Allein im vergangenen Jahr wurden 557 Fälle häuslicher Gewalt betreut. In 88 Prozent der Fälle waren die Täter männlich, und in 556 Fällen waren Kinder als Zeugen der Gewalt mitbetroffen. Eine besondere Herausforderung bleibt die Wohnungssuche für Frauen, die sich aus gewaltvollen Beziehungen lösen wollen, berichtet Renate Winkel, Leiterin der BISS-Beratungsstelle. Winkel war in dieser Rolle das letzte Mal beim Netzwerktreffen dabei. In wenigen Wochen geht sie in den Ruhestand.

Hilfe für betroffene Frauen

Einen geschützten Wohnraum bietet das Stader Frauenhaus. „In den ersten acht Monaten des vergangenen Jahres lag die Belegung bei knapp 90 Prozent“, berichtet Frauenhausleiterin Hanne Rathjens. Eine wichtige Entlastung brachte die Eröffnung des neuen Schutz- und Beratungszentrums für Frauen, das auch eine Frauenberatung umfasst. Frauen und Mädchen ab 16 Jahren, die von körperlicher oder seelischer Gewalt betroffen sind, können sich dort vertraulich und kostenfrei beraten lassen – ein Angebot, das immer stärker genutzt wird.

Im Stader Kreishaus tauschten sich Mitglieder des Netzwerkes gegen häusliche Gewalt aus
 | Foto: Landkreis Stade / Nina Dede
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Aufklären und sensibilisieren

Gewalt in der Partnerschaft komme täglich vor, sei aber immer noch schambehaftet, erklärt Elena Knoop, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade. Das soll sich durch verschiedenen kreisweite Aktionen und Projekte ändern. „Wir möchten für häusliche Gewalt sensibilisieren, aufklären und Betroffene ermutigen, sich Hilfe zu holen“, so Knoop. Schließlich seien viele Frauen betroffen: Jede vierte Frau erlebt mindestens ein Mal in ihrem Leben Gewalt in ihrer Beziehung. Das sind bundesweit mehr als zwölf Millionen Frauen. Umso wichtiger sei daher die Netzwerkarbeit, wie jetzt im Stader Kreishaus, meint Knoop. Mit dabei waren unter anderem die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Stade sowie Vertreterinnen und Vertreter von unterschiedlichen Beratungsstellen, des Stader Frauenhauses und der Polizei sowie der Jugendämter, der Justiz und des Elbe Klinikums.

Hier erhalten Frauen Hilfe bei seelischer oder körperlicher Gewalt

Gemeinsam gegen Gewalt

Was die Arbeitsgruppen (AG) des Netzwerks bereits in den vergangenen Monaten umgesetzt haben und was noch geplant ist, wurde ebenso in kurzen Tätigkeitsberichten erläutert. Unterschiedliche Netzwerkteilnehmerinnen und -teilnehmer arbeiten in verschiedenen AGs wie Schulische Prävention, Migration und Täterarbeit zusammen, um noch mehr Betroffenen zu helfen, die Präventionsarbeit auszubauen und für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren. „Denn Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist nicht hinnehmbar. Genau deswegen arbeiten wir im Netzwerk zusammen“, sagte Elena Knoop.

Sie treten gemeinsam gegen Gewalt in der Partnerschaft ein: Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Stade, das jetzt wieder im Stader Kreishaus zusammenkam | Foto: Landkreis Stade / Nina Dede
Im Stader Kreishaus tauschten sich Mitglieder des Netzwerkes gegen häusliche Gewalt aus
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