Graffiti-Aktion am Bauzaun
In Stade wird ein Zeichen gesetzt: Mobbing stoppen
jd. Stade. Mobbing kann einen Menschen beruflich und auch persönlich aus der Bahn werfen - und im schlimmsten Fall zu bleibenden psychischen Schäden führen. Wenn Erwachsene etwa in ihrem Job gemobbt werden, ist das schon schlimm genug. Sind aber junge Menschen schon frühzeitig dem Mobbing ausgesetzt, so kann das gravierende Folgen für ihr ganzes weiteres Leben haben - bis hin zur völligen sozialen Isolation. Wie sehr gerade Heranwachsende unter verbalen, aber auch körperlichen Attacken beispielsweise in der Schule leiden, wissen Susanne Wilkens und Kai Hyks vom Team des Stader Ablegers des Christlichen Jugenddorfes (CJD) Bremervörde nur allzu gut. Mehrere junge Leute, um die sich die beiden im Rahmen einer begleiteten Berufsausbildung kümmern, sind bereits Mobbingopfer gewesen. Mit einer Graffiti-Aktion soll nun ein Zeichen gesetzt werden: Stopp dem Mobbing, lautet die Botschaft des Stader CJD-Teams.
Am CJD-Standort Stade werden Ausbildungsgänge für Frisöre und Kaufleute für Büromanagement angeboten - im Zuge eines Reha-Verfahrens. Die Auszubildenden, die Hyks und Wilkens gemeinsam mit weiteren Kollegen unter ihre Fittiche nehmen, haben es in ihrem jungen Leben nicht leicht gehabt. Sie stammen oftmals aus einem schwierigen familiären Umfeld, sind durch Erlebnisse in ihrer Kindheit traumatisiert, haben körperliche bzw. psychische Handicaps oder sind anderen Beeinträchtigungen wie einer Lernbehinderung oder einer Sozialphobie ausgesetzt. Dass gerade sie ins Visier von Mobbern geraten, ist nicht verwunderlich.
Angst vor vor der Berufsschule
"Die zwei Tage Berufsschule pro Woche sind für viele geradezu eine Tortur", sagt Hyks. Einige Auszubildende des CJD hätten regelrecht Angst, zur Schule zu gehen. Wer ohnehin ein geringes Selbstwertgefühl besitze und gegenüber anderen sehr zurückhaltend agiere, sei letztlich eine perfekte Zielscheibe für aggressive Mitschüler. Natürlich interveniere man bei jedem Fall, der bekannt werde, meint Wilkens. Und auch die Schulen seien bemüht. "Doch bei diesem Thema muss viel mehr getan werden." Dazu zähle auch eine entsprechende finanzielle Ausstattung.
Die CJD-Pädagogen stellen häufig fest, dass sich die Übergriffe gegen Einzelne mit der Zeit hochschaukeln, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird. "Zunächst werden nur Witze über die Betroffenen gemacht", berichtet Hyks. Die zweite Stufe der Eskalation sei dann, jemanden nicht ins Klassenzimmer zu lassen, den Schulrucksack zu verstecken oder auch das Datenvolumen auf dem Handy abzuzocken. Meist endet es - das erleben Wilkens und Hyks ebenfalls öfter - bei körperlicher Gewalt. Das heißt: Das Mobbingopfer wird vor den Augen der anderen verprügelt oder bekommt regelmäßig Schläge.
"Weil wir immer wieder mit dem Thema konfrontiert werden, habe ich mir überlegt, wie die von uns betreuten jungen Menschen inhaltlich damit umgehen können - in einer für sie ansprechenden Form", sagt Hyks. Er sei dann auf die Idee gekommen, einen Graffiti-Workshop auszurichten. Dafür habe er den Stader Profi-Spraykünstler Leonard Cordes gewinnen können. Ein geeignetes Objekt war auch schnell gefunden. Das Bauunternehmen Lindemann stellte einen Bauzaun am Rohbau des neuen Jobcenters zur Verfügung. Der Standort passt aus Sicht von Hyks bestens: Das Jobcenter fördert das Jugendcafé Ankerplatz, das ebenfalls zum CJD-Standort Stade gehört.
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