Experten fordern mehr Tempo
Klimawerkstatt Stade: Einsatz für die Energiewende

 Diskussion beim Energiewende-Workshop im Kreishaus | Foto:  Landkreis Stade / Christian Schmidt
  • Diskussion beim Energiewende-Workshop im Kreishaus
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Der Verein „Klimawerkstatt im Landkreis Stade“ beging jetzt sein zehnjähriges Bestehen im Stader Kreishaus. Die erste aus unternehmerischer Initiative entstandene Klimaschutzagentur Norddeutschlands setzt sich aktiv für die Energiewende ein – von Industrieprojekten bis zur Verbraucherberatung.

Landrat Kai Seefried sieht im Landkreis Stade beste Voraussetzungen, um langfristig zur Energiewende beizutragen. Neben der geplanten Windkraftnutzung auf vier Prozent der Landkreisfläche und der Produktion von grünem Wasserstoff in Stade-Bützfleth spiele auch die zukunftsweisende Flugzeugentwicklung bei Airbus eine Rolle. Die Leistung der Windkraftanlagen im Landkreis entspreche bereits heute der des ehemaligen Kernkraftwerks Stade. Dennoch müsse die Versorgungssicherheit gewährleistet und Speicherlösungen gefunden werden. Seefried betonte: „Die Energiewende funktioniert nur mit den Menschen, nicht gegen sie!“

Beratung und Bildung im Fokus

Seit ihrer Gründung 2015 organisierte die Klimawerkstatt bereits mehr als 2.500 Energieberatungen und brachte mehr als 7.000 Schulkindern das Thema Energiewende näher. Der Vorsitzende Frank Bünte (Stadtwerke Stade) hob hervor, dass der Verein eng mit Kommunen, wissenschaftlichen Einrichtungen, Kammern und Bildungsträgern zusammenarbeitet.

Über dem Durchschnitt bei fossilen Energieträgern

Laut Marten Knust (Stadtwerke Stade) gibt es jedoch noch viel zu tun. 65 Prozent der Stromerzeugung im Landkreis Stade stammen aus fossilen Quellen – mehr als im Bundesdurchschnitt (54 Prozent). Eine interaktive Karte der Klimawerkstatt zeigt nachhaltige Energieinfrastrukturen in der Region und ist unter klimawerkstatt-stade.de/interaktive-karte abrufbar.

Trotz politischer Unsicherheiten forderten Experten eine konsequente Umsetzung der Energiewende. Prof. Nicolei Beckmann (hochschule21) verwies auf die Warnungen des „Club of Rome“ schon vor mehr als 50 Jahren und betonte: „Die Kosten des Klimawandels werden uns überrennen, wenn wir jetzt nicht in die Elektrifizierung investieren.“

Autos, Heizungen, Windkraft - viele Baustellen

Unternehmer Timo Berg sieht hohen Beratungsbedarf bei der Heizungsmodernisierung in Privathaushalten. Oft seien mehrere kleine Schritte sinnvoller als eine große Umstellung. Autohändler Michael Bröhan-Schmand sprach sich gegen das „E-Auto-Bashing“ aus. Gerade Pendler in der Region machten positive Erfahrungen mit Elektromobilität. Jürgen Goldenstein (Bürgerwindpark Oederquart) kritisierte die langwierigen Genehmigungsverfahren für Windparks. Von der Planung bis zur Umsetzung vergingen oft zehn Jahre. Dr. Christian Pape (Wohnstätte Stade) mahnte, die soziale Komponente der Energiewende nicht aus den Augen zu verlieren.