Kinderimpfung ab Januar
Landkreis Stade empfiehlt: nur vorerkrankte Kinder impfen
sv. Landkreis Stade. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat vor einer Woche die Empfehlung für die Corona-Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren ausgesprochen. Die Kinderärzte im Landkreis Stade und in den Elbe Kliniken rechnen damit, dass ab Mitte Januar Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Der Landkreis Stade dämpfte in einem Pressegespräch mit Medizinern aber auch die Erwartungen der Eltern, denn es sollen nur vorerkrankte Kinder geimpft werden.
Bisher gilt die STIKO-Empfehlung einzig für vorerkrankte Kinder. Gesunde Kinder sollen nur im Ausnahmefall geimpft werden, etwa wenn sie Kontakt zu vulnerablen Personen haben.
"Gesunde Kinder haben eine gute natürliche Immunität, die für einen harmlosen Krankheitsverlauf bei einer Corona-Erkrankung sorgt", sagt Dr. Christine Hartwig, Kinderärztin und stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts im Landkreis Stade. Es gebe viele asymptomatische Erkrankungen in der Altersgruppe. Impfungen dagegen würden sich immer bei schweren Verläufen empfehlen, wie es bei Erwachsenen der Fall ist. Bislang gebe es nur eine geringe Datenlage zu Impfnachwirkungen bei Kindern unter elf Jahren, die meisten würden es bislang aber gut vertragen.
STIKO-Empfehlung lesen und Kinderarzt ansprechen
Landrat Kai Seefried empfiehlt Eltern, sich zunächst über die STIKO-Empfehlung zu informieren, ob ihr Kind durch Vorerkrankungen oder den Kontakt zu vulnerablen, ungeimpften Personen für eine Impfung in Frage kommt und nur dann - oder im Zweifelsfall - mit dem Kinderarzt zu sprechen. Eine weitere Ansprechstelle sei ansonsten das Elbe Klinikum. Dr. Stephan Brune von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Stade bittet Eltern von gesunden Kindern jedoch, nicht die Kinderärzte zu überrennen, wie es im vergangenen Jahr bei den Hausärzten der Fall war. Stattdessen sollten Eltern auf die Vorauswahl ihres Kinderarztes vertrauen.
Gesunde Kinder sollten nicht für ungeimpfte Erwachsene herhalten
Beim Pressetermin sind sich die Experten einig, dass die Kinderimpfung für vorerkrankte Kinder zwar empfehlenswert ist, der Hauptfokus der Impfstrategie nun aber auf den noch ungeimpften Erwachsenen liegen muss. "Es ist nicht richtig, dass immer noch so viele Ungeimpfte durch die Gegend laufen und dafür nun gesunde Kinder herhalten sollen", sagt Dr. Stephan Brune.
Auch Dr. Martin Zellerhof, Leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Elbe Klinikum Stade, betont, dass eigentlich nicht die Kinder die primäre Gruppe sind, die geimpft werden müsse. Im letzten Jahr habe er bis auf sehr wenige Ausnahmen mit Vorerkrankungen keine Kinder mit schweren Krankheitsverläufen im Elbeklinikum betreut.
"Erwachsene mit Kindern und solche, die mit Kindern arbeiten, sollten sich auf jeden Fall so bald wie möglich impfen lassen", sagt Landrat Kai Seefried. Etwas über 200.000 Menschen leben im Landkreis Stade, davon sind 143.137 Personen einmal und 137.126 zweimal geimpft. 43.032 Personen sind bereits geboostert (Stand: 12. Dezember 2021). Man könne aber nicht nachvollziehen, wer sich zum Beispiel über die Arbeit außerhalb des Landkreises habe impfen lassen, gibt Landrat Seefried zu bedenken.
Zu wenig Impfstoff - STIKO-Empfehlung kam zu spät
Wann es mit den Impfungen der Fünf- bis Elfjährigen in nennenswerter Zahl losgehen kann, ist insbesondere von der Lieferung des Impfstoffes abhängig. Die verspätete Empfehlung der STIKO zur Kinderimpfung sei für die Ärzte extrem unglücklich gelaufen, sagt Seefried: "Bis zum 7. Dezember um 12 Uhr hätte noch Impfstoff bestellt werden können, die Empfehlung kam aber erst danach." Darum hätten nur vereinzelte Ärzte bereits Impfstoff bestellt. Seefried rechnet daher mit einer sehr geringen Menge, die noch im Dezember geimpft werden kann, bevor am 4. Januar die nächste Charge Impfstoff für Kinder bestellt und bis Mitte Januar geliefert werden könne.
Dazu der Medizinische Direktor der Elbe Kliniken Stade Buxtehude, Dr. Dietmar Wietholt: „Durch die zeitlichen Vorgaben zur Impfstoffbestellung und der dann folgenden Wochenfrist bis zur Lieferung werden relevante Mengen an Impfdosen erst ab der zweiten Januarwoche bereitstehen können. Sofern in der Übergangszeit ein sehr begrenztes Kontingent an Impfstoffen bereitgestellt werden sollte, erfolgen zeitnah einzelne Impfungen bei Kindern mit bekannt sehr hohem Risiko. Vor einer Ausweitung der Impftätigkeit muss der Wortlaut der endgültigen Empfehlung der STIKO abgewartet werden.“
Kein Drittel-Impfstoff und keine mobilen Kinder-Impfteams
Dr. Stephan Brune warnt Ärzte davor, den Impfstoff Biontech zu dritteln, wie es oftmals im Fernsehen gezeigt werde. Das verstoße gegen die Vorgaben des Herstellers und sei keine geeignete Alternative. Seefried stellt zudem klar, dass es keine Impfteams für die Kinderimpfung geben werde, da weder der Impfstoff noch die Impflinge für eine Massenabfertigung geeignet seien. "Kinder haben ganz andere Bedürfnisse in dieser Situation. Umso wichtiger ist die Aufklärung für Eltern und Kind durch den Kinderarzt."
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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