Weiter Ärger um die Camper Höhe
Marode Tribüne: Stader "Güldenstern Casino" droht das Aus

Die Sportstätten auf der Camper Höhe in Stade. Die Fußballplätze und Leichtathletikanlagen werden weiterhin vom VfL Stade genutzt. Doch der Sportverein möchte nicht mehr die Verantwortung für die Tribüne und das dortige Casino übernehmen | Foto: Martin Elsen/nord-luftbilder.de
  • Die Sportstätten auf der Camper Höhe in Stade. Die Fußballplätze und Leichtathletikanlagen werden weiterhin vom VfL Stade genutzt. Doch der Sportverein möchte nicht mehr die Verantwortung für die Tribüne und das dortige Casino übernehmen
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Noch immer ist die Zukunft der historischen Tribüne am Fußballplatz des ehemaligen Sportvereins Güldenstern Stade auf der Camper Höhe ungeklärt. Zwar setzen sich Ex-Güldensterner und Anwohner aus dem Stadtteil Campe für den Erhalt des maroden Bauwerks ein und haben zu diesem Zweck bereits einen Verein gegründet. Die Stadt lehnt es aber weiterhin ab, Geld für Sanierungsmaßnahmen auszugeben, solange nicht feststeht, was dem Areal passieren soll. Sie beruft sich darauf, dass im sogenannten Werkstattverfahren zur Neugestaltung der Camper Höhe vor fünf Jahren die Zukunft der Tribüne bewusst offengehalten wurde. Jetzt gibt es die nächste Hiobsbotschaft für den Verein "Freunde der Tribüne": Es steht offenbar endgültig fest, dass der Pachtvertrag für das im Tribünen-Gebäude befindliche Lokal "Güldenstern Casino" nicht verlängert wird. Der Casino-Wirt muss zu Ende Februar die Gaststätte räumen. 

VfL wird Unter-Pachtvertrag nicht verlängern

"Der Pachtvertrag endet regulär zum 28. Februar", erklärt der Vorsitzende des VfL Stade, Carsten Brokelmann. Die Laufzeit von 15 Jahren ende nun und werde seitens des VfL auch nicht verlängert. Der VfL Stade war nach der Fusion mit Güldenstern in die bestehenden Verträge eingestiegen. Die gesamten Sportanlagen auf der Campe Höhe mitsamt Gebäuden hat der VfL von der Stadt dauerhaft gepachtet. Das Casino im Tribünen-Bau wiederum ist vom VfL sozusagen an den Wirt untervermietet. Diesen Unter-Pachtvertrag lässt der VfL nun regulär auslaufen. "Wir sind weder an einer künftigen Nutzung der Tribüne noch am Casino interessiert", sagt Brokelmann. Hintergrund sei vor allem der bauliche Zustand. Womöglich werde der VfL als Verpächter dazu herangezogen, den Erhalt des Gebäudes zu sichern. Solche Investitionen könne man aber nicht leisten.

"Freunde der Tribüne" wollen übernehmen

Der VfL führt Gespräche mit der Stadt, damit die Tribüne mitsamt Lokal aus dem Nutzungsvertrag für die Sportanlagen künftig herausgenommen wird. "Wir möchten uns zurückziehen aus der Verantwortung für das Casino", so Brockelmann. Hier in die Bresche springen möchten die "Freunde der Tribüne". "Wir stehen in Verhandlungen mit allen wichtigen Stellen, um die Pachtverträge zu übernehmen", erklärt der Vereins-Vorsitzende Volker Hansen. Er verweist darauf, dass das Casino eines der letzten Restaurants in diesem Bereich von Stade sei und es für "die Camper Bürger eine beliebte Anlaufstelle für einen preiswerten Mittagstisch" darstelle. Gastwirt Norbert Meusel betont zudem die Bedeutung des Casinos als sozialer Treffpunkt: "Wir sind fast jedes Wochenende nachgefragt, wenn es um Familienfeiern im größeren Rahmen geht."

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Ohne Fettabscheider kein Weiterbetrieb

Doch ganz so einfach ist es mit der Übernahme des Pachtvertrages nicht: Der Weiterbetrieb des Casinos ist nur gesichert, wenn dort in die technische Ausstattung investiert wird. U.a muss ein Fettabscheider installiert werden, damit das Gewerbeaufsichtsamt weiterhin den Betrieb des Lokals genehmigt. Allein hier sind mit Kosten von mindestens 40.000 Euro zu rechnen. Die Tribünen-Freunde sehen hier die Stadt in der Pflicht. Diese müsse sich zum Erhalt der Tribüne und des Casinos bekennen, damit dieser wichtige Treffpunkt für die Menschen in Camp bestehen bleibt, so Hansen. 

Verein lädt zur Versammlung ein

Der Verein "Freund der Tribüne" lädt alle Interessierten zu einer Versammlung am Mittwoch, 11. Dezember, um 19 Uhr im "Güldenstern Casino" ein. Auf dem Treffen wird darüber beraten, wie es mit Tribüne und Casinos aus Sicht des Vereins weitergehen soll.

Zum Hintergrund: Das Werkstattverfahren
Zunächst plante die Stadt, auf der Campe Höhe Wohnbebauung zu schaffen. Nach heftigen Protesten von Anwohnern und ehemaligen Güldenstern-Vereinsmitgliedern wurden die Pläne fallengelassen. Stattdessen wurde im Rahmen einer Bürgerbeteiligung, dem sogenannten Werkstattverfahren, im Jahr 2019 beschlossen, die Camper Höhe in drei Zonen aufzuteilen. In der Zone 1 (nördlicher Bereich) sollen die Fußballfelder wegfallen, um einen öffentlichen Park anzulegen. In Zone 2 (mittlerer Bereich) bleiben die Sportplätze, darunter der Kunstrasenplatz, erhalten. Keine Einigkeit gab es hinsichtlich der Zone 3, die den südlichen Bereich mit der Tribüne umfasst. Das Gebäude müsse als Identifikationspunkt und Stadtteilzentrum erhalten bleiben, verlangen jedenfalls die "Freunde der Tribüne". Seit Abschluss des Werkstattverfahrens ruht das Thema Camper Höhe. Grund ist das fehlende Geld. Zweimal bemühte sich die Stadt vergeblich, einen 85-prozentigen Zuschuss aus einem Förderprogramm des Bundes zu generieren.