Nächste Woche alles normal? Viel Ärger um die Altglas-Container im Kreis Stade

Bekommt Optisys die Altglas-Entsorgung in den Griff?
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jd. Stade. Die ursprünglich angesetzte Frist ist bereits verstrichen und noch immer läuft nicht alles rund: Geplant war, dass die Umstellung der Altglas-Entsorgung vom bisherigen Betreiber, der Firma Karl Meyer aus Wischhafen, auf das nun zuständige Unternehmen Optisys bis zum 6. Januar abgeschlossen ist. Doch die Aufstellung der neuen Container verzögerte sich an vielen der 221 Standorte und auch bei der Entleerung der bereits aufgestellten Altglas-Behälter klappte es nicht so, wie es sollte. In den vergangenen 14 Tagen sorgte das „Altglas-Chaos“ für reichlich Unmut bei den Bürgern im Landkreis.

Erneut meldeten sich etliche Leser beim WOCHENBLATT und beklagten sich entweder über fehlende oder über randvolle Container. In der vergangenen Woche waren noch an 51 Standorten keine neuen Behälter platziert. Außerdem fehlten an den nagelneuen Containern jegliche Hinweise: Es waren weder die Kontaktdaten von Optisys angegeben noch die Zeiten, an denen der Einwurf von Leergut erlaubt ist. „Das holen wir jetzt alles schnell nach“, erklärt Michael Schneider, Sprecher der Firma Remondis. Der deutsche Branchenprimus in Sachen Entsorgung hatte Optisys Anfang des Jahres „geschluckt“, nachdem der Abfall-Zwerg Optisys dem Goliath Remondis in Norddeutschland 13 Aufträge abgejagt hatte darunter in den Nachbarkreisen Rotenburg und Cuxhaven.

Branchenkenner gehen davon aus, dass die Altglas-Entsorgung mit Remondis künftig in geordneten Bahnen verläuft. Im Landkreis Stade soll in Kürze Normalität herrschen, so Schneider: „Wir sind mit Hochdruck dabei, die Stellplätze zu bestücken.“ Das werde spätestens im Laufe der kommenden Woche umgesetzt. „Wir gehen danach von einer normalen Tourroutine aus.“

Ohne Remondis im Rücken wären bei Optisys Zweifel angebracht gewesen: Bereits Ende Dezember hatte das WOCHENBLATT darüber berichtet, dass sich das Firmengeflecht der Familie B., die bis Ende 2017 Eigentümer von Optisys war, im Visier der Behörden befindet. So stehen inzwischen drei in Konkurs gegangene bzw. erloschene Firmen, die auch der Familie B. gehörten und ihren Sitz ebenfalls auf dem Firmengelände von Optisys im schleswig-holsteinischen Wedel hatten, im Zusammenhang mit staatsanwaltlichen Ermittlungen. Es geht um Insolvenzverschleppung sowie um Urkundenfälschung im Zusammenhang mit Entsorgungs-Zertifikaten.

Zwar ist Remondis in diese Vorgänge in keinerlei Weise involviert, doch es verwundert schon, dass sich am Telefon von Optisys noch immer Vorbesitzer Jan Stephan B. meldet. Er und sein Vater standen wiederholt im Fokus kritischer Berichterstattung. Dabei ging es um die Zustände auf dem Betriebsgelände in Wedel Anwohner klagten über Lärm, Gestank und Rattenbefall sowie um den Vorwurf illegaler Müllentsorgung an anderen Standorten.

Sind die B.s, deren Ruf in der Branche anschlagen ist, nun etwa für Remondis tätig? „Nein, sagt Unternehmenssprecher Schneider: „Wir haben nur vereinbart, dass Herr B. uns in der Übergangsphase in beratender Funktion zur Verfügung steht. Optisys ist jetzt Remondis pur.“

Dass Optisys überhaupt den Zuschlag erhalten hat, liegt am privatrechtlichen Ausschreibungsverfahren: Der billigste Anbieter gewinnt. Zuständig für das Verfahren ist die Firma BellandVision. Deren Geschäftsführer Thomas Mehl geht ebenfalls davon aus, „dass sich die Abfuhr der Glasverpackungen bald einspielen wird.“ Probleme mit Optisys sieht er nicht: „Die Auftragnehmer werden vor der Vergabeentscheidung auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft“, erklärt Mehl gegenüber dem WOCHENBLATT : „Auch während der Leistungsphase stehen wir in engem Kontakt mit der Firma Optisys.“

Der Weg des Altglases

„Wenn die aus Schleswig-Holstein kommen, kippen die das Altglas auf dem Rückweg in die Elbe“ diese ironische Anmerkung stammt von einem Leser, der sich beim WOCHENBLATT meldete. Tatsächlich stellt sich die Frage: Wohin bringt der neue Entsorger die Flaschen? Und startet jede Sammeltour tatsächlich in Wedel? Laut Remondis-Konzernsprecher Michael Schneider wird die Aufgabe von Optisys überwiegend mit eigenen Fahrzeugen erledigt. Aber auch der Fuhrpark von Remondis werde bei Bedarf genutzt.

Der nächstgelegene Remondis-Standort befindet sich in Zeven (Kreis Rotenburg): Dort hatte der Konzern vor Jahren die Firma Oetjen Rohstoffhandel übernommen. Oetjen wird im Nachbarkreis weiter für die Altglas-Sammlung zuständig sein, obwohl dort Optisys den Zuschlag erhalten hatte. Remondis hat bei den beiden Tochterunternehmen die Aufgabenverteilung umstrukturiert.

Das Glas aus der Region wird in den Hamburger Hafen transportiert. Auf der Elbinsel Hohe Schaar in Wilhelmsburg befindet sich die Firma Remondis Recycling. Dort wird das Glas für die Weiterverarbeitung gesammelt. Danach geht es nach Bayern: Im Glashüttenwerk der Firma Wiegand in Steinbach am Wald (bei Coburg) wird das Altglas eingeschmolzen und zu neuen Flaschen verarbeitet. Die Palette reicht von Selterflaschen bis zu Bocksbeuteln. 

Bekommt Optisys die Altglas-Entsorgung in den Griff?
Nagelneue Altglas-Container. Doch es fehlen jegliche Infos   Foto: jd
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Jörg Dammann aus Stade

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