Seelentiefe unter Kirschbäumen
Progressive-Rock aus dem Altländer Wohnzimmer: Sigrid Becker (49) singt und textet bei "Razorking"
tp. Osterladekop. Nur selten dringt ihr kraftvoller Gesang durch die schallisolierten Fenster des Wohnhauses in Jork-Osterladekop, sodass Nachbarn, Urlaubsgäste und Obstbauern im Herzen des beschaulichen Altänder Dorfes nichts von ihrer Klangkunst mitbekommen: Quasi unter Kirschbäumen hat Sängerin Sigrid Becker (49) ein Rock-Album aufgenommen. Wie inzwischen weit verbreitet, entstand das Werk „Somewhere“ der Band „Razorking“ mit Hilfe moderner Computertechnik im Wohnzimmer.
Seit 2009 singt Sigrid Becker bei der Hamburger Gruppe „Razorking“, die sie mit gründete. Der Stil: anspruchsvoller Progressive-Rock mit aufwändigen Songstrukturen. Kreativ an ihrer Seite stehen drei erfahrene, professionell ambitionierte Musiker der Generation Ü50. Thomas Kirschler an der Gitarre, Thomas Janzon am Bass und Klaus Möller an der Keyboards. Nur ein Schlagzeuger fehlt. Den Job erledigt, nur für Kenner hörbar, ein Drum-Computer.
Zu dem Doppel-Album, bei dem inklusive der Cover-Gestaltung alles in den Händen der Bandmitglieder lag, steuerte Sigrid Becker sämtliche Gesangsmelodien bei. Auch die Texte, wie „Dreamer“ oder „Spring on Mars“, die einen Blick in die „Tiefen der Seele und Abgründe der menschlichen Existenz“ gewähren, stammen von ihr.
Jeder Musiker nahm seinen Part zu Hause auf. Dazu reicht heute ein Laptop-Computer mit hochwertigen Audio-Komponenten. An den Reglern des virtuellen Tonstudios zu drehen, ist für Sigrid Becker kein Problem. Sie ist Software-Ingenieurin bei Airbus. Lediglich das Abmischen der CD überließen „Razorking“ einem Toningenieur.
Berufliche Wege führten die aus dem Raum Nürnberg stammende Power-Frau, die als Kind Klavier und klassische Gitarre lernte, in den Norden. Zwischen Apfelplantagen und Elbdeich betreibt sie mit ihrem Lebensgefährten Frank Schaller (48), ebenfalls Musiker und Software-Spezialist, nebenbei eine Ferienwohnung.
Die Freizeit des Paares ist nahezu von Musik ausgefüllt: Gemeinsam bilden die beiden das Duo „Lavatory Music Club“. Das Wohnzimmer ist voller Instrumente: Ein schwarzer Flügel, E-Gitarren, Akustikgitarren und Bässe sind stets griffbereit. „So kann es noch das ganze Leben weitergehen“, sagt Sigrid Becker, die nach eigenen Angaben „Ideen ohne Ende“ hat. Das nächste künstlerische Ziel ist schon gesteckt: Ein Live-Konzert, um „Somewhere“ dem Publikum zu präsentieren. Die Sängerin ergänzt: „Ein Plattenvertrag wäre auch nicht schlecht.“
• Das Album kostet 19,99 Euro und ist unter http://www.razorking.de erhältlich.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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