Aus für Schul-Lüftungsanlage?
Stadt Stade stoppt ehrenamtliches Projekt
sv. Stade. Ist das das Ende des Pilotprojekts an der Stader Grundschule am Bockhorster Weg? Wegen eines gescheiterten Testlauf der selbstgebauten Lüftungsanlage äußerte die Stadt Stade vergangene Woche in einer Pressemitteilung Bedenken zu dem Projekt und verschob eine Schulausschuss-Sitzung, in der über die Anlage beraten werden sollte.
Hintergrund: Nachdem das Land den Schulen Förderungen für Lüftungsanlagen in Klassenräumen, die genügend Fenster zum Lüften haben, verwehrt hatte, hatten Eltern und Vertreter der Stadt Stade selbst Hand angelegt. Aus Rohren und Hula-Hoop-Reifen bauten sie ihre eigene Lüftungsanlage, die den Kindern der Grundschule am Bockhorster Weg das ständige Lüften bei eisigen Temperaturen ersparen sollte (das WOCHENBLATT berichtete). Für das Pilotprojekt orientierten sie sich an dem Konzept des Max Planck Instituts für Chemie in Mainz.
Schlechtes Testergebnis wegen stürmischen Wetters
Zwei Wochen lang ging das auch gut. Berichte von Schülern und Lehrern ergaben, dass die Anlage im Unterricht nicht durch ihre Lautstärke störe. Stades CDU-Vorsitzender Felix Kruse, der die Pilotanlage maßgeblich vorangetrieben hatte, plante verschiedene Tests, um die Wirksamkeit der Anlage zu verbessern und mit dem Stoßlüften zu vergleichen. Der erste Test ging schief: Durch das besonders stürmische Wetter seien die Werte des Stoßlüftens nicht repräsentativ mit normalen Tagen vergleichbar, erklärte Kruse, und wollte weitere Tests durchführen.
Doch genau den gescheiterten Testdurchlauf nimmt die Stadt nun zum Anlass, das Projekt zu kippen und bezieht sich zudem auf eine Pressemitteilung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (GUV) aus dem Jahr 2020, dass "bei selbstgebauten Anlagen Fragen der Sicherheit, der Hygiene und des Brandschutzes nicht ausreichend beachtet" würden.
Das Mainzer Konzept
Dabei erwähnt selbst das niedersächsische Kultusministerium das Konzept des Max Planck Insitituts für Chemie in der Auflistung von Lüftungsanlagen, die für eine Förderung in Frage kommen: "Auch der Vorschlag des MPI Chemie Mainz mit lokalen Abzügen entspricht [dem] Prinzip [einfacher Lüftungsanlagen]." Und auch die Dezemberausgabe 2021 des Bundesgesundheitsblatts zitiert im Bericht über selbstgebaute Lüftungsanlagen die Mainzer Studie über den Vergleich von Fensterlüftungssystemen und anderen Luftreinigungsansätzen in Klassenräumen.
Was also könnte hinter dem Unbehagen der Stadt stecken? Eine mögliche Erklärung findet sich ebenfalls in den Förderungsbedingungen des Kultusministeriums: Generell fördert das Land keine von Privatpersonen selbstgebauten Projekte, um Handwerksbetriebe nicht wirtschaftlich zu benachteiligen. Gefördert werden nur solche Anlagen, die fachgerecht geplant und eingebaut werden.
Ist es also die Finanzierung, die der Stadt tatsächlich Sorgen bereitet? Denn auch wenn das Mainzer Modell deutlich günstiger als gekaufte Lüftungsanlagen ist, die Ausstattung mehrerer Klassenräume dürfte teuer werden.
Vorerst wird die Anlage abgebaut
Für Kruse bedeutet die Haltung der Stadt jedenfalls zunächst das Ende: "Die Forderungen der Versicherung in Hannover sind leider unerfüllbar hoch", teilt CDU-Vorsitzende mit. "Wir können die Anlage weder TÜV zertifizieren lassen, noch wurde sie von einem Unternehmen gebaut. Bevor es also Ärger gibt, bauen wir die Anlage lieber wieder ab. Wir werden noch bis zum Schluss Messungen zur Wirksamkeit der Anlage durchführen im Vergleich zum Stoßlüften."
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.