Grischa Kaflowsky berichtet aus Kiew
Während die Sirenen heulen: Telefonat aus Stade in die Ukraine

Hoffen weiter auf einen Sieg der Ukraine: Grischa Kaflowsky (li.) mit seinem Sohn Sascha | Foto: privat
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Ihm ist es mitzuverdanken, dass die Ukraine-Hilfe im Landkreis Stade so gut läuft: Der Unternehmer Grischa Kaflowsky hat erneut Hilfsgüter in seine Heimat gebracht. Eine Physiotherapeutin stellte ihm eine Behandlungsliege und Verbandsmaterial bereit. „Ich bin den Menschen im Landkreis Stade unglaublich dankbar“, sagt Kaflowsky. Derzeit bereitet er zusammen mit der Kreisverwaltung, den Feuerwehren und den Hilfsorganisationen einen weiteren großen Hilfstransport vor. Der Konvoi soll im Juli starten. Wie dringend humanitäre Hilfe in dem von den russischen Aggressoren überfallenen Land benötigt wird, zeigen seine Schilderungen der aktuellen Situation in der Ukraine.

Sirenen heulen: Immer wieder Luftalarm

Trotz aller Rückschläge für die ukrainischen Verteidiger in den vergangenen Wochen bleibt Kaflowsky Optimist. Der ehemalige Oberstleutnant der Sowjetarmee, der inzwischen im Vertrieb einer Schweizer Maschinenbaufirma arbeitet, meldet sich per Telefon aus seinem Haus in einem Vorort von Kiew. „Noch am Leben“, sagt er und lacht. Sein Humor hilft ihm, die seit mehr als zwei Jahren dramatische Lage zu bewältigen. Während des Telefonats heulen plötzlich die Sirenen auf. „Hörst du das?“, fragt Kaflowsky. „Es ist wieder Luftalarm.“ Er hat sich längst daran gewöhnt, spricht ruhig weiter. Kaflowsky vertraut der ukrainischen Luftabwehr, die auch durch die Unterstützung aus Bundeswehr-Beständen sehr erfolgreich ist.

Die Ukrainer hoffen auf ihre Luftabwehr. Doch angesichts der Masse an Drohnen und Raketen, die von den russischen Aggressoren abgefeuert werden, ist der Schutz nicht ausreichend (Symbolbild). Die Ukraine benötigt hier dringend weitere westliche Hilfe | Foto: Adobe Stock/zef art
  • Die Ukrainer hoffen auf ihre Luftabwehr. Doch angesichts der Masse an Drohnen und Raketen, die von den russischen Aggressoren abgefeuert werden, ist der Schutz nicht ausreichend (Symbolbild). Die Ukraine benötigt hier dringend weitere westliche Hilfe
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Iranische Rakete schlägt 15 Meter entfernt ein

Doch die Russen scheinen aus einem schier unerschöpflichen Munitionsarsenal schießen zu können. „Sie brauchen Erfolge um jeden Preis“, sagt Kaflowsky. Die Lage sei schwer erträglich. Auch im Großraum Kiew schlagen immer wieder Raketen und Drohnen ein. 15 Meter von seinem Haus entfernt, detonierte vor dem Telefonat auf der anderen Straßenseite ein Flugkörper iranischer Bauart. Die Feuerwehr war gerade wieder abgerückt. „Zum Glück ist niemandem etwas passiert“, sagt Kaflowsky. Zuletzt wurden vor allem Einrichtungen der Energieinfrastruktur getroffen. Über seine internationalen Kontakte ist es Kaflowsky gelungen, etliche Stromgeneratoren für die Ukraine zu beschaffen. Er hofft, dass großflächige Blackouts künftig abgewendet werden können.

Dankeschön an die Freiwilligen der Ukraine-Hilfe

Westliche Militärhilfe ist unterwegs in die Ukraine

Als Kaflowsky Ende April mit dem Auto zurück in die Ukraine fuhr, sah er in Polen auf den Autobahnen mehrere Konvois mit Militärfahrzeugen und -technik. „Das ist eine sehr gute Hilfe, die Wirkung zeigt“, sagt Kaflowsky. Sie sei nötiger denn je, stehe doch etwa die Millionenstadt Charkiw im Osten der Ukraine unter Dauerbeschuss der russischen Armee. Kaflowsky bangt um seine Freunde dort. Charkiw ist eine wichtige Industriestadt. Ganze Fabriken würden dort jetzt demontiert, um im derzeit noch einigermaßen sicheren Westen der Ukraine neu aufgebaut zu werden. Doch das koste viel Zeit und es fehle an Fachleuten. Die ukrainische Wirtschaft leide darunter.

Kaflowskys Sohn Sascha, der im vergangenen Jahr die Hölle von Bachmut überstanden hat, ist derzeit Kommandeur einer Drohneneinheit bei Kupjansk an der Ostfront. „Eine heiße Zone“ nennt Kaflowsky die Region. Jeden Tag gebe es große Verluste auf beiden Seiten. Allerdings verfüge Russland offenbar über schier unendliche Personalreserven, nutze im Zweifel Gefängnisinsassen als „Kanonenfutter“. Kaflowsky ist sich sicher: „Das wird ein schwieriger Sommer.“

Hilfe für die Ukraine: Freiwillige kehrten voller Eindrücke zurück

Spenden erbeten: Hilfe für die Zivilbevölkerung

Besonders stark leidet die Zivilbevölkerung, sagt der Ukrainer Grischa Kaflowsky. Auch deshalb blickt er bereits hoffnungsvoll auf den nächsten Hilfstransport aus dem Landkreis Stade mit Hilfsgütern für Feuerwehren, Rettungsdienste und Krankenhäuser. Schirmherr der Aktion ist Landrat Kai Seefried. Im Juli wollen Einsatzkräfte von Feuerwehren und Hilfsorganisationen die Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze bringen, wo sie von ukrainischen Partnern in Empfang genommen werden.

Spendenkonten:
Spenden können unter dem Stichwort „Ukraine-Hilfe Landkreis Stade“ auf folgende Konten eingezahlt werden:

  • DRK-Kreisverband Stade Flüchtlingshilfe, IBAN: DE91241910151009334600
  • Johanniter-Unfall-Hilfe – Regionalverb. Bremen-Verden, IBAN: DE 16 3702 0500 0004 3107 18.
Hoffen weiter auf einen Sieg der Ukraine: Grischa Kaflowsky (li.) mit seinem Sohn Sascha | Foto: privat
Die Ukrainer hoffen auf ihre Luftabwehr. Doch angesichts der Masse an Drohnen und Raketen, die von den russischen Aggressoren abgefeuert werden, ist der Schutz nicht ausreichend (Symbolbild). Die Ukraine benötigt hier dringend weitere westliche Hilfe | Foto: Adobe Stock/zef art
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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