Park-Zoff trübt Wohn-Idylle in Kutenholz
Gemeinde stellt Poller gegen XXL-Wohnmobil auf / Halter sieht sich als Opfer von Amtswillkür
tp. Kutenholz. Es ist elf Meter lang, 2,55 Meter breit und hat jede Menge Zoff-Potenzial „an Bord“: Das XXL-Wohnmobil an der ruhigen Wohnstraße Rohrweg in Kutenholz. Der Jumbo-Camper ist Nachbarn seit Jahren ein Dorn im Auge, weil er nach ihrer Auffassung die Sicht auf die Fahrbahn versperre und mit seinen breiten Reifen den Grünbewuchs auf dem Seitenstreifen zerstöre.
Nachdem Gegner die Behörden einschalteten, ließt die Gemeinde Poller aufstellen, um das Parken zu verhindern. Der Halter* des Wohnmobils sieht sich im Recht und stellt sein Fahrzeug weiter dort ab.
Beim WOCHENBLATT-Ortstermin schildern Nachbarin Susanne Stange (29) als eine der kritischen Anwohner sowie Bürgermeister und Polizist Gerhard Seba das Problem. „Ich ärgere mich seit sieben Jahren über das riesige Wohnmobil, das dort mitunter schon drei Monate unbewegt stand“, sagt Susanne Stange. Der Fahrzeughalter behindere den Verkehr auch, indem er immer wieder Stromkabel und einen Wasserschlauch von seinem Wohnhaus über die Fahrbahn zu dem Wohnmobil lege. Sie bemängelt zudem die auf mehreren Metern entstandenen Schäden durch Reifenspuren auf dem öffentlichen Grünstreifen vor ihrem Grundstück und dem ihrer Nachbarin. Inzwischen sei durch Ausweichverkehr - insbesondere von landwirtschaftlichen Fahrzeugen - auch der Grünstreifen auf der anderen Straßenseite in Mitleidenschaft gezogen worden.
Außerdem sieht die junge Mutter ein erhöhtes Unfallrisiko für ihre beiden Söhne und Nachbarskinder: Wegen der versperrten Sicht könnten sie leicht von vorbeifahrenden Autos und Treckern übersehen werden.
Laut Bürgermeister und Polizist Gerhard Seba war die Polizei aufgrund von Anzeigen und Beschwerden bereits mehrfach vor Ort. Der Wohnmobilist verhalte sich insofern korrekt, als dass er den gesetzlich erforderlichen Korridor von drei Metern auf dem Fahrstreifen frei lasse. Allerdings sei regelmäßiges Parken mit solch großen Fahrzeugen in Wohngebieten von 22 bis 6 Uhr verboten. Auf Betreiben der Gemeinde prüfe der Landkreis Stade ein Ordnungswidrigkeitsverfahren mit der Möglichkeit eines Verwarngeldes. Nächster Schritt könnte laut Seba die Einrichtung einer Halteverbotszone durch den Landkreis sein. Nachdem Nachbarn glaubhaft Protokoll über das nächtliche Dauerparken geführt hätten, habe die Gemeinde im vergangenen Jahr aber zunächst die sechs Poller errichten lassen.
Der vor rund einem Jahrzehnt zugezogene Wohnmobil-Eigentümer, ein ehemaliger Beamter, der anonym bleiben möchte, empfindet die Maßnahme als Amtsschikane. Er vermutet, die Gemeinde sei auf Betreiben weniger Privatpersonen, die ihn um sein teures Wohnmobil beneiden, tätig geworden und handele daher nicht im Interesse des Gemeinwohls. Er fordert: „Die Poller müssen wieder weg!“
„Notfalls muss ein Gericht entscheiden“, sagt Bürgermeister Seba. Er will sich stattdessen noch einmal um eine friedliche Einigung bemühen.
*Name der Red. bekannt
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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