"Überzogene Forderungen der Handelsketten"
Öko-Aktivisten machen "Bürgerbeteiligung selber" / Nahversorgung mit "Qualitiät statt Größe"
tp. Himmelpforten. Die Aktivisten der Bürgerinitiative „Rettet den Steinmetzpark“ fühlen sich bei ihrem Anliegen, das gleichnamige innerörtliche Wäldchen zu erhalten, statt es zugunsten eines neuen Einkaufszentrums abzuholzen, von der Politik nicht ausreichend ernstgenommen. Unter dem Motto "Wir machen unsere Bürgerbeteiligung selber", luden die Aktivisten kürzlich zu einem Infoabend mit Vortrag, Diskussion und Ideensammlung ein.
"Unser Ziel, alle Anwesenden intensiv zum Gesprächsaustausch zu bringen, haben wir erreicht", bilanziert der Initiativen-Sprecher und Grüne Peter Wortmann. Die rund zwei Dutzend Teilnehmer im Gasthof Witt sprachen sich unisono für eine kleine Lösung aus, streben einen effektiven Ausbau des bestehenden Einzelhandels an. Kritisiert wurde, dass der Wert innerörtlicher Grünanlagen nicht genügend wahrgenommen werde. Eine frühzeitige Bürgerbeteiligung bei allen wichtigen Vorhaben in der Gemeinde müsse lokalpolitischer Standard werden. "Wir wollen Bürgerversammlungen, bevor alles in trockenen Tüchern ist", so Wortmann. Sitzungen des Gemeinderates und seiner Ausschüsse sollen für Bürger-Fragen bei den entscheidenden Tagesordnungspunkten unterbrochen werden. Die Initiative fordert eine entsprechende Änderung der Geschäftsordnung.
Die Initiative will dem Rat den Rücken stärken, wenn es darum geht, sich "gegen überzogene Forderungen der Handelsketten" zu wehren. Unter dem Motto: "Unser Nahversorgungskonzept setzt auf Qualität und nicht auf Größe" wäre ein totaler Neustart notwendig. In der Diskussion herrschte Einigkeit darüber, dass die Bürger in Himmelpforten ausreichend mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgt sind. Anstelle des von dem ostriesischen Investors Bünting geplanten Einkaufszentrums mit Großparkplatz (das WOCHENBLATT berichtete) wurde als kleine Lösung eine Ladenzeile mit Frische-Angeboten im Markthallen-Stil aufs Tapet geführt.
Wie die kleine Gemeinde Gülzow im Landkreis Herzogtum Lauenburg ihr Versorgungsproblem anpackte, erklärte der Gastredner, Bürgermeister Wolfgang Schmahl (65). In dem schleswig-holsteinischen Dorf wurde unter starker Einbeziehung von Bürgern, u.a. durch "Stimmungsgabfragen", ein mit EU-Fördergeld bezuschusster Markttreff geplant und errichtet. Der Betrieb der Einrichtung mit Lebensmittelgeschäft, Caféteria und kleinem Dienstleistungszentrum und allgemeinärztlicher Sprechstunde funktioniert allerdings nur durch ehrenamtliches Engagement. Ein privater Betreiber für den subventionierten Kaufmannsladen wird noch gesucht.
• http://www.rettet-den-steinmetzpark.de.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.