Gebietsreform in Niedersachsen
Vor 50 Jahren: Fünf Dörfer werden nach Stade eingemeindet
Vor 50 Jahren gab es Zuwachs für Stade: Im Zuge der großen niedersächsischen Gebietsreform wurden zum 1. Juli 1972 die bis dato selbständigen Gemeinden Bützfleth, Haddorf, Hagen, Schölisch und Wiepenkathen nach Stade eingemeindet. Seitdem haben sie den Status einer Ortschaft, genießen also eine Art "Teilautonomie" mit eigenem Ortsrat und -bürgermeister sowie einem kleinen Etat, der selbstverwaltet wird - mit einer Ausnahme: Schölisch hat sein kleines bisschen Selbstständigkeit inzwischen aufgegeben.
Groß gefeiert wird das Jubiläum aber nicht. Seitens der Stadt sind keine Festlichkeiten vorgesehen. Lediglich in Wiepenkathen und in Hagen gibt es am Freitag bzw. Samstag (1. bzw. 2. Juli) ein Festprogramm. Haddorf will die Feier am 20. August nachholen. Für die Bützflether, die sich zum Teil noch immer eher als Kehdinger sehen, scheint die Eingemeindung kein Grund zum Feiern zu sein. Dort hat sich der Ortsrat dagegen entschieden.
Lesen Sie hier unsere Mini-Serie über die vier Stader OrtschaftenIn Wiepenkathen wird das Ortschaftsfest am Freitag, 1. Juli, groß gefeiert. Ein wenig gemächlicher geht es einen Tag später in Hagen zu: Dort wird die Feier am Samstag, 2. Juli, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst im Park eingeläutet. Um 10.45 Uhr gibt es kurze Grußworte und um 11 Uhr werden verdiente Bürger geehrt. Die eigentliche Jubiläumsveranstaltung beginnt um 11.30 Uhr. Im Park und auf dem Gelände des Dorfgemeinschaftshauses sind Stände aufgebaut und es finden die verschiedensten Aktivitäten statt. Angeboten werden Rundfahrten und auch ein Kinderkarussell ist aufgebaut.
Eingemeindung war mit Widerständen verbunden
Auch wenn jetzt gefeiert wird: Damals lief die Eingemeindung von Hagen und Wiepenkathen so wie auch bei den anderen Ortschaften nicht ganz reibungslos ab. So stellte der Wiepenkathener Rat im Vorfeld handfeste Bedingungen. Dazu zählten der Bau von Kindergarten, Altentagesstätte und Mehrzweckhalle. Außerdem sollte die Anbindung an die B74 verbessert und ein Fußweg nach Stade gebaut werden. Um Widerstände zu brechen, versprach Stade allen fünf Gemeinden Investitionen in die Infrastruktur. Das kostete: Im Nachtragshaushalt 1973 waren 3,4 Mio. DM vorgesehen, davon allein für Wiepenkathen 1,1 Mio. DM.
Noch komplizierter war es zunächst in Hagen. Hier sah der Vorschlag der Landesregierung erst eine Eingliederung in die neu zu bildende Samtgemeinde Fredenbeck vor. Schließlich wurde das Dorf doch der Stadt Stade zugeschlagen. Für den Gebietsänderungsvertrag hatten die Hagener einige Konditionen ausgehandelt. So sollte der bisherige Stader Teil des Hagener Stadtweges innerhalb eines Dreivierteljahres auf eine Breite von 2,50 Meter ausgebaut werden. Außerdem waren in Hagen laut Vertrag weiter Hausschlachtungen erlaubt. Die Ortschaft wurde vom Benutzungszwang für den städtischen Schlachthof ausgenommen.
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