So geht es weiter
Aktuelle Infos rund um das Thema LNG-Terminal in Stade
jd. Stade. Das zuvor fast verschmähte LNG soll nun zu einem der Rettungsanker für die deutsche Energieversorgung werden. Mit dem Flüssiggas will Deutschland künftig einen Teil der Erdgasimporte aus Russland ersetzen. Drei deutsche Häfen sind für den Bau eines LNG-Terminal vorgesehen. Davon hat Stade als erstes ein wichtiges Zwischenziel erreicht: In dieser Woche wurden die rund 7.000 Seiten umfassenden Antragsunterlagen für das Genehmigungsverfahren übergeben - medienwirksam im Stader Hafen.
Das WOCHENBLATT liefert hier alle aktuellen Entwicklungen und Informationen rund um das Thema LNG-Terminal:
Stadt Stade erteilt Einvernehmen
Die Hansestadt Stade hat bereits im Vorfeld den Weg freigemacht für die weiteren Terminal-Planungen: Mit einer satten Mehrheit von 38 zu drei Stimmen erteilte der Rat das sogenannte kommunale Einvernehmen. Bei diesem „Go“ der Politik geht es um eine rein formalrechtliche Betrachtung, ob das Vorhaben im Rahmen des Planungsrechts zulässig ist. Klima- oder energiepolitische Aspekte bleiben dabei außer Acht.
Laut Stadtbaurat Lars Kolk kann Stade eine Baugenehmigung gar nicht verweigern, da die geplanten Anlagen in einem bestehenden Industriegebiet errichtet werden sollen. „Die Stadt hat dieses Bauvorhaben nur hinsichtlich der Vorgaben des Baugesetzbuches zu bewerten.“ Für die Prüfung in Bezug auf die Umweltverträglichkeit sei eben nicht die Stadt, sondern das Gewerbeaufsichtsamt zuständig. Dieses Baugenehmigungsverfahren steht aber nicht für sich, sondern ist eingebunden in das immissionsschutzrechtliche Verfahren durch das Gewerbeaufsichtsamt.
Auch wenn es sich um eine eher formalen Akt handelt: Mit dem frühzeitig erteilten Einvernehmen wollen Politik und Verwaltung in Stade auch ein Zeichen setzen. Bürgermeister Sönke Hartlef betont, dass sich der Standort am Stader Seehafen „hervorragend“ eigne.
Gewerbeaufsichtsamt prüft Unterlagen
Das Gewerbeaufsichtsamt (GAA) in Lüneburg führt als zuständige Genehmigungsbehörde ein Prüfverfahren nach den Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImschG) durch. Daran werden verschiedene Fachbehörden beteiligt. Die von der HEH eingereichten Unterlagen befassen sich u.a. mit möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und sie enthalten Gutachten zur Sicherheit der Anlagen.
Danach geben die Behörden ihre Stellungnahmen ab, die anschließend öffentlich ausgelegt werden. Ganz am Schluss dieses aufwändigen Prüfverfahrens steht – ggf. nach erfolgter Nachbesserung – die erhoffte Genehmigung durch das Gewerbeaufsichtsamt.
HEH-Mitgesellschaft Manfred Schubert rechnet mit einer Bearbeitungszeit von rund einem Jahr: „Wir hoffen, dass die Genehmigung Anfang 2022 erteilt wird.“ Danach könne zügig mit dem Bau des Terminals begonnen werden. Schubert ging vor zwei Wochen noch von einer Bauzeit von drei Jahren aus. „Mitte 2026 dürfte das Terminal den Betrieb aufnehmen“, erklärte er Anfang April. Da hatte Umweltminister Olaf Lies noch nicht das neue Tempo beim Terminal-Bau verkündet.
Niedersachsen Ports reicht ebenfalls Planunterlagen ein
Damit das Flüssiggas angelandet werden kann, müssen die Hafenanlagen am Stader Seehafen erweitert werden. Dafür ist ein gesondertes Genehmigungsverfahren beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erforderlich. Am Ende erfolgt ein Planfeststellungsbeschluss.
Der Antrag dafür wurde jetzt vom Hafenbetreiber, der landeseigenen Gesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) ebenfalls eingereicht. Vorgesehen ist, dass mindestens ein Anleger für Schiffe errichtet wird, die LNG transportieren. Gegenstand der Planungsunterlagen ist ein Schiffsliegeplatz mit einer Länge von rund 660 Metern für Gastanker südlich des bestehenden Hafens an der Elbe sowie die Erweiterung des Südhafens um zwei weitere Liegeplätze.
NPorts-Geschäftsführer Holger Banik: „In den vergangenen Monaten hat unser Technik-Team einen enormen Sprint hingelegt, um die Genehmigungsunterlagen zu erarbeiten."
Dow wird HEH-Gesellschafter
Der Terminal-Projektierer Hanseatic Energy Hub (HEH) holt seinen Nachbarn als wichtigen Partner mit ins Boot: Der Chemiekonzern Dow wird Minderheitsgesellschafter bei HEH. Beide Unternehmen hatten bereits eine enge Kooperation vereinbart: So soll die industrielle Abwärme, die bei der Produktion im Chemiewerk entsteht, ohne Rückwandlung des verflüssigten Gases in seinen gasförmigen Zustand genutzt werden – ganz ohne weiteren Energieaufwand. Stichwort: „Zero-Emission-Terminal“.
„Hier können Synergieeffekte genutzt werden“, erklärt Katja Wodjerek, Präsidentin und General Managerin von Dow Deutschland, Österreich und Schweiz. Sie verweist auf das Know-how des neuen Gesellschafters: Dow verfüge über mehr als 50 Jahre Erfahrung mit verflüssigten Gasen und sei zudem führend in Deutschland bei der Gewinnung und Nutzung von Wasserstoff. Darüber hinaus bringe Dow das Grundstück für das Terminal in die Partnerschaft ein.
EnBW will als Großkunde LNG abnehmen
Mit EnBW hat die Hanseatic Energy Hub (HEH) einen großen deutschen Energieversorger als Kunden gewonnen. Das süddeutsche Unternehmen, das mehr als fünfeinhalb Millionen Kunden hat, will künftig Erdgas über das Stader LNG-Terminal beziehen. Eine entsprechende förmliche Absichtserklärung ist jetzt unterzeichnet worden. In einem ersten Schritt will EnBW jährlich drei Milliarden Kubikmeter Erdgas abnehmen. Das wäre fast ein Viertel der zunächst vorgesehenen Gesamtkapazität des Terminals von 13,3 Milliarden Kubikmetern.
Was aus Sicht des Unternehmens besonders relevant sei: das „Zero-Emission“-Konzept sowie die kurze Distanz zum nächstgelegenen Anschluss an das deutsche Gasnetz.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.