LNG-Terminal: Minister kommt zum ersten Rammschlag
Aus Stade bekommt Deutschland künftig Energie
Nie wieder russisches Erdgas: Unter diese Devise ließen sich die Bemühungen stellen, Deutschland aus der Abhängigkeit eines der bisherigen Hauptlieferanten fossiler Brennstoffe herauszuführen. Als erster Schritt entstehen in vier Häfen an Nord- und Ostsee sechs schwimmende Terminals für den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG). Spätestens seit der Neujahrsansprache von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weiß jeder hierzulande, dass Stade einer der LNG-Standorte sein wird. Scholz bezeichnete den Bau der LNG-Terminals als Meilenstein für die deutsche Energieversorgung. Während in Wilhelmshaven die erste schwimmende Anlage bereits ihren Betrieb aufgenommen hat, laufen am Stader Seehafen vorbereitende Bauarbeiten. Am Freitag, 20. Januar, wird im Beisein von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) wasserseitig offiziell der erste Rammschlag erfolgen und damit der symbolische Startschuss für den Bau der Hafenanlagen zum Andocken des schwimmenden Terminals fallen.
Stades Zukunft als Energiehafen
"Ich blicke mit großer Begeisterung auf die Entwicklung in Stadersand", erklärt Landrat Kai Seefried (CDU) gegenüber dem WOCHENBLATT. Mit dem LNG-Terminal nehme die Hansestadt eine zentrale Rolle für die Energieversorgung in Deutschland ein. "Die Republik schaut auf Stade", betont Seefried. Der Landrat gehört zu denjenigen in der Region, die sich bereits in den vergangenen Jahren - noch weit vor dem russischen Angriff auf die Ukraine - für die Errichtung eines LNG-Terminals im Industriegebiet Stadersand stark gemacht haben. Bereits in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter warb er dafür, dass sich der Stader Hafen zu einem Energiehafen entwickelt, in dem übergangsweise LNG und später nachhaltige Energie umgeschlagen wird. Stade müsse zu einem Drehkreuz für "grünen" Wasserstoff und andere nachhaltig erzeugte Gase werden.
Bereits seit 2018 laufen konkrete Pläne für das Stader LNG-Terminal, das neben dem Dow-Gelände errichtet werden soll. Nach den Plänen des Projektierers Hanseatic Energy Hub (HEH) soll das Land-Terminal 2026 in Betrieb gehen. Dow wird die erforderliche Wärme liefern, um das auf minus 162 Grad herabgekühlte LNG wieder zu "regasifizieren". Diese Abwärme ist ein Nebeneffekt bei der Dow-Produktion. Nach den bisherigen Schätzungen dürften später rund 100 Tankschiffe pro Jahr am LNG-Terminal anlegen. Das wären im Schnitt zwei Schiffe pro Woche.
Für das landseitige LNG-Terminal sollen am Hafen zwei neue Löschköpfe errichtet werden. An dem einen wird das LNG angeliefert, der andere wird dazu genutzt, das Flüssiggas für den Weitertransport in andere Länder auf kleinere Tanker umzuladen oder um Bunkerschiffe zu befüllen, die mit Gas betriebene Frachter im Hamburger Hafen versorgen. Zum Zwischenspeichern des Gases sollen zwei riesige Tanks bereitstehen.
Landrat hofft auf schnelles Tempo
Seefried hofft nun, dass bei dem Genehmigungsverfahren für das landseitige LNG-Terminal später das gleiche Tempo an den Tag gelegt wird wie jetzt beim schwimmenden Terminal, das voraussichtlich im Oktober dieses Jahres mit der Verarbeitung des verflüssigten Gases beginnen wird. Die Geschwindigkeit bei diesem Projekt sei - genauso wie in Wilhelmshaven - beeindruckend. Das mache Mut, weil es zeige, wie effizient und zielorientiert an der Sicherstellung der Energieversorgung gearbeitet werde. "Dieses Tempo sollte beispielhaft auch für die Realisierung von anderen wichtigen Infrastrukturprojekten sein", sagt Seefried.
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