Am Standort Stade soll in "Nachhaltigkeitsprojekte" investiert werden
Dow-Verkauf: "Auf das Kerngeschäft konzentrieren"

Verkehrsgünstiger Standort an der Elbe: Die Dow-Produktionsanlagen aus der Luft   | Foto: Martin Elsen/nord-luftbilder.de
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jd. Stade. Der geplante Verkauf von Betriebsteilen des Stader Dow-Werkes sorgt auch bei den Beschäftigten für Verunsicherung. Wie berichtet, beabsichtigt der Chemiekonzern, sich von seinen Unternehmensbereichen Infrastruktur und Dienstleistungen zu trennen. Am Standort Stade seien in den "betrachteten Infrastruktur- und Servicebereichen derzeit 200 bis 300 Mitarbeiter beschäftigt", so Dow-Pressesprecher Stefan Roth.
Betroffen von den Verkaufsplänen sollen neben der Werksfeuerwehr die Hafenlogistik, die Verladebereiche und auch die Kläranlage sein. Ob ein potenzieller Käufer - Roth spricht vage von einer "noch zu bestimmenden dritten Partei" - den betroffenen Arbeitnehmern weiterhin die bei der Dow geltenden Tarif- und Sozialstandards gewährt, ist völlig offen.

Roth betonte nochmals, dass zunächst nur "Möglichkeiten geprüft werden", die genannten Betriebsteile zu veräußern. Dabei geht es nicht nur um Stade: Die Verkaufspläne seien "Teil einer globalen Überprüfung von Nicht-Produktionsbereichen innerhalb von Dow".

Die Auslagerung solcher Bereiche ist ein gängiges Geschäftsmodell bei Unternehmen der chemischen Industrie. Meist werden dann sogenannte Beteiligungsgesellschaften gegründet, an denen die Konzernmutter Anteile hält. Bei Dow ist offenbar eine andere Vorgehensweise geplant: Der Chemiekonzern mit Hauptsitz in den USA sucht eine Drittfirma, die die Infrastruktur und die Dienstleistungen übernimmt. Denn, so Roth: "Die Bereitstellung von Standort-Infrastrukturdiensten gehört nicht zum Kerngeschäft von Dow."

Kein Verkauf von Produktionsanlagen

"Wir sind überzeugt, dass ein spezialisierter Anbieter von Infrastrukturservices viel besser in der Lage sein kann, die Standortinfrastruktur nicht nur zu erhalten und zu verbessern, sondern auch Wachstumsprojekte verschiedener Unternehmen im Industriepark und in der Region zu unterstützen", sagt der Dow-Sprecher. Das Modell eines Infrastruktur-Betreibers sei in Deutschland seit vielen Jahren eine etablierte und sehr erfolgreiche Industriepraxis. Roth betonte: "Es bestehen derzeit keine Absichten, Produktionsanlagen von Dow am Standort zu veräußern."
Aus dem Verkauf erhofft sich Dow offenbar einen Kapitalzufluss, um so wohl auch Investitionen im Stader Werk finanzieren zu können. Gefragt nach künftigen Projekten, die am Standort an der Unterelbe vorangetrieben werden sollen, erklärt Roth: "Wir sind davon überzeugt, dass der Standort Stade und die Dow-Anlagen durch die Veräußerung der Standortin-frastrukturdienste besser innerhalb des Konzerns positioniert ist, um unser Kerngeschäft weiterzuentwickeln und zukünftig Investitionen vor allem in Nachhaltigkeits- und Zukunftsprojekte umzusetzen."

Gemeint sein dürften damit u.a. Überlegungen, im Stader Werk in größerem Umfang Wasserstoff zu erzeugen. Wenn Dow durch den Verkauf nicht-produktionsrelevanter Bereiche finanzielle Mittel akquiriere, um in solche Zukunftstechnologien zu investieren, sei dagegen nichts einzuwenden, meint Stades Bürgermeister Sönke Hartlef. Alles was dazu diene, Stade zu einem zukunftssicheren Standort zu machen, sei zu begrüßen, so der Bürgermeister. Befürchtungen, dass Ausgliederungen von Betriebsteilen sich nachteilig für die betroffenen Beschäftigten auswirken, hätten sich in den Vergangenheit als unbegründet erwiesen. Als Beispiel nannte Hartlef die Übernahme einzelner Bereiche durch die Firma Olin. "Auch das hatte für die Mitarbeiter keine negativen Folgen."

Seefried will das Gespräch suchen

Der CDU-Landtagsabgeordnete Kai Seefried, in dessen Wahlkreis das Stader Dow-Werk liegt, hält sich mit einer Bewertung der Verkaufspläne noch zurück. Es sei schwierig, auf Basis der jetzt vorliegenden Informationen eine Aussage zu treffen. Seefried bemüht sich gemeinsam mit seinem Parteifreund Helmut Dammann-Tamke gerade um ein Gespräch mit der Stader Werksleitung, um im direkten Austausch Genaueres zu erfahren.

Zwei Punkte seien ihm aber wichtig, so Seefried: "Erstens muss eine verlässliche Lösung für die betroffenen Mitarbeiter geschaffen werden, bei der die bisherigen Arbeitsbedingungen auch für die Zukunft abgesichert sind." Und zweitens sollten die Dow-Pläne als Chance begriffen werden, neue Zukunftsperspektiven zu schaffen. Ein Käufer der Dow-Infrastruktur werde sich vielleicht auch als Investor am Ausbau des Stader Hafens zu einem Umschlagplatz für LNG und Wasserstoff beteiligen. Er sehe hier viele Möglichkeiten, so Seefried: "Das Thema wird jetzt richtig Fahrt aufnehmen."

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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