Hiobsbotschaft beim Hafentag im Stadeum
Güterumschlag im Stader Hafen um fast die Hälfte gesunken
Die schwierige wirtschaftliche Lage schlägt sich auf den Handel zur See nieder. Die Einbrüche bei der Frachtschifffahrt bekommen auch einige niedersächsische Häfen zu spüren - allen voran der Stader Hafen. Dort wurden im ersten Halbjahr 47 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres umgeschlagen. Nur 1,5 Millionen Tonnen an Gütern landeten die Schiffe an. Die für Stade höchst unerfreulichen Zahlen wurden jetzt auf dem niedersächsischen Hafentag genannt. Eingeladen zur Veranstaltung im Stadeum hatte die Hafenmarketinggesellschaft "Seaports of Niedersachsen".
Wirtschaftsminister Lies ist in Sorge
Unter den rund 250 Gästen als Wirtschaft, Politik und Verwaltung war auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. Der SPD-Politiker zeigte sich angesichts der stark rückläufigen Hafen-Umschlagsmengen in Stade voller Sorge. Er forderte "wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen" und finanzielle Entlastungen für die energieintensive Industrie. Im Blick hat Lies dabei die Chemieunternehmen gleich nebenan auf Bützflethersand - sprich: Dow, Olin und Co. Dort sei es den Betrieben aufgrund der hohen Strompreise derzeit nicht mehr möglich, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren, so Seaports-Geschäftsführer André Heim. Das habe zu "dramatischen Umsatzeinbrüchen und Krisensituationen" in den Unternehmen geführt - mit negativen Auswirkungen auf die Umschlagsmengen im Stader Seehafen.
Rückgänge beim Hafenumschlag gab es vor allem im Bereich der festen Massengüter. Hier gab es ein Einbruch von 25 Prozent. So wurden beispielsweise noch zu Beginn des Jahres große Mengen an Kohle umgeschlagen. Da aber einige Kohlekraftwerke stillgelegt wurden, ging der Bedarf an dem fossilen Brennstoff stark zurück. Heim machte sich aber nicht um den Stader Hafen Gedanken: So wurden am Terminal in Wilhelmshaven 16 Prozent weniger Container umgeschlagen. Auch die Seehäfen Nordenham und Papenburg verzeichneten Rückgänge im zweistelligen Bereich, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in Stade.
Häfen und ihre Verkehrsanbindungen ausbauen
Wirtschaftsminister Lies möchte nun gegensteuern. Er betrachtet Investitionen in die Häfen und deren Verkehrsanbindung als nationale Aufgabe: "Leistungs- und zukunftsfähige Häfen und verlässliche Hinterlandanbindungen sind Grundvoraussetzung für Außenhandel, Versorgungssicherheit, Umsetzen der Energiewende und die nationale Sicherheit in Deutschland." Die Entwicklung der Häfen müsse als gesamtdeutsche Gemeinschaftsaufgabe betrachtet und endlich mit oberster Priorität behandelt werden. Deutschland müsse Milliarden in den Ausbau der Häfen investieren. "Allein schon aufgrund unserer geografischen Lage wird Niedersachsen die zentrale Rolle bei der Energiewende spielen."
Die erste stellvertretende Bürgermeisterin der Hansestadt Stade, die CDU-Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke, machte in ihrem Grußwort ebenfalls auf die Probleme beim Hafen und bei den Unternehmen in dessen direkter Nachbarschaft aufmerksam: "Der Stader Seehafen und die dort angesiedelten Unternehmen haben Stade zu Wohlstand verholfen. Wenn es dem Stader Seehafen und diesen Unternehmen gut geht, dann geht es auch der Stadt gut. Denn wie schon in der Hansezeit stehen Häfen für Handel, Wohlstand, Innovation und Wirtschaft."
Diskussion: Die Häfen und die Energiewende
Abgerundet wurde der offizielle Teil durch eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Niedersachsens Seehäfen – für die Energiewelt von morgen“. Wirtschaftsminister Lies diskutierte mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft über die Entwicklungen und Herausforderungen der niedersächsischen Seehäfen sowie deren Rolle im Kontext der Energiewende. Zur Gesprächsrunde gehörten Dr. Neldes Hovestad (Dow Deutschland), Michael de Reese (Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische Seehäfen), Dr. Johann Killinger (Hanseatic Energy Hub), Holger Bär (VCI Nord und Olin International) sowie Dr. Dennis Kruse (Deutsche WindGuard).
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