Jeder Einsatz berührt
WOCHENBLATT-Interview mit dem scheidenden Gemeindebrandmeister Joachim Vobienke

Joachim Vobienke (re.) mit seinem Nachfolger Sven Bauer
  • Joachim Vobienke (re.) mit seinem Nachfolger Sven Bauer
  • hochgeladen von Bianca Marquardt

bim. Tostedt. In der Arbeit in der Freiwilligen Feuerwehr der Samtgemeinde Tostedt sieht er eine der schönsten Bürgerpflichten: Joachim Vobienkes (61) Herz schlägt seit Jahrzehnten für dieses Ehrenamt zum Wohle der Bürger der Samtgemeinde. Am kommenden Freitag wird er aus seinem Amt als Gemeindebrandmeister, das er seit dem 1. Mai 2003 ausübte, feierlich verabschiedet. Im WOCHENBLATT-Interview blickt er auf diese Zeit zurück.
WOCHENBLATT: Was war Ihre Motivation, sich in der Feuerwehr zu engagieren?
Joachim Vobienke: Nach meiner Bundeswehrzeit zog ich mit meiner Frau nach Tostedt. Nachdem sich Tostedt/Todtglüsingen als Wohnort festigte, wollte ich mich in meinem Umfeld ehrenamtlich engagieren, suchte und sah bei der Feuerwehr eine sinnvolle und wichtige Aufgabe.
WOCHENBLATT: 14 Jahre lang waren Sie Gemeindebrandmeister. Welches war Ihr schönstes, welches Ihr schlimmstes Erlebnis?
Joachim Vobienke: Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn jeder Einsatz ist auch mit persönlichen Schicksalen, Leid und Tragik verbunden.
Die schönsten Einsätze sind sicher immer die, wenn Menschen nicht zu Schaden gekommen sind, kein Sachschaden auftritt und die Feuerwehr nicht zum Einsatz kommt.
Persönlich sehr berührt hat mich in der Tat ein Einsatz auf der Autobahn, bei dem zwei Kinder in einem Pkw verbrannt sind.
WOCHENBLATT: Worüber haben Sie sich während dieser Arbeit am meisten geärgert?
Joachim Vobienke: Ohne Frage die Ignoranz von Personen, die den Anordnungen von Einsatzkräften nicht Folge leisten, sie bedrohen, gefährden oder sogar, wie auch in meiner Dienstzeit erlebt, körperlich angreifen. Außerdem sind wir nicht die Putzkolonne der Bürger. Beispiel: ein feuchter Keller kann auch mit Feudel und Eimer selbst trocken gelegt werden.
WOCHENBLATT: In die Feuerwehr-Arbeit haben Sie viel Zeit investiert. Lässt sich das in Stunden rechnen? Und was hat Ihre Frau dazu gesagt, dass Sie oft auf Sie verzichten musste?
Joachim Vobienke: Im Schnitt sind es jeden Tag zwei bis vier Stunden gewesen. Meine Frau teilte das Engagement bei der Feuerwehr mit mir, war seit 1998 ebenfalls aktiv in der Einsatzabteilung der Ortswehr Todtglüsingen und hatte so sicher sehr viel Verständniss für meine Aufgabe.
WOCHENBLATT: Als Gemeindebrandmeister waren Sie eine Respektsperson, bei der Töster Speeldeel führen Sie Schwänke auf. Wie passt das zusammen?
Joachim Vobienke: Feuerwehr wird heute auch nicht mehr wie vor 100 Jahren militärisch geführt. Obwohl sicher viele, gerade dienstliche Dinge in Vorschriften und enge Verwaltungsabläufe eingebunden sind, sind Kameradschaft und gerade auch fröhliche Momente erforderlich, um zu einem harmonischen Miteinander im Ehrenamt zu kommen. Nur so kommt man zu einer vertrauensvollen und effektiven Zusammenarbeit in der Gruppe. Daher ist der „Schwank" bei der Töster Speeldeel eher eine Ergänzung.

Zur Person
Joachim Vobienke ist von Beruf technischer Angestellter und seit 39 Jahren verheiratet. Er trat 1988 in die Feuerwehr Todtglüsingen ein, war dort Sicherheitsbeauftragter (1990 - 1995), Gruppenführer (1993 - 1995),
Ortsbrandmeister-Vertreter (1995 - 1996) und Ortsbrandmeister (1996 - 2003).
Auf Samtgemeinde-Ebene ist Joachim Vobienke seit 1990 bis heute Ausbilder im Grundlehrgang. Neben seiner Funktion als Gemeindebrandmeister war er Samtgemeinde-Atemschutzbeauftragter (1991 - 2002).
In der Feuerwehr des Landkreises Harburg ist er seit 2005 Zugführer im Fachzug Tierseuchen und seit 2005 in der technischen Einsatzleitung. Beide Aufgaben übt er bis heute aus.