Zum 31. Juli fehlen 67 Krippen- und 53 Kitaplätze / Zweifel an Bedarf
Diskussion zum geplanten Neubau und der Erweiterung der Kita "Spatzennest"
bim. Tostedt. Eine ausführliche Antwort auf eine Reihe von Fragen der Wählergemeinschaft Tostedt zu Neubau und Erweiterung der Kindertagesstätte "Spatzennest" durch das Sozialwerk legte die Tostedter Samtgemeindeverwaltung jetzt in der Sitzung des Sozialausschusses vor. Harald Stemmler (WG) hatte u.a. wissen wollen, ob ein Bedarf für die Betreuungsplätze besteht und weshalb der Bau einer Krippe an der Grundschule Todtglüsingen sowie die Aufstockung der Kita Minitos nicht weiterverfolgt wurde.
Die 1987 gegründete Kita "Spatzennest" nahe der sogenannten Krech-Siedlung besteht derzeit aus vier Elementargruppen inklusive Integrationsgruppe mit Sprachförderung und 93 Plätzen. Wie berichtet, hat das Sozialwerk im vergangenen Jahr ein Nachbargrundstück erworben und plant, das "Spatzennest" um zwei Krippengruppen (bis zu 30 Plätze) und eine weitere Elementargruppe (bis zu 25 Plätze) zu erweitern. Die Fertigstellung der Kita ist für Juni 2022 geplant.
Einige Anwohner haben u.a. die Befürchtung, dass der Verkehr in dem ohnehin bereits durch parkende Fahrzeuge belasteten Wohngebiet noch zunimmt. Auch kritisieren sie "die Massivität dieses Gebäudes in einem Wohngebiet von Einzel- und Doppelhäusern".
Im März hatte der Samtgemeinderat einstimmig beschlossen, das Projekt zu unterstützen. Die Verwaltung sollte weiterhin mit dem Sozialwerk als Träger in Kontakt bleiben und darauf hinweisen, dass bei Nichteinhaltung des Bebauungsplanes der Rat der Gemeinde darüber beraten muss.
Die Verwaltung hat auf den Fragenkatalog der WG hin eine umfassende Aufstellung geliefert und kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass zum 31. Juli 67 Krippen- und 53 Kitaplätze fehlen, davon allein 41 Krippenplätze in Tostedt. Zwischen August 2020 und März 2021 wurden - inklusive Zu- und Wegzüge - 188 Geburten verzeichnet.
Die Erweiterungen der Kita Todtglüsingen und der Kita Minitos waren aus Kostengründen nicht weiterverfolgt worden, weil die Schaffung eines Krippenplatzes in Todtglüsingen rund 95.000 Euro gekostet hätte. Bei der Aufstockung der Kita Minitos hätte der Quadratmeter zwischen 6.186 und 6.500 Euro gekostet.
Ziel der Samtgemeinde sei es, ortsnah Kinderbetreuungsplätze anzubieten. Da der Bau einer Kita im Bereich der Gartenstadt Heidloh, deren nunmehr dritter Bauabschnitt aktuell bebaut wird, noch dauern wird, sieht die Verwaltung die Schaffung von Krippenplätzen im unweit gelegenen "Spatzennest" als sinnvoll an. Krippenkinder aus der Gartenstadt, die bisher in anderen Kitas betreut werden, könnten dann ins "Spatzennest" wechseln. Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam machte noch einmal deutlich, dass die Samtgemeinde dem Träger nicht vorschreiben könne, wo er Plätze schafft. "Die Plätze werden benötigt", betonte Dörsam.
Harald Stemmler sieht den Bedarf an dem "Spatzennest"-Standort anhand der Statistik dennoch nicht gegeben, nannte diesen "herbeigeleitet", "konstruiert" und "Verschiebebahnhof". "Der Elternwille wird ausgehebelt, wenn eine Kita an einem Standort geschaffen wird, an dem kein Bedarf ist", sagte Stemmler. Er forderte außerdem eine konkrete Wirtschaftlichkeitsberechnung mit den Auswirkungen auf die Samtgemeinde, die mit dem Träger einen Vertrag, u.a. über Mietzahlungen, abschließen wird. Diese Beratungen sind noch nicht abgeschlossen. Ergebnisse sollen in einer außerordentlichen (nicht-öffentlichen) Sitzung des Samtgemeindeausschusses am kommenden Donnerstag, 27. Mai, präsentiert werden. Dann soll die Verwaltung eine weitere Anfrage von CDU sowie von den Wählergemeinschaften Wistedt und Tostedt beantworten, die sich auf die "schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Verwaltung und die politisch Verantwortlichen" beziehen (siehe Kasten).
Die ausführliche Antwort der Verwaltung auf die WG-Anfrage ist nachzulesen unter www.tostedt.de (Politik online > Sitzungskalender > Jugend-, Senioren-, Sozial- und Sportausschuss).
Die Gräben sind längst gezogen
Der Projektverantwortliche des Sozialwerks hatte am 14. Mai ein Schreiben an die Verwaltung und die Fraktionsvorsitzenden geschickt, in dem es nach den Ausführungen im Fachausschuss Vorwürfe gab, weshalb sich die politischen Beratungen so lange hinziehen würden und es nach mehr als einem halben Jahr noch keinen Vertragsentwurf gebe. Erster Samtgemeinderat Stefan Walnsch hat dem Verantwortlichen des Sozialwerks eine umfangreiche Antwort mit allen bisherigen Gesprächs- und Beratungsfolgen geschickt, der sich daraufhin entschuldigt habe. Samtgemeinde-Bürgermeister Dörsam appellierte an alle Beteiligten, "keine unangebrachten Gräben" zu öffnen. Doch sind die schon lange gezogen. Denn bereits vor einigen Wochen gab es ein anonymes Schreiben - den Argumentationen der Anwohner folgend -, mit dem die politischen Entscheidungsträger nach ihren positiven Votum für die "Spatzennest"-Erweiterung massiv und unangemessen angegriffen worden waren.
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