Was ist aus den Gründerpreisträgern geworden?
Hilfe in schweren Zeiten: Mapapu
as. Tostedt. "Auch wenn es schon eine Weile her ist, werden wir in der Region noch häufig auf den Gründerpreis angesprochen", sagt Hendrik Lind. 2015 hat er gemeinsam mit seiner Frau Jennifer Arndt-Lind für ihre "Mapapus", Mama-Papa-Puppen, den Publikumspreis des WLH-Gründerpreises gewonnen (das WOCHENBLATT berichtete).
Das WOCHENBLATT stellt in loser Reihenfolge Unternehmen vor, die mit dem Gründerpreis ausgezeichnet wurden - und was aus ihnen geworden ist. Heute: die Mapapu GbR aus Tostedt.
Ein "Mapapu", das ist ein personalisiertes Kuscheltier, das aus der Kleidung eines geliebten Verstorbenen für die Angehörigen hergestellt wird. Durch die Verwendung von Kleidungsstücken der Eltern wird zum einen der vertraute Geruch festgehalten, zum anderen entsteht durch den bekannten Stoff eine ganz eigene Bindung zur Puppe.
Nach und nach wuchs das Unternehmen. Fertigte Jennifer Arndt-Lind die Puppen anfangs noch allein, so beschäftigt Mapapu mittlerweile fünf weitere Näherinnen und ist in größere Büroräume umgezogen. Momentan beträgt die Wartezeit zwölf Wochen. "Allein bei Facebook haben wir 40.000 Follower. Wir kommen einfach nicht mehr hinterher", sagt Hendrik Lind. Gerade in der Trauerabeit gebe es eine sehr hohe Nachfrage. Und Mapapu reagiert darauf: Jennifer Arndt-Lind bietet Einzel- und Gruppenworkshops für Trauernde an. Angehörige, die einen Menschen verloren haben, nähen mit ihr selbst einen Mapapu. Das ist auch für die ausgebildete Sterbeamme nicht immer leicht. "Diese Arbeit ist sehr intensiv. In die Entstehung eines Mapapus fließen viele Tränen aus Trauer - und aus Liebe", sagt Hendrik Lind. Er berichtet: "Die Einzelworkshops sind schon etwas für Mutige. Aber auch eine effektive Form der Trauerabeit. Der Effekt ist viel größer, als wir gedacht haben."
Bis zu einem halben Jahr im Voraus sind diese Kurse ausgebucht.
Für Erwachsene bietet "Mapapu" jetzt auch "Zapos", Zauber-Ponchos, an. "Das Mapapu ist etwas zum in den Arm nehmen. Der Zapo ist zum Umarmtwerden", erklärt Lind. Und fügt hinzu: "Nicht jeder ist ein Kuscheltier-Fan. Und oftmals ist Kleidung da, die nicht für Mapapus geeignet ist." Beim Zapo wird die Kleidung der Angehörigen unauffällig im Innenbereich vernäht.
Diese Ideen entstehen aus der Arbeit heraus, so der Mapapu-Mitgründer. "Wir haben mit tausenden von Trauernden pro Jahr zu tun, und erkannt, welche Bedürfnisse sie haben."
So auch die Idee für das neue Unternehmen der beiden: "Trosthelden". Sie wollen 2020 eine Online-Plattform rund um Trost ins Leben rufen, mit Offline- und Online-Angeboten.
Zwar gebe es Trauergruppen, aber diese funktionierten nicht für jeden, so Lind. "Oftmals werden Menschen mit komplett verschiedenen Schicksalschlägen in eine Gruppe gesteckt. Wenn z. B. eine 25-Jährige ihren Verlobten verloren hat, muss sie auch von den Plänen für eine gemeinsame Familie Abschied nehmen. Das ist ein anderer Trauerprozess als z. B. bei einer Frau, die ihren Mann nach 50 Jahren Ehe loslassen muss." Zudem seien die Trauergruppen oft zeit- und ortsgebunden. Mit ihrer Internetplattform wollen sie deshalb Trauernde mit ähnlichen Schicksalen zusammenbringen. "Wir haben verschiedene Kategorien erstellt, wie Trauernde Eltern, Verlust durch Suizid usw. Mit einem Matching, ähnlich dem von Flirtportalen, werden Menschen zusammengebracht, die einen ähnlichen Schicksalsschlag erlitten haben. Wenn beide die gleiche Trauersprache sprechen, hilft das ungemein beim Verarbeiten des Verlusts", ist Lind überzeugt. Das Wichtigste sei, nach dem Trauerprozess wieder in die eigene Handlungsfähigkeit zu kommen. Dieser Service sei kostenlos. Zusätzlich werde es aber auch bezahlbaren Content wie verschiedene Onlinekurse, -Workshops und Livechats geben. Es scheint so, als ob die prämierten Mapapu-Gründer auch mit "Trosthelden" Erfolg haben könnten. 24 Stunden nach Bekanntgabe ihrer Idee auf Facebook hatten sie bereits 1.000 Teilnehmer.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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