Landkreis Harburg
Potenziale der Wasserstoffwirtschaft für die Region

Landrat Rainer Rempe (4. v. li.) hatte gemeinsam mit WLH-Geschäftsführer Jens Wrede (5. v. li.) und dem Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen zur Informationsveranstaltung mit zahlreichen Referenten in Buchholz geladen | Foto: H2.N.O.N
  • Landrat Rainer Rempe (4. v. li.) hatte gemeinsam mit WLH-Geschäftsführer Jens Wrede (5. v. li.) und dem Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen zur Informationsveranstaltung mit zahlreichen Referenten in Buchholz geladen
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Die Zukunft der Energieversorgung steht vor einem Umbruch – und Wasserstoff könnte dabei eine zentrale Rolle spielen. Auf Einladung des Landkreises Harburg, der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH) und des Wasserstoffnetzwerks Nordostniedersachsen (H2.N.O.N) haben jetzt Fachleute aus  Wirtschaft und Politik sowie Bürgerinnen und Bürger die Potenziale der Region diskutiert.

Im ISI-Zentrum für Gründung, Business und Innovation in Buchholz betonte Landrat Rainer Rempe, dass für den Markthochlauf von Wasserstoff Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft eng zusammenarbeiten müssten. „Unser gemeinsames Ziel ist es, die vorhandenen guten Rahmenbedingungen und die darin enthaltenen Potenziale bis hinunter auf die kommunale Ebene nachhaltig weiterzuentwickeln und die Region als Schrittmacher der wasserstoffbasierten Energiewende zu etablieren“, so Rempe. Denn fest stehe: „Mit Wind- und Solarstrom erzeugter grüner Wasserstoff soll künftig eine zentrale Rolle als klimaneutraler Energieträger insbesondere für die energieintensive deutsche Wirtschaft, aber auch für den Verkehr spielen.“

Entwicklung der Wasserstoffnutzung
in Nordostniedersachsen

Dr. Daniel Kipp vom H2.N.O.N-Regionalmanagement stellte dar, wie sich die Wasserstoffnutzung in Nordostniedersachsen aktuell entwickelt. Anschließend gaben Experten von Gasunie Deutschland, EWE Netz, Friedrich Vorwerk Group SE und BEST Fluidsysteme Einblicke in den Aufbau von regionaler Wasserstoffinfrastruktur – wie Speicher und Verteilnetze. Dabei soll bis 2036 ein über 6.000 Kilometer langes deutsches Wasserstoffkernnetz entstehen, um vor allem Küstenorte, Speicherkapazitäten und große
Industriestandorte miteinander zu verbinden.

Eine Erkenntnis der Runde: Vor allem die Nachfrage aus der Industrie werde so hoch sein, dass Wasserstoff - gegebenenfalls auch gebunden über andere chemische Verbindungen wie Ammoniak oder Methanol - über weite Strecken importiert werden muss. Gerade Niedersachsen könne von diesem Netz profitieren, das aus alten umgewidmeten Pipelines und neu zu erbauenden Abschnitten bestehen soll. Im Landkreis Harburg verläuft eine derzeit bestehende Leitung von Westen kommend über Heidenau, die sich bis Stade und Leversen in der Gemeinde Rosengarten verzweigt. Von hier aus wird derzeit eine kurze neue Verbindung nach Hamburg-Moorburg geplant. Bei der Nutzung der folgenden Verteilnetze gibt es aber noch viele ungeklärte Fragen.

Die EWE Netz betreibt zahlreiche Infrastrukturobjekte im Zusammenhang mit der Wasserstoffwirtschaft und wird bis Mitte 2026 zusammen mit weiteren Netzbetreibern einen regionalen Transformationsplan zur Umstellung auf die Wasserstoffwirtschaft entwerfen.

Gaspipelines auf
Wasserstoff umrüsten

Schon bei der Entstehung und dem Betrieb der Wasserstoffinfrastruktur spielen Unternehmen aus dem Landkreis vorne mit. So verdeutlichte Torben Kleinfeldt, Geschäftsführer der Friedrich Vorwerk Gruppe SE mit Sitz in Tostedt, wie das Unternehmen auch an den eigenen Standorten die Versorgung mit Hilfe von Wasserstoff sicherstellt. Das Unternehmen stellt Gaspipelines her und kann diese auch auf Wasserstoff umrüsten und betreiben.

Für gastechnische Anlagen sind dabei auch viele kleine Ausrüstungselemente zuständig, die u.a. auch von der Firma Best Fluidsysteme GmbH aus Brackel geplant und gebaut werden. Mit Wasserstoff und anderen Gasen besteht dabei jahrzehntelange Erfahrung, erläuterte Geschäftsführer Pierre Fischer. So steckt die Technologie aus Brackel auch in den Wasserstofftriebwagen des iLint der Firma Alstom.

Weiter ging es mit regionalen Beispielen zur Wasserstoffnutzung in verschiedenen Sektoren. Dr. Roland Hamelmann aus dem H2.N.O.N-Regionalmanagement berichtete über den Einsatz in der Industrie. Als Teil des von den Landkreisen beauftragen Regionalmanagements möchte Hamelmann lokale Arbeitsgruppen für mögliche Anwender initiieren und ist bereits mit einigen Unternehmen im Landkreis im Gespräch. „Wasserstoff kann besonders für Betriebe mit hohem Wärmebedarf interessant sein aber auch um einen 24/7 Prozess sicher abfedern zu können“, so der Experte. 

Paul Bruns von der Firma ENGINIUS, die auch einen Standort in Winsen hat, informierte über Wasserstoffantrieb für Nutzfahrzeuge und den Aufbau eines H2-Tankstellennetzes. Christoph Peters aus dem Niedersächsischen Wasserstoff-Netzwerk für den DGB beleuchtete die Rolle von Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung.

Ergänzend stellten Oliver Waltenrath und Dr. Alexander Stark vom Landkreis Harburg die regionale Zukunftsperspektive für die Energiewende vor. Hierbei wird aber auch klar, dass Wasserstoff keine greifbare Lösung für die Endverbraucher darstellen wird. Der Nutzen wird sich eher inselhaft für wenige Ortslagen oder mittelständische Unternehmen mit hohem Energiebedarf ergeben.

Landkreis Harburg ist
Teil eines Netzwerks

Zusammen mit zehn weiteren Landkreisen gehört der Landkreis Harburg zu den Trägern des Wasserstoffnetzwerks H2.N.O.N. Mehr als 150 Unternehmen, Kommunen und Einrichtungen verfolgen gemeinsam das Ziel, in der Region ein Wasserstoff-Ökosystem aufzubauen, um insbesondere den regionalen Mittelstand auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen und die Potenziale der Region in Wert zu setzen.
Für das Netzwerk steht am 30. Oktober 2025 der nächste wichtige Termin an, denn dann wird der Wasserstofftag der H2.N.O.N-Region erstmals im Landkreis Harburg in der Burg Seevetal tagen.