Winsen
Jubiläumskonzert des Heimat- und Museumsvereins gut besucht
Musik aus fünf Jahrhunderten hatte St.-Marien-Kantor Reinhard Gräler zum Konzert anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Heimat- und Museumsvereins ausgewählt. Rund 55 Zuhörer genossen dieses vielseitige Konzert, und immer wieder bereitete der Cembalist die Gäste mit kurzen Einführungen auf das zu Hörende vor. Am Ende stand natürlich die Forderung nach einer Zugabe, und die gewährte Gräler mit einem höchst modernen Stück, dem „Train“ von Juhka Tiensun aus dem Jahr 2000.
Drei Sätze von William Byrd (1543 bis 1623) eröffneten den Nachmittag, die Melodiestimmen zumeist akkordisch begleitet. Schön zu hören, aber trotz schnellen Spiels des Interpreten vom Aufbau her eher langweilig. Das änderte sich schlagartig in Johann Sebastians Bachs (1685 bis 1750) Englischer Suite Nr. 2 a-Moll. Gräler wechselte häufig die Manuale, spielte die beiden Bourrées mit atemberaubender Rasanz und setzte mit der Gigue noch eins drauf.
Bachs folgende Goldbergvariationen sollten eigentlich eine Einschlafhilfe sein, doch das wurden sie durchaus nicht, als Gräler nach drei Originalstücken einige Variationen von Fazil Say (geboren 1970) unter dem Motto „Goldberg in Istanbul“ spielte.
Nach der Pause war Richard Strauß (1864 bis 1949) angesagt. Seine Suite aus „Capriccio“ erinnerte im ersten Satz an einen Almjodler, die Gigue preschte abermals in atemberaubender Schnelligkeit daher, und im Tempo di Gavotta klang das Werk etwas ruhiger aus.
Jean-Philippe Rameau (1683 bis 1754): Von ihm erklangen vier Charakterstücke. Die Kompositionen erinnerten ein wenig an Bach, hatte er doch fast zeitgleich mit dem Thomaskantor gelebt. Zum Schluss entführte Jean Francaix die Zuhörer in ein Insektarium, stellte darin den Tausenfüßler, den Marienkäfer, die Wasserspinnen, die Meerflöhe, den Skorobäus und die Ameisen vor – allesamt muntere Stücke, mit denen Gräler die jeweiligen Insektenarten treffend charakterisierte.
Riesenbeifall am Schluss, und dann folgte der „Train“ als Zugabe - es muss ein ICE gewesen sein, der dem Komponisten vorschwebte, denn in weniger als einer Minute war er mit ungeheurer Geschwindigkeit im "Ohrenbahnhof" der Gäste angekommen.
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