Das Frühjahr ist Schwindelzeit ...
Apothekerkammer gibt Tipps für Betroffene

- Kopfschmerzen treten sehr oft im Frühjahr auf
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Zwischen März und Mai, wenn die Tage wieder wärmer werden und die Natur erwacht, fühlen sich nicht alle wohl. Vor allem Jugendliche und junge Frauen leiden häufig an Frühjahrsmüdigkeit, die mit einem schwachen Kreislauf und Schwindel einhergehen kann. Doch nicht immer handelt es sich um vorübergehende Beschwerden: Es gibt verschiedene Arten von Schwindel mit unterschiedlichen und teilweise schwerwiegenden Ursachen, betont die Apothekerkammer Niedersachsen. Wichtig ist eine sorgfältige Diagnose der zugrundeliegenden Erkrankung oder Ursache.
Schwindel hat viele Formen und Ursachen
Schwindel ist häufig ein Symptom, keine eigenständige Erkrankung. Er täuscht Bewegung vor und kann als Drehschwindel, Schwankschwindel oder Liftgefühl empfunden werden. Bei Liftschwindel fühlt man sich, als führe man in einem Fahrstuhl auf und ab. Oft folgen Benommenheit und unsicherer Gang. Weitere Begleitsymptome können Übelkeit, Erbrechen, Fallneigung, Augenzittern, Hör- und Sehstörungen, Kopfschmerzen und andere neurologische Ausfallerscheinungen sein. Ursachen können Probleme des Innenohrs bei der Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn sein – etwa nach Schlaganfällen, bei chronischen Entzündungen im Gehirn oder verschiedenen neurologischen Erkrankungen – sowie starke Blutdruckschwankungen oder auch eine Herzschwäche. Bei einigen Formen können allerdings keine organischen Ursachen gefunden werden.
Gutartiger Lagerungsschwindel
Beim Lagerungsschwindel dreht sich die Welt meist für etwa zehn bis 20 Sekunden sehr heftig um die betroffene Person, während sie liegt. In der Folge kann es zu Übelkeit, Erbrechen und einem anhaltenden schwankenden Schwindelgefühl kommen. Der gutartige Lagerungsschwindel ist zwar unangenehm und löst oft einen großen Schreck aus, ist aber harmlos. Die Ursache ist eine mechanische Störung im Innenohr, dem menschlichen Gleichgewichtsorgan. Abhilfe schafft eine Bewegungstherapie, bei der sich die Patientinnen und Patienten unter ärztlicher Aufsicht nach bestimmten Bewegungsmustern hin- und herwerfen – sogenannte Lagerungsmanöver.
Funktioneller Schwindel
Der funktionelle Schwindel fasst verschiedene Schwindelarten zusammen. Betroffene nehmen eher ein Schwanken und Wanken wahr als ein Drehgefühl und sind unsicher auf den Beinen. Außerdem kann es zu Schweißausbrüchen, Herzrasen oder Luftnot kommen. Die Gleichgewichtsorgane des Ohres sind hier meist vollkommen gesund und es ist in aller Regel keine organische Ursache feststellbar. Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können als Begleiterkrankungen vorliegen. Hilfreich können dann neben Gleichgewichts- und Gangtraining auch psychotherapeutische Behandlungen sein.
Schwindelmigräne
Diese Form des Schwindels, auch vestibuläre Migräne genannt, kann mit Kopfschmerzen einhergehen. Außerdem können migränetypische Begleiterscheinungen wie Licht- und Lärmempfindlichkeit, Ohrgeräusche oder Hörminderung, Sehstörungen sowie Übelkeit und Erbrechen auftreten. Als Auslöser kommen Stress, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen, Wetterfühligkeit, Allergien und Umweltreize infrage. Die Schwindelmigräne lässt sich schwer diagnostizieren. Bei der Behandlung stehen die Therapie der Migräne und deren Vorbeugung im Vordergrund.
Morbus Menière
Sehr ähnliche Symptome wie die Schwindelmigräne (Drehschwindel, Übelkeit und Erbrechen) zeigt der Morbus Menière, eine Erkrankung des Innenohres. Auch hier tritt der Schwindel anfallartig auf. Betroffene leiden zudem an Ohrensausen oder Hörverlust und Übelkeit. In einigen Fälle kommt es zum Tinnitus. Verursacht werden die Beschwerden einschließlich des Schwindels vermutlich durch Flüssigkeitsansammlungen im Innenohr. Die Symptome können zusammen oder einzeln auftreten und über Stunden anhalten, sodass sich Patientinnen und Patienten unter Umständen nicht mehr auf den Beinen halten können. Häufen sich die Anfälle, können Hörverlust und Tinnitus dauerhaft bleiben. Ärztlich verordnete Medikamente können die auftretenden Beschwerden lindern.
Bei Schädigung des Gleichgewichtszentrums in die Klinik
Beim einseitigen Ausfall oder der Entzündung des Gleichgewichtsnervs, fachsprachlich akute unilaterale Vestibulopathie (AUVP), kann der Drehschwindel auch mehrere Tage anhalten. Weitere Symptome sind Übelkeit, Fallneigung und Augenzittern. Oft geht die Entzündung des Gleichgewichtsnervs von allein zurück. Bei Bedarf kann Cortison eingesetzt werden. Weitaus schwerwiegender ist eine Schädigung des Gleichgewichtzentrums im Hirnstamm oder Kleinhirn durch einen Infarkt oder Durchblutungsstörungen. In solchen Fällen müssen Betroffene sofort in eine Klinik eingeliefert werden.
Schwindel als Neben- oder Wechselwirkung
Auch Medikamente, die zum Beispiel im zentralen Nervensystem wirken oder den Blutdruck senken, können zu Schwindel führen. Die unerwünschten Nebenwirkungen der blutdrucksenkenden Arzneimittel können vor allem zu Beginn der Therapie auftreten und verschwinden etwa ab der dritten Einnahmewoche. Betroffene können sich bei Schwindelanfällen, gerade wenn sie nach der Einnahme eines neuen Medikaments auftreten, an die Apotheke vor Ort wenden. Ebenso ist es möglich, dass sich mehrere gleichzeitig eingenommene Medikamente gegenseitig beeinflussen und es zu Beschwerden durch Wechselwirkungen kommt. Das pharmazeutische Fachpersonal prüft im Rahmen einer Medikationsanalyse, ob der Schwindel durch Neben- oder Wechselwirkungen verursacht werden könnte, und berät Betroffene zu einer etwaigen Umstellung oder Verminderung der Medikation. Diese sollte jedoch nie ohne Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt erfolgen.
Ärztin oder Arzt stellt Ursache fest
Darüber hinaus gibt es viele weitere Ursachen wie Unterzuckerung, bei Diabetikerinnen und Diabetikern auch Überzuckerung, sowie Sehprobleme durch eine fehlende oder falsche Brille, die Benommenheitsschwindel auslösen können. Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbelsäule können ebenfalls Schwindel verursachen. Im Alter steigt das Risiko für Schwindel aus den verschiedensten Gründen wie unter anderem der Abnahme der Seh- und Hörfähigkeiten und schlechterer Durchblutung weiter an. Grundsätzlich sollte nach einem Schwindelanfall zeitnah eine hausärztliche Praxis aufgesucht werden, um die Ursache zu klären und schwere Erkrankungen auszuschließen.
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