Schiedsrichterassistent Sascha Thielert: 250 Bundesliga-Spiele machen ihn stolz
os. Buchholz. Als er im Jahr 2006 seine erste Partie als Linienrichter in der Fußball-Bundesliga bestritt, ahnte Sascha Thielert (41) nicht, dass er 15 Jahre später eine besondere Marke erreichen würde: Am vergangenen Wochenende hatte der Schiedsrichterassistent des TSV Buchholz 08 seinen 250. Einsatz in der Beletage des deutschen Fußballs. "Das haben noch nicht viele Linienrichter erreicht. 250 Spiele, das macht mich stolz", sagt Thielert im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.
Zwischen beiden Spielen - 2006 stand Thielert bei der Partie Borussia Mönchengladbach gegen Energie Cottbus an der Linie, am vergangenen Wochenende beim Spiel 1. FC Köln gegen FC Augsburg - liegen jede Menge Anekdoten und viele vor allem technische Neuerungen. "Langweilig wird es bei diesem Job nicht", betont Thielert, der die Linienrichterei als "schönstes Hobby der Welt" bezeichnet. In seinem Hauptjob ist der 41-Jährige Geschäftsführer der Blue Gas GmbH in Hamburg, die Autogastankstellen betreibt und mit Gasen wie Propan und Butan handelt.
Aus den vielen Spielen - Thielert bestritt zudem 100 Partien als Schiedsrichterassistent in der 2. Bundesliga und war dort 24 mal als Schiedsrichter im Einsatz - die schönsten Momente herauszufiltern, fällt Thielert nicht leicht. Er nennt die Revierderbys zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 in den ausverkauften Arenen in Dortmund und Gelsenkirchen sowie das DFB-Pokalfinale im Jahr 2012 zwischen Borussia Dortmund und Bayern München (5:2). Hinzu kommt der spontane Einsatz beim Champions-League-Spiel FC Brügge und Real Madrid (1:3) im Dezember 2019. Ein angesetzter Linienrichter fiel kurzfristig aus, "ich bin offensichtlich als Erster ans Telefon gegangen, als ein Ersatz gesucht wurde", berichtet Thielert schmunzelnd. "Die Champions League war ein überragendes Erlebnis!"
In den vergangenen 15 Jahren hat sich Thielert menschlich weiterentwickelt. "Ich bin viel entspannter geworden", sagt der Buchholzer. Das liegt auch daran, dass Thielert einen guten Ruf in der Bundesliga hat. "Im Laufe der Jahre wird man immer mehr akzeptiert." Zu Thielerts Entwicklung gehört auch, dass er mit dummen Sprüchen von der Tribüne oder von Spielern gelassener umgeht. Nur eines kann Thielert nicht leiden: "Mich stört es, wenn ein Zuschauer beleidigend wird und dabei ein Kind an der Hand hat. Der bekommt von mir dann einen entsprechenden Spruch zu hören!"
Der Fußball hat sich seit 2006 ebenfalls erheblich geändert. "Gefühlt ist das Spiel deutlich schneller geworden, vor allem bei den Topmannschaften", sagt Thielert. Auch technisch hat sich eine Menge getan. Angefangen hat der verheiratete Vater zweier Kinder mit einer Holzfahne. Dann kam ein Pieper hinzu, später ein Headset, mit dem Schieds- und Linienrichter sowie Vierter Offizieller miteinander kommunizieren können. Da mittlerweile auch der Videoschiedsrichter in Köln und der Techniker in Wuppertal zugeschaltet sind, "mussten wir Funkdisziplin lernen, damit nicht alle durcheinanderreden", berichtet Thielert. Die Schulung wurde von zwei Piloten der Lufthansa durchgeführt, die den Funkverkehr aus dem Effeff kennen.
Auch wenn Linienrichter in der Fußball-Bundesliga ein zeitaufwendiger Job ist, in der Regel reisen sie einen Tag vor der Partie an, will Sascha Thielert zu seinen bisher 250 Partien noch möglichst viele hinzufügen. "Ich habe mir kein besonderes Ziel gesetzt, sondern schaue von Saison zu Saison", sagt er. Theoretisch hat er noch sechs Jahre Zeit, dann erreicht Thielert die Altersgrenze.
Sascha Thielert hat mit 15 Jahren seinen Schiedsrichterschein gemacht. Er rät Jugendlichen, es ihm nachzumachen. "Die ersten Spiele im Jugendbereich zu leiten, waren eine tolle Lebensschule." Aus dem Jugendlichen auf kleinen Amateurplätzen von damals ist ein weithin anerkannter Fachmann in den größten Fußball-Arenen geworden.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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