Rezeptwünsche können nicht erfüllt werden
Engpass bei Medikamenten
Die Lage bei manchen rezeptpflichtigen Medikamenten ist für die Apotheker und Patienten zum Verzweifeln: Bestimmte Medikamente – rund 500 derzeit – sind von den Herstellern nicht lieferbar. Die Apothekerinnen und Apotheker stehen vor einem großen Problem. Es besteht ein Antibiotika-Engpass, Medikamente für Diabetiker werden den Apotheken von den Produzenten in nur geringen Mengen zur Verfügung gestellt.
"Es bestehen verschiedene Gründe für diese Engpässe", sagt die Buchholzer Apothekerin Annelore Bansemer und führt das Beispiel Augensalbe an. "Die Präparate mit Antibiotika und Cortison werden nur von wenigen Herstellern produziert. Zudem gab es Qualitätsprobleme bei der Produktion. Ferner sind bestimmte Wirkungsstoffe nicht vorhanden."
Apothekerin Simone Hovest aus Stade und Apotheker Alexander Stüwe aus Buxtehude bestätigen ebenfalls Lieferengpässe, zurzeit insbesondere bei Antibiotika und Medikamenten gegen Asthma, Diabetes, Bluthochdruck und Epilepsie. Bei Codeintropfen als starker Hustenstiller gebe es zum Teil keine Alternativen, auf die ausgewichen werden könne. Auch Impfstoffe, z.B. gegen Gürtelrose, seien nur mit Wartezeit erhältlich. In genehmigten Ausnahmefällen dürften Apotheken auch Medikamente aus dem Ausland anbieten, die der Großhandel dann importiert. "Wir Apothekerinnen und Apotheker sind sehr bemüht, Lösungen zu finden, und stehen auch in engem Kontakt mit den Arztpraxen, damit die Kundinnen und Kunden gut versorgt werden", sagt Simone Hovest. "Die Krise hat uns zusammenrücken lassen, das Miteinander ist trotz aller Probleme gut."
Krise hat zusammenrücken lassen
Annelore Bansemer verweist auch auf die Einschränkungen, die durch die Gesundheitspolitik entstanden sind. Durch den Preisdruck, der von der Politik auf die Partner der Krankenkassen erzeugt wird, leidet die Qualität und manche Hersteller stellen die Produktion ein, weil die Gewinnmarge zu gering ist. "Da bieten sie ihre Produkte lieber im Ausland an, wo der Gewinn entsprechend höher ist", so Annelore Bansemer. Diese künstliche Lieferverengung der Medikamente ist eine Folge der Politik von Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, so die Apothekerin.
Auch Alexander Stüwe verweist auf die negativen Folgen der Gesundheitspolitik. "Die Lieferengpässe sind dadurch begründet, dass rezeptpflichtige Arzneimittel einer Art ,Kick-Back-System' unterliegen, sodass die Hersteller verpflichtet sind, den Krankenkassen Rabatte von bis zu 90 Prozent und mehr zu gewähren, um exklusiv abgegeben werden zu dürfen. Somit ist der deutsche Arzneimittelmarkt unattraktiv für den Vertrieb von Arzneimitteln ohne Patentschutz. Durch Outsourcing von Arzneimittelproduktionsstätten nach Asien, z.B. Indien und China, und Konzentration auf wenige bis einen Produzenten sind Ausfälle durch Mangel an Ausgangsstoffen oder Brand von Fabriken fatal. Das knappe Gut wird dann in andere Länder verkauft, die bereit sind, mehr zu zahlen", erläutert er die Hintergründe.
Apotheken suchen nach Alternativen
Wie sehen es die Kunden? "Wir haben zum größten Teil Kunden, die uns vertrauen und uns nicht verärgert gegenüberstehen", sagen die beiden Apothekerinnen Hovest und Bansemer unisono. "Wir versuchen alles Mögliche, um die Rezeptwünsche zu erfüllen." Doch es werde immer schwerer, so Annelore Bansemer. Das treibt die Patienten zum Teil ins Internet. Sie versuchen dort, ihre Rezepte bei internationalen Online-Apotheken einzulösen.
Dort gibt es aber den Service aus der Apotheke vor Ort nicht. Alexander Stüwe: "Während wir Alternativen benennen und individuelle Rezepturen herstellen, halten es Online-Apotheken deutlich einfacher. Sie schicken das Rezept zurück mit dem Vermerk: Nicht lieferbar."
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