Sparkassen-Investmenttag
Kapitalmarktprofi Philipp Vorndran referierte

Zufriedene Gesichter nach einem gelungenen Investmenttag (v.  re.): Vorstandsvorsitzender Andreas Sommer (Sparkasse Harburg-Buxtehude), Philipp Vorndran (Flossbach von Storch) und Cord Köster (Sparkasse Harburg-Buxtehude). | Foto: Sparkasse Harburg-Buxtehude
  • Zufriedene Gesichter nach einem gelungenen Investmenttag (v. re.): Vorstandsvorsitzender Andreas Sommer (Sparkasse Harburg-Buxtehude), Philipp Vorndran (Flossbach von Storch) und Cord Köster (Sparkasse Harburg-Buxtehude).
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Die gute Nachricht für die Kunden der Sparkasse Harburg-Buxtehude hatte Philipp Vorndran vom Vermögensverwalter Flossbach von Storch auch im Gepäck: die Zinsen sind zurück, festverzinsliche Anleihen haben an der Seite von Aktien ihre Berechtigung im Anlage-Portfolio zurückerlangt und ermöglichen durchaus Renditen, mit denen sich der Inflation gegensteuern lässt. Zuvor zeichnete er angesichts von Inflation, Fachkräftemangel und dem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit kein rosiges Bild von der Zukunft Deutschlands. Daher auch der eindringliche Appell Philipp Vorndrans an die Politik: „Mir fehlt eine klare Agenda, wie wir den Wirtschaftsstandort Deutschland erhalten. Wenn wir jetzt nicht handeln, landet Deutschland auf dem Abstellgleis.“

Veranstaltung in der Empore

Bereits zum 16. Mal veranstaltete die Sparkasse Harburg-Buxtehude den Sparkassen-Investmenttag. Nach drei Jahren, in denen die Veranstaltung digital stattfand, stieß die Rückkehr in der Empore Buchholz am Montagabend auf große Resonanz. 450 Kundinnen und Kunden der Sparkasse Harburg-Buxtehude verfolgten mit großem Interesse den Vortrag des Kapitalmarktstrategen der Flossbach von Storch AG, einer der führenden unabhängigen Vermögensverwalter in Europa.

Trotz Digitalisierung erfolgt Engagement vor Ort

Zunächst aber begrüßte Cord Köster, Direktor Regionaler Vertrieb der Sparkasse Harburg-Buxtehude, die Gäste herzlich. Er dankte ihnen für ihre Treue zur Sparkasse und betonte, dass man trotz fortschreitender Digitalisierung und ständigen Veränderungen weiter auf qualitative, persönliche Beratung und das Engagement vor Ort setze. „Die Digitalisierung ist wie ein Zug, der mit hoher Geschwindigkeit durch die ganze Welt rast und auf den wir besser früher als später aufspringen. Gleichzeitig sind Werte wie Nähe, Vertrauen, Nachhaltigkeit und Regionalität weiterhin wichtig. Als Sparkasse glauben wir, beides bieten zu können – und das macht uns für unsere Kunden wertvoll.“

Philipp Vorndran referierte

Anschließend gehörte die Bühne Philipp Vorndran. Unter dem Titel „Zeit zu handeln! Deutschland auf dem Abstellgleis?“ manövrierte der Kapitalmarktexperte die Gäste gekonnt durch aktuelle Themen wie Inflation, Fachkräftemangel und Künstliche Intelligenz, die Lage am Immobilienmarkt und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich – stets mit dem Blick darauf, was diese Entwicklungen für die Geldanlage der Menschen bedeutet.

Sorge um Wirtschaftsstandort

Gleich zu Beginn seines Vortrags machte Philipp Vorndran anhand mehrerer Beispiele deutlich, warum er die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland mit großer Sorge verfolgt. „Sind wir in Europa so aufgestellt, dass wir die nächsten 20 Jahre wettbewerbsfähig bleiben? Ich habe da meine Zweifel.“ Deutschland fehle eine grundsätzliche Agenda zur Wiedergewinnung der Wettbewerbsfähigkeit. „Blicken wir zurück auf die letzten Wahlen, da findet man Klimaschutz, Migration und soziale Themen. Das sind gewiss alles wichtige Themen, als Ökonom vermisse ich aber jeglichen Ansatz, den Wirtschaftsstandort Deutschland auf die Prioritätenliste zu nehmen. „Ich baue meine Zweifel erst ab, wenn mit dem Wirtschaftsstandort Deutschland wieder Bundestagswahlen gewonnen werden.“

Sorge Fachkräftemangel

Erschwerend komme der Fachkräftemangel hinzu. Die demographische Entwicklung schlage schon heute in allen Branchen durch und die Auswirkungen werden in den kommenden Jahren noch zunehmen. „Deutschland gehen bis 2035 zehn Prozent des Arbeitskräftepotentials verloren“, so Vorndran. Allein mit Zuwanderung sei das seiner Ansicht nach nicht aufzufangen. Daher müssten die Chancen von Künstlicher Intelligenz genutzt werden, um diesem Problem zu begegnen. „Wir sollten abends ins Bett gehen und hoffen, dass KI diese Lücke schließt.“ Sorge bereite ihm allerdings die „Angstgesellschaft Deutschland“, die schon wieder Bedenken vor KI streut, bevor sie überhaupt zum Einsatz kommt.

Immobilienmarkt mit Handlungsbedarf

Auch am Immobilienmarkt sieht Vorndran Handlungsbedarf. Deutschland hatte noch nie so viele Einwohner wie heute, demographischer Wandel und Migration erhöhen den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Demgegenüber stehen steigende Baukosten und -zinsen, die Inflation dämpft auch hier die Nachfrage. Lange Genehmigungsverfahren lähmten die Baubranche zusätzlich. „Wir brauchen in vielen Bereichen dringend eine Beschleunigung bei Genehmigungsverfahren. Wenn es nach mir geht, sollte automatisch genehmigt sein, was nicht innerhalb von drei Monaten von der Behörde abgelehnt wurde“, so der Vorschlag Vorndrans.

Inflation im Blick

Über allem steht allerdings die Inflation. Sie wirke sich auf alle Bereiche des täglichen Lebens, der Wirtschaft und auch auf die Geldanlage aus. Und sie wird uns noch etwas begleiten. „Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben“, sagt der Kapitalmarktexperte. Es gäbe drei strukturelle Treiber für die Inflation, Vorndran spricht von der „3D-Inflation“: Dekarbonisierung, Demographie und De-Globalisierung. Als Beispiele führte er unter anderem die aktuelle Heizungs-Diskussion, die überall sichtbaren Stellenanzeigen oder die fehlende Verfügbarkeit von Fiebersaft für Kinder im letzten Winter an. Insbesondere die De-Globalisierung, oder das De-Risking, wie es die Politik bezeichnet, führe zu sogenannten Skaleneffekten, die wiederum auf die Verbraucherpreise schlagen.

Was das für die Geldanlage bedeutet, machte Vorndran den Zuhörern anschließend deutlich. Nimmt man die derzeitige Inflationsrate von gut drei Prozent und rechnet dann noch 25 Prozent Kapitalertragssteuer oben drauf, müsse man schon fünf bis sechs Prozent Rendite erwirtschaften, um der schleichenden Vermögensminderung zu entgehen. Die gute Nachricht aber sei, dass man heute durchaus auch neben der Aktie wieder Produkte findet, die bis zu fünf Prozent bringen. „Heute sind alle Anlageklassen wieder sinnvoll und gehören wieder in ein gut strukturiertes Portfolio.“ Auf Aktien verzichten könne man laut Vorndran aber nicht, wenngleich sie angesichts der prognostizierten Inflationsrate einem anderen Zweck dienen. „Vor zehn Jahren konnte man mit einem Aktienportfolio reich werden. Heute sind Aktien unabdingbar, um nicht ärmer zu werden.“

Geld langfristig anlegen

Eines gelte heute allerdings noch genauso wie vor neun Jahren, als Vorndran erstmals beim Investmenttag der Sparkasse Harburg-Buxtehude sprach. „Sie brauchen Zeit und Vertrauen in ihre Geldanlage und ihren Berater. Legen Sie Ihr Geld langfristig an und lassen Sie sich von kurzzeitigen Schwankungen nicht vom Weg abbringen.“ Das gelte für jedes Alter, auch mit 85 Jahren könne man noch profitieren. „Denn wenn Sie selbst nicht mehr davon profitieren, dann sorgen Sie für Ihre Enkelkinder vor.“

Wichtig sei, dass man etwas tut. Und so richtete sich Philipp Vorndran am Ende noch einmal mit einem eindringlichen Appell an die Zuhörer – noch mehr aber an die Politik. „Handeln Sie jetzt. Sie, liebe Kundinnen und Kunden der Sparkasse, bei Ihrer Geldanlage. Und Sie, liebe Politikerinnen und Politiker, schaffen Sie die Rahmenbedingungen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu erhalten. Wenn Sie das nicht tun, fehlt mir die Phantasie, wie wir Deutschland davor bewahren, dass es auf dem Abstellgleis landet.“

Vita Philipp Vorndran

Philipp Vorndran ist seit 2009 als Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch tätig. Zuvor war er globaler Chefstratege bei Credit Suisse Asset Management sowie Chief Executive Officer (CEO) bei Credit Suisse Asset Management Deutschland. Seinen beruflichen Werdegang begann er bei Julius Bär, wo er unter anderem den Bereich Derivate leitete. Philipp Vorndran hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Würzburg studiert und war dort im Anschluss an sein Studium wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Ekkehard Wenger.

Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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