Buxtehude: Ein Pastor sagt "tschüss"
Dr. Matthias Schlicht verlässt die Buxtehuder St. Paulus-Gemeinde
ab. Buxtehude. Als Kirchenkabarettist war er in ganz Norddeutschland bekannt: Pastor Dr. Matthias Schlicht (57), der seit acht Jahren in der St. Paulus-Gemeinde tätig ist, geht. Am Sonntag, 24. Februar, gibt er um 14.30 Uhr in der St. Paulus-Kirche (Finkenstraße 53) seinen Abschiedsgottesdienst.
In der Gemeinde kam Matthias Schlicht gut an, bei Jugendlichen und "Konfis" wie bei Senioren gleichermaßen. Für jeden hatte der gebürtige Jesteburger ein offenes Ohr, war immer interessiert an Neuem, Unkonventionellem, inspirierte andere und ließ sich inspirieren. "Hier waren Menschen, mit denen ich zu fröhlichen Anlässen lachen und zu traurigen trauern konnte. Das geht nicht überall in Norddeutschland", lobt er seine Gemeindemitglieder.
"Ich habe 30 Jahre lang als Pastor Vollgas gegeben", erzählt Schlicht weiter. Jetzt beginne er, an sich, seinen Kopf und seinen Körper, zu denken. Das habe er während seines vierwöchigen Aufenthaltes in der Reha begriffen. Die hatte er gemacht, nachdem er zu Hause nicht mehr richtig abschalten konnte, auch nachts nicht. "Da halfen mir weder mein liebstes Hobby, das Kochen, noch ein Glas Wein."
Aus gesundheitlichen Gründen gehe er jetzt "einen Schritt zurück, der aber, wie ich gelernt habe, eigentlich ein Schritt nach vorne ist", weg vom Leistungsdruck.
Der 57-Jährige wird demnächst eine sogenannte Springerstelle, eine 50-prozentige Pfarrstelle im benachbarten Kirchenkreis Stade, bekleiden. Er wird sich dort um Taufen und Trauungen kümmern, für Gottesdienste und Beerdigungen da sein, aber keine Gremienarbeit mehr machen, keine Ausschüsse mehr besuchen. "Als Reaktion darauf höre ich oft, dass ich dann nur noch 50 Prozent Gehalt beziehe", sagt Matthias Schlicht. "Doch das letzte Hemd hat sowieso keine Taschen." Den Weggang aus St. Paulus habe es geben müssen, denn die Gemeinde sei groß und lebendig. "Neben Pastor Lutz Tietje hat sie einen weiteren Pastor verdient, der zu 100 Prozent für sie da ist." Bis ein richtiger Nachfolger gefunden ist, werde es aber eine Vertretung geben. "Außerdem engagieren sich hier so viele Ehrenamtliche, dass es funktionieren wird", ist der Pastor überzeugt.
Obwohl Matthias Schlicht mit seiner Frau Sandra in Buxtehude bleibt, hat es einen Umzug gegeben, weg aus dem Süden der Hansestadt, hin zum Königsdamm. Und Schlicht wird mehr Zeit haben, für Dinge, die ihm neben der Kirche ebenfalls sehr am Herzen liegen. "Kochen und Kultur", sagt er und erwähnt, dass er sich zukünftig mehr im Kulturforum am Hafen einbringen wolle.
Seine Arbeit als Kabarettist hatte Matthias Schlicht schon im vergangenen Jahr an den Nagel gehängt. Drei CDs sind von ihm erschienen, außerdem zwei Bücher. "Ich wurde schon gefragt, warum ich nicht den Pastorenberuf aufgebe und mich ganz dem Kabarett widme. Das kann ich nicht", gibt er zu. "Pastor zu sein ist meine Basis."
Redakteur:Alexandra Bisping |
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